Kommentiertes Vorlesungsverzeichnis WiSe 2000/2001
Vorspann
Wie schon einmal, als wir vor einigen Semestern in den Lehrveranstaltungen einen Schwerpunkt auf das Thema Altorientalische Rechtsgeschichte
legten, soll auch dieses Semester unter einem übergeordneten Thema
stehen. In der Vorlesung, in mehreren Lektürekursen und in einem
archäologisch-philologischen Seminar werden unter verschiedenen
Gesichtspunkten die Altorientalischen Vorstellungen von Tod und Jenseits
behandelt. Wer das Schwerpunktangebot dieses Semesters nutzt, hat die
Möglichkeit, eine intensive Beschäftigung mit der Bestattungskultur von
Sumerern, Babyloniern, Assyrern und Hethitern zu verbinden mit dem
angeleiteten Studium von schriftlichen Quellen wie Totenritualen und
apotropäischen Ritualen, die die Angst der Mesopotamier vor
Wiedergängern spiegeln, und kann außerdem Einblick in Mythen und
religiöse Vorstellungen gewinnen, die sich mit Tod und Nachleben
beschäftigen. Nur die Verknüpfung der aus den unterschiedlichen Quellen
gewonnenen Informationen wird den Schlüssel zum tieferen Verständnis
der altorientalischen Grabkultur und dem Verhältnis der Mesopotamier
zur Endlichkeit des irdischen Lebens liefern.
Im folgenden sind zunächst die Lehrveranstaltungen aufgeführt, die sich mit dem Themenschwerpunkt Altorientalische Vorstellungen von Tod und Jenseits
beschäftigen.
Vorlesung: Altorientalische Vorstellungen von Tod und Jenseits
Donnerstag, 9.15-10.45 h, NUni, ehem. Senatssaal
Prof. Maul
Ganz
anders als im Alten Ägypten sind die Gräber des Alten Orients aus allen
Epochen des 3. bis zum 1. Jt. v. Chr. eher unscheinbar und die
altorientalischen Grabbauten nehmen in der Architekturgeschichte
Mesopotamiens nur einen geringen Stellenwert ein. Die Ängste des
mesopotamischen Menschen waren wohl nicht, wie die seines Zeitgenossen
am Nil, in erster Linie auf die Existenz nach dem Tode gerichtet. Er
fürchtete viel mehr - wie zahlreiche Rituale und das für Mesopotamien
so kennzeichnende Phänomen der Divination deutlich zeigen - die
Zukunft, die ihn noch im Diesseits erwartete. Dennoch beschäftigten
sich auch die Mesopotamier intensiv mit dem Tod und entwickelten sehr
genaue Vorstellungen von einem Weiterexistieren des Menschen nach
seinem irdischen Leben. In der Vorlesung wird ein Überblick gegeben
über den Umgang der Sumerer, Assyrer und Babylonier mit Krankheit,
Alter und Tod; über Grabformen, Bestattungssitten und Totenkult; über
die verschiedenen Vorstellungen von Natur und Ursachen des Todes sowie
vom Weiterexistieren des Menschen nach dem Ende seines irdischen
Lebens. Von der recht diesseitigen Angst der Lebenden vor dem Unwesen
von Wiedergängern, die Krankheiten und Unheil brachten, zeugt ein
umfangreiches Corpus von Ritualen gegen den Totengeist, die ebenso wie
andere Rituale zur Bannung von Krankheit, Unheil und Schuld in der
Unterwelt sowie Anleitungen zur Nekromantie Gegenstand der Vorlesung
sein werden. Sumerische und akkadische Mythen und Epen, die von der
Unterwelt und ihrer Topografie, ihren Göttern und ihren Regeln handeln,
werden vorgestellt und als Quellen für unsere Fragestellung
herangezogen. Vor allem die sumerischen und akkadischen Erzählungen von
Gilgamesch, der sich vergeblich auf die Suche nach der Unsterblichkeit
begibt, spiegeln die Antworten der Mesopotamier auf den Sinn von Leben
und Tod.
Teilnahmevoraussetzungen: Keine; für Hörer aller Fakultäten
Einführende Literatur:
Alster, B. (Hrsg.) Death in Mesopotamia. CRRA XXVI, Mesopotamia 8, Copenhagen 1980
Boehmer, R.-M., Pedde, F., Salje, B. Uruk. Die Gräber, AUWE 10, Mainz 1995
Bottéro, J. Les inscriptions funéraires cunéiformes, in: G. Gnoli
und J. P. Vernant (Hrsg.), La mort dans les sociétés anciennes,
Cambridge 1982, 373-406
Bottéro, J. Mesopotamia. Writing, Reasoning, and the Gods.
Translated by Zainab Bahrani and Marc van de Mieroop, The University of
Chicago Press, Chicago/London 1992, 268ff.
Bottéro, J. Les morts et l'au-delà dans les rituels en accadien contre l'action des 'revenants', ZA 73 (1983), 153-203
Cassin, E. Le semblable et le différent. Symbolismes du puvoir dans le proche-orient ancien, Paris 1987, 236-257
Cavigneaux, A. Al-Rawi, F. N. H. Gilgamesh et la mort. Textes de
Haddad VI avec un appendice sur les textes funéraires sumeriens, CM 19,
Groningen 2000
Cooper, J. S. The Fate of Mankind: Death and Afterlife in Ancient
Mesopotamia, in: H. Obayashi (Hrsg.), Death and Afterlife. Perspectives
of World Religions, Contributions to the Study of Religions No. 33, New
York/Westport, Connecticut/London 1991, 19-33
Damerji, M. S. B. Gräber assyrischer Königinnen aus Nimrud,
(monographischer) Sonderdruck aus Jahrbuch des Römisch-Germanischen
Zentralmuseums 45 (1998), Mainz 1999
Ebeling, E. Tod und Leben nach den Vorstellungen der Babylonier, Berlin/Leipzig 1931
Eickhoff, T. Grab und Beigabe, Bestattungssitten der Nekropole von
Tall Ahmad al-Hattu und andere frühdynastischer Begräbnisstätten im
südlichen Mesopotamien und Luristan, München 1993, Münchener
Vorderasiatische Studien 14
Finkel, I. L. Necromancy in Ancient Mesopotamia, AfO 29/30 (1983-1984), 1-17
Forest, J.-D. Les Pratiques funéraires en Mésopotamie du cinquième
millénaire au début du troisième. Études de cas, Édition Recherche sur
les Civilisations, mémoire no 19, Paris 1983
George, A. R. The Epic of Gilgamesh: A New Translation, London 1999
Gnoli, G. Vernant, J.-P. (Hrsg.) La mort, les morts dans les
sociétés anciennes. Colloque sur l´idéologie funéraire, Ischia-Naples,
6-10 Décembre 1977, Cambridge 1982
Groneberg, B. Zu den mesopotamischen Unterweltsvorstellungen: Das
Jenseits als Fortsetzung des Diesseits, AoF 17 (1990), S. 244-261 (dort
weiterführende Literatur)
Haas, V. Hethitische Bestattungsbräuche, AoF 27 (2000), 52-67
Haller, A. Die Gräber und Grüfte von Assur, WVDOG 65, Berlin 1954
Hallo, W. W. The death of kings, M. Cogan - I. Ephcal (Hrsg.), Ah,
Assyria ... Studies in Assyrian History and Ancient Near Eastern
Historiography Presented to Hayim Tadmor, Jerusalem 1991, 148-165
Horowitz, W. Mesopotamian Cosmic Geography, Mesopotamian Civilizations 8, 1998, 268ff (zur Unterwelt)
Hutter, M. Altorientalische Vorstellungen von der Unterwelt.
Literar- und religionsgeschichtliche Überlegungen zu 'Nergal und
Ereschkigal'. OBO 63, 1985
Jestin, R. R. La conception sumérienne de la vie post-mortem, Syria 33 (1956), 113-118
Jonker, G. The Topography of Remembrance. The Dead, Tradition and Collective Memory in Mesopotamia, Leiden/New York/Köln 1995
Katz, D. Het sumerische dodenrijk, Phoenix 42/2 (1996), 91-103
Kramer, S. N. Death and Nether World According to the Sumerian Literary Texts, Iraq 22 (1960 ¦Gs. Wooley¦), 59ff
Livingstone, A. SAA 3 n32 (Unterweltsvision eines assyrischen Prinzen)
McGinnis, J. A Neo-Assyrian Text Describing a Royal Funeral, SAAB 1 (1987), 1-12
Mofidi N. B. Untersuchungen zu den Bestattungssitten in
Mesopotamien in der ersten Hälfte des ersten Jahrtausends v. Chr., BaF
23, Mainz 1999
Scurlock, J. Death and the Afterlife in the Mesopotamian Thought, in: Sasson, J. (Hrsg.), CANE (1995), 1883-1893
Scurlock, J. Magical Uses of Ancient Mesopotamian Festivals of the
Dead, in: Marvin Meyer, Paul Mirecki, Ancient Magic and Ritual Power,
Leiden/New York/Köln 1995 ¦Brill¦, 93-107
Selz, G. Den Fährmann bezahlen! Eine lexikalisch-kulturhistorische Skizze zu den Bedeutungen von addir, AoF 22 (1995), 197-209
Strommenger, E. Grab, Grabbeigabe, RlA 3 (1957-1971), 581-608 (mit weiterführender Literatur)
Tallqvist, K. Sumerisch-akkadische Namen der Totenwelt, StOr V/4, Helsingforsiae 1934
Tsukimoto, A. Untersuchungen zur Totenpflege (kispum) im alten Mesopotamien, AOAT 216, Kevelaer/Neukirchen-Vluyn 1985
Beginn: 19.10.00
Seminar: Grab und Jenseitsvorstellungen vom 3. bis 1. Jt. v. Chr.
Donnerstag, 11.15-12.45 h, Sandgasse 7, Z 010
Prof. Maul, Prof. Waetzoldt, Prof. Miglus
Das
Seminar richtet sich gleichermaßen an Studenten der Vorderasiatischen
Archäologie wie an Studenten der Assyriologie. Anhand von ausgewählten
Ausgrabungsbefunden aus den 3 Jahrtausenden mesopotamischer
Kulturgeschichte soll ein Bild von den typischen Grab- und
Bestattungsformen des Alten Orients vermittelt werden. Zur Deutung der
Befunde und der Grabbeigaben werden Keilschrifttexte herangezogen.
Teilnahmevoraussetzungen: Zwischenprüfung. Kenntnis des Sumerischen und des Akkadischen erwünscht aber nicht zwingend notwendig.
Leistungsnachweise: Kursbegleitende Übungen.
Einführende Literatur: s.o. (Literaturliste wird zu Beginn des Semesters ausgelegt)
Beginn: 19.10.00
Seminar: Das Epos Gilgamesch, Enkidu und die Unterwelt
Mittwoch, 9.15-10.45 h, Hauptstr. 126, Raum 103
Prof. Waetzoldt
Diese Dichtung zerfällt in zwei Teile: Im ersten wird von der
Klage Inannas berichtet, dass sie den Halub-Baum nicht fällen könne,
weil sich im Wipfel der Anzu-Vogel, im Stamm das Líl-Mädchen und in der
Wurzel eine Schlange angesiedelt haben. Aus dem Holz wollte sie sich
Bett und Thron anfertigen. Gilgamesch gelingt es, die Schlange zu
töten, worauf die anderen Bewohner des Baumes entfliehen. Jetzt kann er
den Baum fällen und Inanna das Holz übergeben. Aus Dank für seine Hilfe
fertigt sie daraus für Gilgamesch zwei Spielgeräte, vielleicht Reifen
und Treibstock, doch bleibt diese Deutung unsicher. Mit diesen Geräten
tyrannisiert Gilgamesch auf uns unverständliche Weise die Bevölkerung
von Uruk. Die Witwen und jungen Mädchen klagen so sehr darüber, dass
diese beiden Geräte in die Unterwelt fielen. Hier beginnt der zweite
Teil. Gilgamesch klagt bitterlich über diesen großen Verlust. Sein
Freund Enkidu lässt sich davon erweichen und erbietet sich, die
verlorenen Gegenstände aus der Unterwelt heraufzuholen. Nachdem ihm
Gilgamesch eingeschärft hatte, wie er sich dort verhalten solle, um
nicht aufzufallen und nicht selbst zu sterben, steigt Enkidu hinab. Er
macht aber alles falsch und berücksichtigt keinen dieser Ratschläge. So
fällt er dem Totenreich anheim und kann seinen Plan nicht ausführen.
Als Gilgamesch dies bemerkt, eilt er nach Nippur, um Enlil dieses
Missgeschick zu klagen, aber dieser verweigerte die Hilfe. Erst in
Eridu bei Enki erreicht er sein Ziel. Enki macht ein Loch in die
Unterwelt, so dass Enkidu aufsteigen und Gilgamesch alles über die
Unterwelt berichten könnte.
Die meisten Quellen für dieses 303 Zeilen lange Epos stammen aus
Nippur; die Texte aus Ur und Meturan zeigen zum Teil erhebliche
Abweichungen, besonders am Ende der Komposition. Vieles wird dort
ausführlicher geschildert. In der akkadischen Standard-Version des
Gilgamesch-Epos wurde nur der zweite Teil des sumerischen Epos von Gilgamesch, Enkidu und die Unterwelt
in einer fast wörtlichen Übersetzung aufgenommen. Allerdings ist dieser
kein integrierter Bestandteil, sondern als Anhang an das
Gilgamesch-Epos als 12. Tafel zugefügt. Man hatte völlig auf eine
Umgestaltung des Textes vetzichtet.
Ziel dieses Seminar ist neben der intensiven Beschäftigung mit
dem Text selbst besonders die Auseinandersetzung mit den Vorstellungen
der Sumerer vom Jenseits und der Unterwelt.
Teilnahmevoraussetzung: Zwischenprüfung in Assyriologie
Literatur: A. Falkenstein, Artikel Gilgamesch
, RIA 3,
1957-71, 361ff; A. Shaffer, Sumerian Sources of Tablet XII of the Epic
of Gilgamesh (Diss. Univ. of Pennsylvania 1963, University Microfilms
63-7085); C. Wilcke, Kollationen zu den sumerischen literarischen
Texten aus Nippur in der Hilprecht-Sammlung Jena (Berlin 1976), S.
19-21; A. Cavigneaux/F. Al-Rawi, Iraq 55, 1993, 91-105; R.J. Tournay/A.
Shaffer, L´Epopée de Gilgamesh (Paris 1994) 270-274; G. Pettinato, La
Saga di Gilgamesh (Milano 1992), 329-342; 409-412; A. George, The Epic
of Gilgamesh (1999) 175-195
Beginn: 25.10.
Seminar: Das hethitische Totenritual
Mittwoch, 16.15-17.45 h, Schulgasse 2, Semitistik
N.N.
Wenn in Hattusa ein großes Unheil geschieht, indem König oder Königin Gott wird
- mit diesen Worten beginnt das hethitische Totenritual und hiermit
deutet sich bereits an, welche Auswirkungen der Tod des Herrschers, der
gleichzeitig als Mittler zwischen Göttern und Menschen wirkte, auf die
Gesellschaft hatte. Das hethitische Totenritual gewährt einem zudem
einen Einblick in die Vorstellung über die postmortale Existenz von
König und Königin. In dem über 14 Tage währenden Ritual werden
zahlreiche Kulthandlungen vollzogen, die im Rahmen dieses Seminars in
Hinblick auf inner- und außerkleinasiatische Parallelen untersucht
werden sollen. Für die im Ritual begegnenden Motive ergeben sich
mancherlei Ähnlichkeiten etwa zu den Leichenfeiern, die im XXIII. und
XXIV. Buch der Ilias geschildert werden.
Teilnahmevoraussetzungen: Gute Kenntnisse der hethitischen Sprache
Leistungsnachweise: Kursbegleitende Übungen.
Literatur: V. Haas, Die Unterwelts- und
Jenseitsvorstellungen im hethitischen Kleinasien, in: OrNS 45 (1976)
197-212; ders. Hethitische Bestattungsbräuche, in: AoF 27 (2000) 52-67;
H. Otten, Das hethitische Totenritual, Berlin 1958; T.P.J. van den
Hout, Death as a Privilege, in: Hidden Futures (J.M.Bremer/T,P.J. van
den Hout/R. Peters ¦Hrsg.¦) Amsterdam 1994; L. Christmann-Franck, Le ritual des funérailles royales hittites
, Revue Hittite et Asianique XXIX (1971) 61-111.
Beginn: 25.10.00
Übung: Das Gilgamesch-Epos
Freitag, 10.15-11.45 h, Sandgasse 7, 010
Prof. Maul
Eines der wichtigsten Werke der akkadischen
Literatur ist das Gilgamesch-Epos, das unter Verwertung sehr alter (und
zum Teil erhaltener) sumerischer und akkadischer Erzählungen im 1. Jt.
v. Chr. verfasst und auf 12 Tafeln überliefert wurde. Es schildert
zunächst die Abenteuer des Gilgamesch und seines Gefährten Enkidu. Als
dieser stirbt, begibt sich der verzweifelte Gilgamesch auf die Suche
nach der Unsterblichkeit. In der Übung werden wichtige Abschnitte des
Epos, die für das Semesterschwerpunktthema von Bedeutung sind, gelesen.
Einführende Literatur:
Borger, R. Babylonisch-Assyrische Lesestücke, 2. Auflage, AnOr 54, Rom 1979, 105-111 (Umschrift der XI. Tafel)
George, A. R. The Epic of Gilgamesh: A New Translation, London 1999 (neueste und beste Übersetzung)
Hecker, K. Mythen und Epen II, Texte aus der Umwelt des Alten Testamentes III/4, Gütersloh 1994 (deutsche Übersetzung)
Lambert, W. G. Gilgamesh in Literature and Art: The Second and
First Millennia, in: Farkas A. E., Harper P. u. a. Monsters and Demons,
Fs. E. Porada, 1987, S. 37-52
Malbran-Labat, F. Gilgamesh. Présentation, troduction et notes, Paris 1992 (Übersetzung)
Moran, W. The Gilgamesh Epic: A Masterpiece from Ancient Mesopotamia, in: J. Sasson (Hrsg.), CANE IV (1995), 2327-2336
Oberhuber, K. Das Gilgamesch-Epos, Darmstadt 1977 (Aufsatzsammlung; z.T. veraltet)
Parpola, S. The Standard Babylonian Epic of Gilgamesh, State
Archive of Assyria Cuneiform Texts, Volume I, Helsinki 1997
(Komposittext in Keilschrift und Umschrift)
Pettinato, G. La saga di Gilgamesh. In collaborazione con S. M. Chiodi e G. Del Monte, 4. Auflage, Milano 1993 (Übersetzung)
Shaffer, A. Sumerian Sources of Tablet XII of the Epic of Gilgamesh, PhD Pennsylvania 1963
Soden, W. von, Schott A., Das Gilgamesch-Epos, Reclam, Stuttgart 1977 (deutsche Übersetzung)
Thompson, R. C. The Epic of Gilgamish, Oxford 1930, Pl. 44-54 (Keilschrifteditionen)
Tournay, R. J. Shaffer, A. L´épopée de Gilgamesh, LAPO 15, Paris 1994 (Übersetzung)
Teilnahmevoraussetzungen: Abschluss des Sprachkurses Akkadisch I-II
Leistungsnachweise: Kursbegleitende Übungen
Beginn: 20.10.00
Übung: Grabanlagen und Begräbnisse nach assyrischen Texten
Mittwoch, 13.15-14.45 h, Sandgasse 7, 0011
Prof. Deller
Beginn: 25.10.00
Übung: Babylonisch-assyrische Rituale und Beschwörungen gegen den Totengeist (Lektürekurs)
Freitag, 13.15-14.45 h, Sandgasse 7, 010
Dr. Heeßel
Nach babylonisch-assyrischen Vorstellungen konnten
Tote, die aus verschiedensten Gründen nicht korrekt bestattet worden
waren, als Totengeister wieder in die Welt der Lebenden eindringen und
Krankheit, Tod und Unglück verursachen. Zahlreiche Rituale und
Beschwörungen zeugen von den Bemühungen der babylonischen Beschwörer,
die von Totengeistern ausgehenden Gefahren zu bewältigen. In der Übung
sollen neben Ritualen und Beschwörungen gegen den Totengeist auch Texte
über die Vorstellungen, wie jemand zum Totengeist werden konnte,
gelesen werden. Daneben wird auch ein Blick auf nekromantische Rituale
zu werfen sein.
Teilnahmevoraussetzungen: Akkadisch II
Leistungsnachweise: Regelmäßige Mitarbeit
Literatur: G. Castellino, Rituals and Prayers against
, in: OrNS 24, 1955, 240-274; I.L. Finkel, Appearing Ghosts
Necromancy in Ancient Mesopotamia
, in: AfO 29/30, 1983-84, 1-17; B. Gronberg, Zu den mesopotamischen Unterweltsvorstellungen: Das Jenseits als Fortsetzung des Diesseits
,
in: AoF 17, 1990, 244-261; B.M. Nasrabadi, Untersuchungen zu den
Bestattungssitten in Mesopotamien in der ersten Hälfte des ersten
Jahrtausends v. Chr., BaF 23, Mainz 1999, bes. S. 34-59; R. Campbell
Thompson, Assyrian Prescriptions for the
, JRAS 1929, 801-823; J. Tropper, Nekromantie. Totenbefragung im Alten Orient und im Alten Testament, AOAT 223, 1989;
Hand of the Ghost
Beginn: 20.10.00
Seminar: Zeitvorstellungen und Geschichtsbewusstsein
wird noch bekannt gegeben
Prof. Maul, Prof. Assmann
Betrachtet man die Etymologie der sumerischen und akkadischen Begriffe, die
Vergangenes
und Zukünftiges
bezeichnen, ist eine auf den ersten Blick erstaunliche Entdeckung zu
machen: In der Sichtweise eines Mesopotamiers liegt die Vergangenheit
ihm angesichtig
da, wohingegen das Kommende, Zukünftige, das ist, was er als hinter
sich liegend betrachtet. In der Gedankenwelt unserer eigenen modernen
Gesellschaft wird jedoch das Umgekehrte als selbstverständlich
hingenommen: nämlich dass wir in die Zukunft schauen, und dass die
Vergangenheit hinter uns liegt. Während wir der Zukunft zugewandt
auf der Zeitachse voranschreiten, bewegten sich die Mesopotamier zwar
wie wir auf dieser Achse in Richtung auf die Zukunft fort, allerdings
mit dem Blick in die Vergangenheit gerichtet. Gewissermaßen schritten
sie ´mit dem Rücken nach vorn´, also rückwärts gehend, in die Zukunft.
Ohne das hier gewählte Bild überstrapazieren zu wollen, liegt nahe zu
folgern, dass das ´Augenmerk´ der mesopotamischen Kultur in die
Vergangenheit und damit letztlich auf den Urpunkt allen Seins gerichtet
ist. Dieses Beispiel zeigt, dass die Vorstellungen von Zeit in
erheblichem Maße die Wahrnehmung der Welt und besonders auch von
historischen Abläufen prägt.
In dem Seminar sollen die Zeitvorstellungen, die das Alte
Ägypten und das Alte Mesopotamien entwickelt haben, herausgearbeitet
und miteinander verglichen und untersucht werden, inwieweit sie ein
frühes Geschichtsbewusstsein
geprägt haben.
Einführende Literatur:
Averbeck, R. E. The Sumerian Historiographic Tradition and Its
Implications for Genesis 1-11, in: A. R. Millard, J. K. Hoffmeier, D.
W. Baker (Hrsg.), Faith, Tradition and History. Old Testament
Historiography in Its Near Eastern Context, Winona Lake 1994, 79-102
Beaulieu, P.-A. Antiquarianism and the Concern for the Past in the Neo-Babylonian Period, BCSMS 28 (1994), 37-42
Becker, A. Neusumerische Renaissance?, BaM 16 (1985)
Bernbeck, Reinhard Ton, Steine, Permanenz. Erfahrungsraum und
Erwartungshorizont in archäologischen Hinterlassenschaften des Alten
Orients, in: H.-J. Gehrke, A. Möller (Hrsg.), Vergangenheit und
Lebenswelt. Soziale Kommunikation, Traditionsbildung und historisches
Bewusstsein, Tübingen 1996, 79-107
Cooper, J. S. Paradigm and Propaganda. The Dynasty of Akkade in
the 21st Century, in: Liverani, M. (Hrsg.), Akkad. The First World
Empire. Structure, Ideology, Traditions (HANE/S 5), Padova 1993, 11-23
Dentan, Robert C. The Idea of History in the Ancient Near East, AOS, 1955
Edzard, D. O. La vision du passé et de l´avenir en Mésopotamie.
Période paléobabylonienne, in: Histoire et Conscience dans les
Civilisations du Proche-Orient ancien. Actes du Colloque de Cartigny
1986 (Les Cahiers du CEPOA 5, Louvain 1989), 157-166
Gehrke, H.-J., Möller, A. (Hrsg.) Vergangenheit und Lebenswelt.
Soziale Kommunaikation, Traditionsbildung und historisches Bewusstsein,
Tübingen 1996
Glassner, J.-J. Chroniques mésopotamiennes, Paris 1993
Goosens, G. Les recherches historiques à l´époque néo-babylonienne, RA 42 (1948), 149-159
Grayson, A. K. Assyrian and Babylonian Chronicals, TCS 5, Locust Valley/New York 1975
Hallo, W. W. Dating the Mesopotamian Past: The Concept of Eras from
Sargon to Nabonassar, Bulletin of the Society for Mesopotamian Studies
(Sept., 1983), 7-18
Hallo, W. W. Information from Before the Flood: Antediluvian Notes from Babylonia and Israel, Maarev 7 (1991), 173-181
Hruschka, B. Das Verhältnis zur Vergangenheit im alten Mesopotamien, ArOr 47 (1979), 4-14
Krecher, J., Müller, H.P. Vergangenheitsinteresse in Mesopotamien und Israel, Saeculum 16 (1975), 13-44
Liverani, M. Antico Oriente: Storia, Società, Economia, Roma 1988, 256-262
Michalowski, P. History as a Charter, JAOS 103 (1983), 237-248
ders., Memory and deed: the historiography of the political
expansion of the Akkad state: in M. Liverani (Hrsg.), Akkad..., 1993,
69-90
Millard, A. R. Hoffmeier, J. K. Baker, D. W. (Hrsg.) Faith,
Tradition and History. Old Testament Historiography in Its Near Eastern
Context, Winona Lake 1994, 129-148
Renger, J. Vergangenes Geschehen in der Textüberlieferung des
alten Mesopotamien, in: H.-J. Gehrke, A. Möller (Hrsg.), Vergangenheit
und Lebenswelt. Soziale Kommunikation, Traditionsbildung und
historisches Bewusstsein, Tübingen 1996, 9-60
Tadmor, H. Weinfeld, M. History, Historiography, and Interpretation. Studies in Biblical and Cuneiform Literatures, 1983
van Seters, John The Historiography of the Ancient Near East, in: J. Sasson (Hrsg.), CANE IV (1995), 2433-2444
Westenholz, J. G. Writing for Posterity: Naram-Sin and Enmerkar,
Journal of the Institute of Archaeology of Tel Aviv University,
Occasional Publications, Tel Aviv 1993, 205-218
Wilcke, C. Zum Geschichtsbewusstsein im Alten Mesopotamien, in: H.
Müller-Karpe (Hrsg.), Archäologie und Geschichtsbewusstsein, München
1982, 31-52
Teilnahmevoraussetzung: Abschluss des Grundstudiums.
Beginn: n. V.
Seminar: Die Topografie von Hattusa-Bogazköy nach den archäologischen und philologischen Quellen
Dienstag, 13.15-14.45 h, Schulgasse 2, Semitistik
Dr. Bär, Dr. Prechel
Hattusa-Bogazköy, im Norden Zentralanatoliens rund
150 km von Ankara entfernt gelegen, war ab etwa 1600 v. Chr. Über
mehrere Jahrhunderte hinweg nicht nur die Hauptstadt der Hethiter,
sondern auch deren bedeutendstes religiöses Zentrum.
Bereits im Jahre 1906 begannen systematische Ausgrabungen, die
bis heute andauern, so dass es sicherlich kaum eine zweite
altorientalische Metropole gibt, die derart intensiv freigelegt und
erforscht werden konnte. Dementsprechend ergiebig sind auch die
Ergebnisse: An keinem anderen Fundort Kleinasiens wurden hethitische
Denkmäler und Texte in solchen Mengen und von solcher Bedeutung
gefunden; an keiner anderen anatolischen Fundstätte war die Verquickung
der aufgedeckten Befunde mit den keilschriftlichen Quellen so eng wie
in Hattusa. Daher können die dort gewonnenen Erkenntnisse zweifellos
als exemplarisch für die gesamte hethitische Kultur gelten und bieten
darüber hinaus Vergleichsmöglichkeiten zu Mesopotamien.
Gerade die Bauwerke und Archive aus dem 13. Jh. v. Chr., der
sog. Großreichszeit, liefern reichhaltige Informationen und prägen
unsere heutige Vorstellung von der antiken Kapitale. In dieser
Blütezeit, in der die Stadt entscheidend um- und ausgebaut wurde,
entstanden nicht nur die wehrhaften Paläste der hethitischen Könige,
die gewaltigen Umfassungsmauern mit den repräsentativen Toranlagen,
sondern auch die großen Tempel und Kultanlagen, für die sich ein
eigener kanonischer Typus
herauskristallisiert, der weder in
der Architektur Westanatoliens noch Mesopotamiens Parallelen findet.
Damit einher gehen detailliert beschriebene Fest- und
Prozessionsrituale, die auffallend zahlreiche Bezeichnungen für Gebäude
und Gebäudeteile enthalten und damit nicht nur Einblicke in das
kultische Leben der Stadt erlauben, sondern auch Aufschlüsse zur
architektonischen Konzeption der Heiligtümer liefern.
Ziel des Seminars, das sich ausdrücklich an Archäologen und
Philologen gleichermaßen richtet, ist es, die Kulttopografie Hattusas
anhand der zur Verfügung stehenden archäologischen und philologischen
Quellen zu rekonstruieren. Dabei wird einerseits die Beschäftigung mit
der Sakralarchitektur, andererseits die inhaltliche Analyse der
entsprechenden Texte im Mittelpunkt stehen, um beides in Bezug
zueinander setzen zu können.
Die Scheine, die in dieser Veranstaltung erworben
werden, können - dank des freundlichen Entgegenkommens von Herrn Prof.
Dr. Maul und Herrn HD Dr. Blocher - wahlweise für das Fach Assyriologie oder Vorderasiatische Archäologie ausgestellt werden.
Literatur: S. Alp, Beiträge zur Erforschung des hethitischen
Tempels. Kultanlagen im Lichte der Keilschrifttexte. Neue Deutungen
(Ankara 1983); K. Bittel, Hattuscha. Hauptstadt der Hethiter.
Geschichte und Kultur einer altorientalischen Großmacht (Köln 1983); N.
Boysan-Dietrich, Das hethitische Lehmhaus aus der Sicht der
Keilschriftquellen (Heidelberg 1987); H.G. Güterbock / T.P.J. van den
Hout, The Hittite Instruction for the Royal Bodyguard (AS 24), Chicago
1991; V. Haas, Geschichte der hethitischen Religion (Leiden/New
York/Köln 1994); H. Klengel, Geschichte des hethitischen Reiches
(Leiden/New York/Köln 1999); V. Koroschec, Einiges zur inneren Struktur
hethitischer Tempel nach der Instruktion für Tempelleute (KUB XIII,4).
in: Fs. H.G. Güterbock (Istanbul 1974), 165ff.; R. Naumann, Architektur
Kleinasiens von ihren Anfängen bis zum Ende der hethitischen Zeit
(Tübingen 1972)2; P. Neve, Regenkult-Anlagen in Bogazköy-Hattusa. Ein
Deutungsversuch. IstM, Bh. 5 (Tübingen 1971); Ders., Hattusa - Stadt
der Götter und Tempel. Neue Ausgrabungen in der Hauptstadt der Hethiter
(Mainz 1992); W. Schirmer, Hethitische Architektur. in: W. Orthmann,
Der Alte Orient. PKG 14 (Berlin 1975), 399ff.; I. Singer, The Hittite
KI.LAM Festival. StBoT 28/29 (Wiesbaden 1983/1984); F.Starke, Halmasuit
im Anitta-Text und die hethitische Ideologie vom Königtum. in: ZA 69,
1979, 45ff.
Teilnahmevoraussetzungen: Grundkenntnisse in Vorderasiatischer Archäologie und Assyriologie
Leistungsnachweise: Mündliche Referate
Beginn: 24.10.00
Seminar: Beschwörungsrituale gegen den Feind
Dienstag, 15.15-16.45 h, Schulgasse 2, Semitistik
Dr. Prechel
Egal, ob persönlicher Feind oder Gegener auf
höchster politischer Ebene, das reichhaltige Corpus der
akkadischsprachigen Beschwörungsrituale hatte gegen jegliche Form einer
solchen Bedrohung ein Gegenmittel bereit. Im Mittelpunkt des Seminars
stehen zunächst die Rituale, die dem König einen siegreichen Ausgang
vor der Schlacht im Felde garantieren sollen. Dabei sollen das
Feindbild, die Rolle der Götter und die einbezogenen Kultmittel einer
besonderen Betrachtung unterzogen werden.
Teilnahmevoraussetzungen: Zwischenprüfung Assyriologie
Leistungsnachweise: Kursbegleitende Übungen.
Literatur: Ebeling, E., Beschwörungen gegen den Feind und
den bösen Blick aus dem Zweistromland, in: ArOr 17/1 (1949) 172-211;
Elat, M., Mesopotamische Kriegsrituale, in: BiOr 39 (1982) 5-12;
Guichard, M., Les aspects religieux de la guerre a Mari, in: RA 93
(1999) 27-48; Kang, S.-M., Devine War in the Old Testament an in the
Ancient Near East, Berlin 1989; Mayer, W. R., Ein neues Königsritual
gegen feindliche Bedrohung, in: OrNS 57 (1988) 145-164;
Pongratz-Leisten, B., The Interplay of Military Strategy and Cultic
Practice in Assyrian Politics, in: Parpola, S. (Hrsg.) Assyria 1995,
Helsinki 1997, 245-252.
Beginn: 24.10.00
Seminar: Neuassyrische Staatskunst - Imperiale Repräsentation zwischen Propaganda und Historizität.
Dienstag, 16.15-17.45 h, NUni HS 3
Dr. Bär
In der zweiten Hälfte des 10. Jh. v. Chr. begann
mit dem Sieg über die aramäischen Fürstentümer in Syrien und
Nordmesopotamien sowie der Erlangung eines direkten Zugangs zum
Mittelmeer der Aufstieg Assyriens zur Weltmacht. Bis zur Zerstörung
Ninives im Jahre 612 v. Chr. durch eine medisch-babylonische Koalition
sollte das neuassyrische Reich die bestimmende Großmacht in Vorderasien
bleiben. Aus keiner anderen Periode der altorientalischen Geschichte
hat sich eine größere Zahl von Denkmälern erhalten.
In diesem Zeitraum entsteht eine assyrische "Staatskunst", die
sich in ihrem Vorkommen hauptsächlich auf den öffentlich-offiziellen
Bereich, wie Paläste, Tempel, öffentliche Plätze und strategisch
bedeutsame Orte beschränkt. Sie entwickelte sich zu einem ausgefeilten
Instrument der Herrscherpropaganda und stellte zusammen mit den
Annalen- und Königsinschriften die wichtigsten Mittel ideologischer
Diffusion dar, die mit der zeitgenössischen politischen Situation auf
das engste verknüpft sein musste. Den Mittelpunkt bildeten dabei die
stets verherrlichten Taten des jeweiligen Königs, die außenpolitisch in
der militärisch durchgesetzten Expansion des Reiches bestanden,
innenpolitisch vor allem in einer regen Bautätigkeit und der
gewissenhaften Pflege der Kulte. Getragen wurde das Selbstverständnis
des assyrischen Staatswesens durch den Auftrag der Götter, der
jegliches Handeln als göttliche Mission legitimierte.
Um den darstellerischen Bedürfnissen eines derart kompromisslosen
Grundprinzips gerecht zu werden, wurden sowohl völlig neue
Denkmalgattungen geschaffen, als auch bereits bekannte, traditionelle
Bildträger diesen Anforderungen angepasst. Adaptiert wurde die neue
Ikonografie auch von der Funktionärselite der einverleibten assyrischen
Provinzen, allerdings geschah dies dort interessanterweise unter
Einbeziehung der autochthonen Einflüsse und Traditionen.
Parallel zur künstlerischen Entwicklung verändern sich auch
Duktus, Stil und Inhalt der neuassyrischen Annalen- und
Historienbeschreibung, die neben ihrem oftmals toposartigen und
ideologisch motivierten Charakter, zahlreiche Informationen zu den
historischen Ereignissen der Bilddarstellungen bieten.
Aufstieg, Blütezeit und Verfall des assyrischen Weltreiches werden
so in einzigartiger Weise an den Bild- und Schriftquellen dieser Zeit
ablesbar.
Im Vordergrund des Seminars, das sich an Archäologen und
Philologen gleichermaßen richtet und sowohl für Anfänger als auch
Fortgeschrittene beider Fachrichtungen geeignet ist, stehen die Bau-
und Kunstdenkmäler sowie die Königsinschriften der neuassyrischen Zeit.
Beide Gattungen sollen zunächst genau vorgestellt werden, um sie dann
auf ihre jeweiligen historischen und ideologischen Komponeten hin
analysieren zu können.
Die Scheine, die in dieser Veranstaltung erworben
werden, können - dank des freundlichen Entgegenkommens von Herrn Prof.
Dr. Maul und Herrn HD Dr. Blocher - wahlweise für das Fach Assyriologie oder Vorderasiatische Archäologie ausgestellt werden.
Literatur: R.D. Barnett, W. Forman, Assyrische Palastreliefs
(Prag o.J.); J. Börke-Klähn, Altvorderasiatische Bildstelen und
vergleichbare Felsreliefs. BaF 4 (Mainz 1982); F.M. Fales (Hg.),
Assyrian Royal Inscriptions: New Horizons in literary, ideological, and
historical analysis. OAC XVII (Rom 1981); A.K. Grayson, Assyrian Rulers
of the Early First Millennium BC I/II. RIMA 2/3 (Toronto 1991/1996); E.
Heinrich, Die Paläste im Alten Mesopotamien. DAA 15 (Berlin 1984); B.
Hrouda (u.a), Der Alte Orient. Geschichte u. Kultur des alten
Vorderasien (Gütersloh 1991); S. Lloyd, Die Archäologie Mesopotamiens
(München 1981); Ders., H.W. Müller, Ägypten und Vorderasien.
Weltgeschichte der Architektur (1987); D.D. Luckenbill, Ancient Records
of Assyria and Babylonia I-II (London 1989); P. Matthiae, Ninive.
Glanzvolle Hauptstadt Assyriens (München 1999); Ders., Geschichte der
Kunst im Alten Orient 1000-330 v.Chr. Die Großreiche der Assyrer,
Neubabylonier und Achämeniden (Stuttgart 1999); A. Moortgat, Die Kunst
des Alten Mesopotamien. Die klassische Kunst Vorderasiens. II. Babylon
und Assur (Köln 1982); H.J. Nissen, Geschichte Alt-Vorderasiens.
Oldenbourg Grundriss der Geschichte 52 (München 1999); W. Orthmann
(u.a.), Der Alte Orient. Propyläen Kunstgeschichte 14 (Berlin 1975); E.
Strommenger, M. Hirmer, Fünf Jahrtausende Mesopotamien. Die Kunst von
den Anfängen um 5000 v.Chr. bis zu Alexander dem Großen (München 1962).
Teilnahmevoraussetzung: Keine
Leistungsnachweise: Mündliche Referate / "Hand-out"
Beginn: 24.10.00
Seminar: Die Rechtsurkunden des Königreichs Arraphe
Montag, 16.15-17.45 h, Sandgasse 7, 803
Dr. Fincke
Arraphe ist der Name eines hurritischen
Königreichs, das zu Beginn der 2. Hälfte des 2. Jts. v. Chr. östlich
des Tigris in dem Gebiet zwischen dem Unteren Zab und dem Aq Su lag.
Obwohl die Bevölkerung überwiegend hurritischsprachig war, wurden die
Texte in akkadischer Sprache geschrieben. Dabei lässt sich der
hurritische Einfluss in der Schriftsprache anhand von besonderen
grammatischen Konstruktionen und der Verwendung hurritischer Termini
feststellen. Die Urkunden des Königreichs Arraphe bieten die
einzigartige Möglichkeit, einen Einblick in das Rechtsverständnis der
Hurriter zu gewinnen. Während die Schreiber für einige Rechtsgeschäfte
auf bekannte Urkundenformulare zurückgreifen konnten, mussten sie für
andere neue Formulare herausbilden. Die meisten Urkunden sind dabei mit
einem Titel der Form: Ýtuppi + Rechtsterminus im Genitiv
Tafel über ...
versehen; so. z.B. die Urkunden über "Pseudo-Adoptionen", Darlehen mit
oder ohne Gestellung eines Pfandes, Tausch von Grundbesitz,
Vereinbarungen über bestehende Rechtsansprüche, Eheverträge,
Adoptionen, Testamente, Urkunden über Erbteile, u.a.m.
In dem Seminar sollen die verschiedenen Urkundengattungen auf ihre
Formulare und ihre rechtliche Bedeutung hin untersucht werden.
Teilnahmevoraussetzung: Zwischenprüfung
Leistungsnachweis: Kursbegleitende Übungen - Kurzreferate
Literatur: G. Dosch, Zur Struktur der Gesellschaft des
Königreichs Arraphe, HSAO 5, 1993; dies., Gesellschaftsformen, die in
Nuzi-Texten nachgewiesen werden können, Mesopotamia 21 (1987) 191-207;
B.L. Eichler, Indenture at Nuzi,YNER 5, 1973; K. Grosz, Dowry and
Brideprice in Nuzi, SCCNH 1 (1981) 161-182; dies., On Some Aspects of
the Adoption of Women at Nuzi, SCCNH 2 (1987) 131-152; R.E. Hayden,
Court Procedure at Nuzu, Ph. D. Diss., Brandeis University 1962; P.
Koschaker, Neue keilschriftlichen Rechtsurkunden aus der
El-Amarna-Zeit, ASAW 39, 1928; D.I. Owen, The Loan Documents from Nuzu,
Ph. D. Diss., Brandeis University 1979; J.S. Paradise, Nuzi Inheritance
Practices, Ph. D. Diss., University of Pennsylvania 1972; F.R. Steele,
Nuzi Real Estate Transactions, AOS 25, 1943.
Beginn: 23.10.00
Seminar: Assyrische Königsinschriften - ein Querschnitt
Montag, 11.15-12.45 h, Schulgasse 2, Semitistik
Dr. Frahm
Die Inschriften der assyrischen Könige gehören zu
den umfangreichsten und inhaltlich vielfältigsten Textkorpora des Alten
Mesopotamien. Zu Unrecht wird die Gattung von manchen auf den Status
einer unfruchtbaren Propagandaliteratur grausamer Despoten reduziert --
in Wirklichkeit ist kaum eine Textgruppe besser geeignet, Einblicke in
die politische Entwicklung der altorientalischen Großmacht Assyrien und
die Kultur- und Religionsgeschichte der Zeit zwischen dem 20. und dem
7. Jh. v. Chr. zu gewähren. Besonders ergiebig sind in vielerlei
Hinsicht die Inschriften der spätassyrischen Periode (722-612), deren
Lektüre im Mittelpunkt dieser Übung stehen soll. Die Texte der
genannten Zeit sind in neuassyrischer Schrift, aber in babylonischer
Sprache abgefasst und eignen sich somit ausgezeichnet für eine
Vertiefung von im Anfängerunterricht erworbenen Akkadischkenntnissen.
Die Erweiterung der sprachlichen Kompetenz im Umgang mit dem
Akkadischen ist das Hauptziel der Übung.
Teilnahmevoraussetzung: Grundkenntnisse des Akkadischen.
Leisungsnachweis: Kursbegleitende Übungen.
Literatur: J. Renger, "Königsinschriften. B. Akkadisch", in: Reallexikon der Assyriologie, Bd. 6, 65-77.
Beginn: 23.10.00
Proseminar: Einführung in die hethitische Sprache
Mittwoch, 14.15-15.45 h, Schulgasse 2, Semitistik
N.N.
Das Hethitische ist die älteste verschriftete
indo-europäische Sprache und zugleich eine der drei Großcorpussprachen
des Alten Orients, die in keilschriftlicher Überlieferung vorliegen.
Zwischen dem 16. und 13. Jh. v. Chr. verfasst, bietet das hethitische
Schrifttum eine überreiche Fülle an kulturhistorischer Information, die
das aus dem sumerisch-babylonisch-assyrisch-kanaanäischen
Quellenmaterial gewonnene Gesamtbild des vorchristlichen Vorderasiens
in wünschenswerter, oftmals überraschend detaillierter Weise ergänzt.
Ziel der Übung ist die Vermittlung der grammatischen und
keilschriftlichen Grundlagen, welche die Lektüre leichter Originaltexte
ermöglichen.
Teilnahmevoraussetzung: Keine
Leistungsnachweise: Kursbegleitende Übungen
Literatur: Johannes Friedrich, Hethitisches Elementarbuch I:
Kurzgefasste Grammatik. 2. Aufl. Heidelberg; ders., Hethitisches
Keilschrift-Lesebuch, Teil I: Lesestücke. Heidelberg; ders.,
Hethitisches Wörterbuch. Kurzgefasste kritische Sammlung der Deutungen
hethitischer Wörter (anastat. Nachdr. der um 3 Ergänzungshefte
erweiterten Aufl. von 1952). Heidelberg; Erich Neu-Christel Rüster,
Hethitisches Zeichenlexikon (Studien zu den Bogazköy-Texten, Beiheft
2), Wiesbaden
Beginn: 25.10.2000
Übung: Akkadisch (Assyrisch-Babylonisch) I
Freitag, 8.15-9.45 h, Sandgasse 7, 010
Prof. Maul
Das Akkadische, das sich in die Hauptdialekte
Assyrisch und Babylonisch aufteilt, ist die älteste bekannte semitische
Sprache. Keilschriftliche Dokumente in akkadischer Sprache sind aus der
Zeit vom 3. Jt. v. Chr. bis etwa zur Zeitenwende belegt und geben
Zeugnis von allen Lebensbereichen des mesopotamischen Menschen. In
diesem Einführungskurs werden Grundkenntnisse der "klassischen" Form
des Akkadischen, nämlich des Altbabylonischen, sowie der Keilschrift
vermittelt.
Teilnahmevoraussetzungen: Keine
Leistungsnachweise: Kursbegleitende Übungen
Literatur: R. Borger, Assyrisch-Babylonische Lesestücke, 2.
Auflage, Rom 1979; W. von Soden, Grundriß der akkadischen Grammatik, 3.
Auflage, Rom 1995
Beginn: 20.10.00
Übung: Sumerisch II
Dienstag, 9.15-10.45 h, Sandgasse 7, 010
Prof. Waetzoldt
Fortsetzung der Übung "Sumerisch I" vom SS 2000.
Vertiefung der Kenntnisse des Verbalsystems. Konstruktion von
Nebensätzen; Syntax. Lektüre leichterer sumerischer Texte.
Teilnahmevoraussetzung: Teilnahme an Sumerisch I oder vergleichbare Vorkenntnisse
Leistungsnachweise: Kursbegleitende Übungen und Abschlussklausur
Literatur: M.-L. Thomsen, The Sumerian Language (Mesopotamia. Copenhagen Studies in Assyriology Vol. 10) 1984.
Beginn: 24.10.00
Übung: Sumerische Gebete
Mittwoch, 11.15-12.45 h, Hauptstr. 126, Raum 103
Prof. Waetzoldt
Die sumerischen Gebete stellen keine einheitliche
Textgattung dar, und es gibt keinen übereinstimmenden Aufbau. Jeder
Beter wählte seine eigene Form. Ein eigenes Wort für Gebet fehlt, am
nächsten kommen dem noch schùd und a-ra-zu, die auch "Bitte" bzw.
"Anflehen; Anruf" bedeuten. Gelegentlich findet man auch sízkur in
dieser Bedeutung. Die Verben für "beten" beschreiben eigentlich nur den
Gebetsgestus, wie man ihn auch häufig dargestellt findet: "die Hand an
die Nase halten" (sum. kiri4-schu-gál) oder "die Hände erheben" (sum.
schu-zi oder schu-íla).
Der Schwerpunkt dieser Übung soll auf den Gebeten aus den
literarischen Texten und auf den sogenannten Gottesbriefen liegen: In
den Mythen und Epen wandte sich ein Gott oder König aufgrund einer
Notlage oder Krankheit an eine Gottheit in der Hoffnung auf Hilfe.
Diese Gottheit konnte jedoch die Hilfe auch ablehnen. Derartige Gebete
kommen z.B. in den Dichtungen "Gilgamesch und Huwawa", "Lugalbanda im
Finstersten des Berglandes", "Inannas Gang in die Unterwelt" und
"Dumuzis Traum" vor. Die Gottesbriefe haben einen zum Teil ähnlichen
Hintergrund. Deren Verfasser können Männer oder auch Frauen sein.
Besonders eindrucksvoll ist der Brief einer Kranken, die über ihre
Krankheit und deren soziale Folgen bitterlich klagt. Sie bittet die
Göttin Nintinugga um Abhilfe. Es enthalten jedoch nicht alle
Gottesbriefe eine Bitte oder ein Gebet.
In den Bauinschriften Gudeas stehen die Gebete vor einem völlig
anderen Hintergrund. Es ging ebenso wie in der Komposition "Gilgameschs
Tod" um die Entschlüsselung eines Traumes. Die Göttin Nansche oder der
Weisheitsgott Enki sollten den Sinn des jeweiligen Traumes erklären. In
einer nicht authentischen Inschrift des Königs Utuhegal bittet dieser
um Beistand bei der Rückeroberung verlorener Gebiete.
Am Ende einiger Klagelieder über die Zerstörung von Städten steht
die Bitte, dass der Gott in die Stadt zurückkehren möge, damit dort
wieder die Menschen leben können. Für den Fall, dass dieser Gott der
Bitte nachkam, wurde ihm Lobpreisung und Verehrung versprochen.
Teilnahmevoraussetzung: Zwischenprüfung in Assyriologie
Literatur: A. Falkenstein/W. von Soden, Artikel "Gebet", RIA
3, 1957-1971, 156-170; R. Borger, Artikel "Gottesbrief" ibid. 575ff;
W.W. Hallo, Orientalia 54, 1985, 56.64. Vgl. auch R. Albertz, Artikel
Gebet II in Theologische Realenzyklopädie Bd. 12, 34ff.
Beginn: 25.10.00
Übung: Assyrische Nominalformen in diachronischer Sicht
Montag, 9.15-10.45 h, Sandgasse 7, 010
Prof. Deller
Beginn: 23.10.00
Tutorium zu Akkadisch I
Mittwoch, 17.15-18.45 h, Schulgasse 2, Semitistik
J. Llop
In
dem Tutorium werden die Kenntnisse von Vokabular und Grammatik des
Akkadischen sowie die Grundkenntnisse der Keilschrift durch Übungen und
die Lektüre leichter Texte vertieft. Die Teilnahme ist für alle Hörer
der Übung Akkadisch I verpflichtend.
Beginn: Voraussichtlich 10.00
Tutorium zu Sumerisch II
wird noch bekannt gegeben
N.N.