Verleihung der Ruprecht-Karls-Preise
Informationen zu den Preisträgern
Dr. Matthias Baumhauer (Jahrgang 1980)
hat in Ulm ein Studium der Technischen Informatik absolviert und wurde im April 2009 an der Medizinischen Fakultät Heidelberg promoviert. Ausgezeichnet wird seine Arbeit mit dem Titel „Real-Time Compensation of Organ Motion for Augmented Reality in Laparoscopic Surgery “. Im Rahmen des Graduiertenkollegs 1126 „Entwicklung neuer computerbasierter Methoden für den Arbeitsplatz der Zukunft in der Weichteilchirurgie” entwarf er einen neuen Ansatz zur Kompensation von Organbewegungen bei „schlüssellochchirurgischen“ Operationen. Basierend auf einer Echtzeitauswertung der endoskopischen Videobilder und einer in Zusammenarbeit mit der Industrie entwickelten Navigationshilfe können Bewegungen des Weichgewebes erkannt und vom Computer modelliert werden. Hierdurch entstand ein vielseitig einsetzbares Computerassistenzsystem für chirurgische Eingriffe. Es lässt den Operateur mittels erweiterter Realität in das Organinnere blicken und macht auf diese Weise verdeckte Strukturen wie Blutgefäße oder Tumore sichtbar.
Dr. Christian Groß (Jahrgang 1980)
hat in Mainz Physik studiert und seine Doktorprüfung an der Heidelberger Fakultät für Physik und Astronomie im April 2010 abgelegt. Ausgezeichnet wird seine Arbeit zu „Spin squeezing and non-linear atom interferometry with Bose-Einstein condensates“. Darin geht es um die Erzeugung und Detektion verschränkter Quantenzustände in Bose-Einstein Kondensaten, ultrakalten Gasen nahe am absoluten Temperaturnullpunkt. Im Labor wurde eine besonders nützliche Art von Verschränkung erreicht, sogenanntes “spin squeezing”, womit die klassische Schrotrausch-Grenze für interferometrische Messungen überwunden werden konnte. Eine klassische Messung basiert auf der Detektion unabhängiger Atome, deren Granularität das Schrotrauschen zur Folge hat. Quantenkorrelation zwischen den Atomen – Verschränkung – bewirkt, dass diese sich kollektiv verhalten was zur Reduktion des Quantenrauschens führt.
Dr. Jörg Haustein (Jahrgang 1975)
hat in Leipzig Erziehungswissenschaft und Evangelische Theologie studiert und wurde im Juli 2009 an der Theologischen Fakultät Heidelberg promoviert. Ausgezeichnet wird seine Arbeit über „Writing Religious History. The Historiography of Ethiopian Pentecostalism“. Diese Untersuchung leistet einen originären Beitrag zur jüngsten Religionsgeschichte Äthiopiens, wo sich die Pfingstbewegung -- wie in den meisten Ländern des globalen Südens -- zu einer wesentlichen Ausdrucksform des Christentums entwickelt hat und dabei die religiöse Landschaft erheblich verändert. Dem Verfasser geht es dabei nicht nur um die Erschließung der Geschichte der Bewegung, sondern auch um die Frage, wie religionsgeschichtliche Forschung gerade die fiktionalen, politischen und ideologischen Aspekte historischer Erzählungen nutzen kann, um die Bildung und Aneignung religiöser Identitäten zu verstehen.
Dr. David Lau (Jahrgang 1980)
hat in Heidelberg Biologie studiert und wurde im November 2009 an der Fakultät für Biowissenschaften promoviert. Ausgezeichnet wird seine Arbeit über „Synaptic Activity-mediated Suppression of p53 and Induction of Nuclear Calcium-Regulated Inhibitors of Cell Death Promote Neuronal Survival through Inhibition of Mitochondrial permeability Transition“. Darin geht es um die Frage wie ein Zustand geistiger Arbeit wie sie etwa beim Lesen, Schach spielen oder beim Lösen eines Kreuzworträtsels stattfinden, das Überleben von Nervenzellen sicherstellt. Die Arbeit zeigt wie geistige Arbeit sich positiv auf die Funktion und Stabilität von Mitochondrien - den Kraftwerke der Zelle - auswirkt was letztendlich zum Schutz der Nervenzelle führt. Dies wird vor allem durch die gezielte Steuerung von bestimmten Überlebensfaktoren und “Selbstmordgenen” erreicht. Die Ergebnisse bieten einerseits die wissenschaftliche Grundlage für die alte Redensart, dass ein geistig aktiver Mensch länger lebt, andererseits eröffnen sie neue Ansätze für die Entwicklung von Therapien zur Behandlung Neurodegenerativer Erkrankungen.
Dr. Xuelei Huang (Jahrgang 1978)
hat in Shanghai und Peking Filmwissenschaft und Journalistik studiert und wurde im August 2009 an der Philosophischen Fakultät Heidelberg promoviert. Ausgezeichnet wird ihre Arbeit über „Commercializing Ideologies, Intellectuals and Cultural Production at the Mingxing (Star) Motion Picture Company 1922 – 1938“. Darin geht es um: The history of an early Chinese film company and the ways in which intellectual ideas were introduced in commercial films.
Den Umweltpreis erhält Dr. Christian Quabeck (Jahrgang 1978), für seine Arbeit „Dienende Funktion des Verwaltungsverfahrens und Prozeduralisierung“. Christian Quabeck hat in Bordeaux und Heidelberg Rechtswissenschaften studiert und im September 2009 an der Juristischen Fakultät Heidelberg seine Doktorprüfung abgelegt. Darin geht es um die zunehmende Bedeutung, die das Verfahrensrecht, speziell das Verwaltungsverfahrensrecht, bei der Rechtsverwirklichung spielt. Der sog. Nachrang des Verfahrensrechts gegenüber dem materiellen Recht wird dadurch relativiert.