Heil und Heilung
Die Kultur der Selbstsorge in der Kunst und Literatur des Mittelalters
Interdisziplinäre Tagung
Die „Kultur seiner selber“ gilt als philosophischer Imperativ der Antike. Sie umfasst ein ganzes Bündel an Maßnahmen, die auf die physische wie psychische Gesundheit des Menschen zielen: Körperpflege, sportliche Ertüchtigung, Befriedigung von Bedürfnissen, intellektuelle Betätigung, gedankliche Reflexion, kritische Selbstprüfung und soziale Interaktion. Das Konzept der Selbstsorge wird durch das frühe Christentum adaptiert, spiritualisiert und unter Einbezug des christlichen Jenseitsglaubens transformiert. Der menschliche Weg zum Heil wird als Heiligungsprozess neu interpretiert. Sinn- und Urbild für die christliche Heilsvorstellung ist der Soter Jesus Christus, der an die Stelle antiker Heilgötter tritt (Apollo, Asklepios, Hygieia). In diesem Sinne wird das philosophische Konzept der Selbstsorge zum christlichen Modell der Heilsorge umgedeutet. Der Zusammenhang von Heil und Heilung wird in der Sachliteratur des Mittelalters aufgegriffen und kontext- wie zielgruppenspezifisch ausgeleuchtet. Poetische Werke hybridisieren die verschiedenen Diskurse der selbst- und der Heilssorge, insistieren auf Unabgegoltenheiten und spitzen die Oppositionen paradox zu. Diese Konzeptualisierungen von Heil und Heilung sollen auf der Tagung auch mit Blick auf weitere Textfelder spezifiziert werden (höfische und geistliche Lehrdichtung, Naturkunde, geistliches Spiel, Mystik). Zudem wird der Skopus nicht auf Fragen der Germanistischen Mediävistik und Frühneuzeitforschung beschränkt bleiben, sondern durch Beiträge aus anderen Disziplinen (Latinistik, weitere Nachbarphilologien, Theologie, Kunst- und Medizingeschichte) erweitert werden.
Kontakt:
Prof. Dr. Tobias Bulang
Universität Heidelberg
Hauptstraße 207-209
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Herr Martin Schneider
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