Kommentiertes Vorlesungsverzeichnis WiSe 2003/2004

Seminar mit Themenschwerpunkt:
Sklaven, Fremdarbeiter und Deportierte im Alten Orient

Vorspann

Es ist mittlerweile fast schon zu einer Tradition geworden, daß wir in gewissen Abständen ein Semester unter einen Themenschwerpunkt stellen. Im Wintersemester 1997/98 lautete das Thema des Semesterschwerpunktes "Altorientalische Rechtsgeschichte".Im Wintersemester 2000/2001 standen die Vorlesung und sechs weitere Seminare und Übungen unter dem Thema "Altorientalische Vorstellungen von Tod und Jenseits". Das kulturhistorisch bedeutsame Thema konnte so ausführlich unter ganz unterschiedlichen Gesichtspunkten beleuchtet werden. Damals waren die Lehrenden ebenso wie die Studierenden ganz überrascht von dem enormen 'synergetischen Effekt', den ein Semesterschwerpunktthema zur Folge hat, und allen hatte das konzentrierte Arbeiten an einem 'Hauptthema' großen Spaß gemacht. Aus diesem Grunde möchten wir auch diesem Semester einen thematischen Schwerpunkt geben. Das Thema aus dem Bereich der Sozialgeschichte lautet "Sklaven, Fremdarbeiter und Deportierte im Alten Orient". Bereits in den ältesten Schriftzeugnissen des Alten Orients aus dem ausgehenden 4. Jahrtausend v. Chr. finden sich Belege dafür, daß Menschen aus den Umländern Mesopotamiens in das Zweistromland verschleppt und dort verkauft wurden. Aus späteren Perioden kennen wir versklavte Kriegsgefangene, Schuldsklaven und Menschen, die bereits in den unfreien Stand hineingeboren wurden. Keilschriftliche Quellen aus mehr als drei Jahrtausenden dokumentieren die altorientalische "Sklavenhaltergesellschaft". In vier Seminaren wollen wir gemeinsam anhand von Originalquellen (neben Sklavenkaufurkunden, Gerichtsprotokollen, Verwaltungsurkunden und Briefen auch Texte juristischen Inhalts, Königsinschriften, literarische Werke etc.) ein detailliertes Bild von Stellung und Lebensbedingungen von Sklaven, Fremdarbeitern und Deportierten in den unterschiedlichen Perioden der altorientalischen Geschichte erarbeiten. In regelmäßigen Treffen der Teilnehmer aller vier Seminare sollen Ergebnisse ausgetauscht, verglichen und diskutiert werden. Wer das Schwerpunktangebot dieses Semesters nutzt, wird tiefe Einblicke in die Sozialgeschichte des Alten Orients erlangen. Der 'Synergieeffekt' stellt sich freilich nur dann ein, wenn Sie nicht nur an einem Seminar, sondern an mehreren Veranstaltungen des Semesterschwerpunktes teilnehmen. Es lohnt sich!

Seminare des Themenschwerpunktes:

1. Seminar: Sklaven, Fremdarbeiter und Deportierte im 3. Jahrtausend v. Chr.

Dienstag, 9.15-10.45 h, Sandgasse 7, Raum 010

Prof. Waetzoldt

Sklaven lebten und arbeiteten im 3. Jt. in größerer Zahl in Palästen, privaten Haushalten und auch in Tempeln. Die Frage, ob es Fremdarbeiter und Deportierte gab, ist sehr viel schwerer zu beantworten, da die Texte keine eindeutige Schlußfolgerung zulassen. So ist z.B. Ebich die Bezeichnung des Gebirgszuges Gabel Hamrin, östlich des Tigris. In der Provinz Lagasch lag jedoch ein Ort gleichen Namens, aus dem ganz viele Dienstverpflichtete bzw. Soldaten stammten. Waren diese Leute aus dem Gabel Hamrin geflüchtet und in der Provinz Lagasch angesiedelt worden, oder handelt es sich um Deportierte?
Im 3. Jt. war es üblich, bei Kriegszügen gefangene Männer, Frauen und Kinder zu versklaven. Bürger Mesopotamiens konnten jedoch auch ihre Kinder und sogar sich selbst verkaufen, wenn sie in große Notlagen geraten waren. Sklaven konnten heiraten, Kinder haben, wieder verkauft werden, Prozesse führen, aber auch Besitz erwerben und sich sogar selbst freikaufen. In einigen Fällen behandelten die Eigentümer ihre Sklaven so schlecht, daß diese flohen. Ihre Lebensumstände hingen demnach sehr von den Bedingungen in der Familie, in der sie lebten, ab.

Teilnahmevoraussetzungen: Zwischenprüfung in Assyriologie

Leistungsnachweise: Kursbegleitende Übungen.

Einführende Literatur: I.M. Diakonoff, Socio-Economic Classes in Babylonia and the Babylonia Concept of Social Stratification, in: D.O. Edzard (Hrg.), Gesellschaftsklassen im Alten Zweistromland, S. 41-52; I.J. Gelb, From Freedom to Slavery, in: D.O. Edzard (Hrg.), Gesellschaftsklassen im Alten Zweistromland, S. 81-93; ders., Prisoners of War in Early Mesopotamia, in : Journal of Near Easten Studies 32, 1973, 70-98; A. Falkenstein, Neusumerische Gerichtsurkunden, Bd. I, 82-98; L. Milano, Gli «schiavi» di Ebla, in: Studi epigrafici e linguistici sul Vicino Oriente Antico 12, 1995, 121ff.; M.A. Powell (Hrg.), Labor in the Ancient Near East (= American Oriental Series Vol. 68 (mehrere Aufsätze); P. Steinkeller, Sale Documents of the Ur III-Period (= Freiburger Altorientalische Studien 17), Sklavenpreise S. 135ff.; vgl. I.J. Gelb, Comparative Method in the Study of the Society and Economy of the Ancient Near East, in: Rocznik Orientalistyczny 41, 1980, 29-36; J. Renger, Flucht als soziales Problem in der altbabylonischen Gesellschaft, in: D.O. Edzard (Hrg.), Gesellschaftsklassen im Alten Zweistromland, S. 167ff.

Beginn: 21. Oktober 2003


2. Seminar: Sklaven, Fremdarbeiter und Deportierte in der mittel- und neuassyrischen Zeit

Freitag, 10.15-11.45 h, Sandgasse 7, Raum 010

Prof. Maul

Dieses Seminar findet im Rahmen des Semesterthemas statt. Es wird dringend empfohlen, nicht nur an diesem, sondern zumindest an einem weiteren Seminar zum Tehmenschwerpunkt teilzunehmen. Eine detailliertes Bild von Stellung und Lebensbedingungen von Sklaven, Fremdarbeitern und Deportierten in der mittel- und neuassyrischen Zeit soll durch die Lektüre und das Studium von Originalquellen erarbeitet werden (neben Sklavenkaufurkunden, Gerichtsprotokollen, Verwaltungsurkunden und Briefen auch Texte juristischen Inhalts, Königsinschriften, literarische Werke etc.). In regelmäßigen Treffen mit den Teilnehmern der anderen Seminare des Semesterthemas "Sklaven, Fremdarbeiter, Deportierte im Alten Orient" sollen die Ergebnisse ausgetauscht, verglichen und diskutiert werden.

Teilnahmevoraussetzungen: Zwischenprüfung.

Leistungsnachweise: Kursbegleitende Übungen.

Einführende Literatur in Auswahl: Ahmad, A. Y., The Archive of Assur-matu-taqqin found in the New Town of Assur and dated mainly by post-canonical eponyms, Al-Rafidan XVII (1996), 207-288.
Brinkman, J. A., Sex, Age, and Physical Condition Designation for Servile Laborers in the Middle Babylonian Period, in: G. van Driel - Th.J.H. Krispijn - M. Stol - K.R. Veenhof (Hrsg.), ZIKIR SUMIM. Assyriological Studies Presented to F.R. Kraus on the Occasion of his Seventieth Birthday, Leiden 1982, 1-8.
Dandamaev, M. A., Slavery in Babylonia. From Nabopolassar to Alexander the Great (626-331 B.C.), DeKalb 1984.
Deller, K. - Millard, A.R., Zwei Rechtsurkunden aus Assur im British Museum, AfO 32 (1985), 38-52.
Dosch, G., Zur Struktur der Gesellschaft des Königsreichs Arraphe, HSAO 5, Heidelberg 1993, 155ff.
Edzard, D.O., bukanam shutuqu, in: W. Voigt (Hrsg.), XVII. Deutscher Orientalistentag vom 21. bis 27. Juli 1968 in Würzburg. Vorträge (ZDMG Suppl. I), Wiesbaden 1969, 153-155.
Fales, F. M., Babylonian Slave-Documents in the State Archives of Assyria, SAAB II/1 (1988), 41-57.
Fales, F. M., Postgate, J. N., SAA XI Nr. 145ff.
Freydank, H., Die Rolle der Deportierten im mittelassyrischen Staat, in: J. Herrmann, I. Sellnow (Hrsg.), Die Rolle der Volksmassen in der Geschichte der vorkapitalistischen Gesellschaftsformen (Veröffentlichungen des ZIAGA 7), Berlin 1975, 55-63.
ders., Zur Lage der deportierten Hurriter in Assyrien, AoF 7 (1980), 98-117.
Gallagher, W., Assyrian Deportation Propaganda, SAAB 8 (1994), 57-65.
Galter, H. D., 28.800 Hethiter, JCS 40 (1988), 217-235.
Garelli, P. Charpin, D. Durand, J.-M., Rôle des prisonniers et des déportés à l'époque médio-assyrienne, in: H. Klengel (Hrsg.), Gesellschaft und Kultur im alten Vorderasien, Berlin 1982, 69-75.
Gelb, I.J., Terms for Slaves in Ancient Mesopotamia, in: M.A. Dandamayev u.a. (Hrsg.), Societies and Languages of the Ancient Near East. Studies in Honour of I.M. Diakonoff, Warminster 1982, 81-87.
Haas, V., Die Dämonisierung des Fremden und des Feindes im Alten Orient. Rocznik Orientalistyczny 41/2 (1980), S. 37-44.
Hallo, W. E., Slave Release in the Biblical World in Light of a New Text, in: Z. Zevit, S. Gitin, M. Sokoloff (Hrsg.), Solving Riddles and Untying Knots. Biblical, Epigraphic, and Semitic Studies in Honor of Jonas C. Greenfield, Winona Lake 1995, 79-93.
Liverani, M., The Ideology of the Assyrian Empire, in: M. T. Larsen, Power and Propaganda, Mesopotamia 7 (1979), 297-317.
Mendelsohn, I. Slavery in the Ancient Near East, New York 1949.
Naster, P., L'esclavage dans la série ana ittisu, M. Lebau - Ph. Talon (Hrsg.), Reflets des deux fleuves. Volume de Mélanges offerts à André Finet (Akkadica Suppl. VI), Leuven 1989, 137-140.
Oded, B., Mass deportation and deportees in the Neo-Assyrain empire, Wiesbaden 1979.
Parpola, S. - Fuchs, A., SAA XV passim.
Radner, K. Die neuassyrischen Privatrechtsurkunden als Quelle für Mensch und Umwelt, SAAS 6, 1997, 125ff. passim.
Renger, J., Gesellschaftsklassen im Alten Zweistromland, CRRA 18 (1970), 167ff.
Röllig, W., Deportation und Integration. Das Schicksal von Fremden im assyrischen und babylonischen Staat, Colloquium Rauricum, Band 4 (1996), 100-114.
Saporetti, C., Une deportazione al tempo di Salmanassar I, in: Atti della Accademia Naziolae dei Lincei 1970, Ser. VIII, Rendiconti Classe di Scienze morali, storichi e fiologiche, vol. 25, Roma 1970, 437-453.
Snell, D. Flight and freedom in the ancient Near East, Köln 2001.
Stol, M., Epilepsy in Babylonia (CM 2), Groningen 1993, 136f.

Beginn: 17.10.2003


3. Seminar: Vom Sklaven zum selbständigen Unternehmer!? Zur Rolle der Sklaven nach den Nuzi-Texten

Dienstag, 14.15-15.45 h, Sandgasse 7, Raum 010

Dr. Fincke

Nuzi war eine Provinzhauptstadt des hurritischen Königreichs Arraphe, das zu Beginn der 2. Hälfte des 2. Jt.s v. Chr. östlich des Tigris südlich des Unteren Zab lag. Obwohl die Bevölkerung überwiegend hurritischsprachig war, bedienten sich die arraphäischen Schreiber der akkadischen Sprache. Dadurch bieten die Nuzi-Texte die einzigartige Möglichkeit, besonders soziale und gesellschaftliche Strukturen der Hurriter anhand ihrer Urkunden zu untersuchen.
Ein Schwerpunkt dieses Seminars soll auf der Lektüre der Urkunden des Pai-teshshup, des Sohnes des Halaja, liegen, der sich in seinen Verträgen als Sklave (ÌR), als "Mann" (LÚ) oder als shellintannu (Major Domus ?) des Shilwa-teshshup, des Sohnes des Königs, bezeichnet. Auch die Urkunden des Arip-papni, eines anderen "Sklaven" des Shilwa-teshshup, belegen die volle Geschäftsfähigkeit dieses Mannes trotz seiner sozialen Stellung. Den Dokumenten dieser beiden "selbständigen Unternehmer" sollen Urkunden gegenübergestellt werden, in denen Sklaven rechtlose Abhängige ihrer Besitzer sind.

Teilnahmevoraussetzungen: Zwischenprüfung.

Leistungsnachweise: Kursbegleitende Übungen.

Einführende Literatur: G. Dosch, Zur Struktur der Gesellschaft des Königreichs Arraphe, HSAO 5, 1993 (bes. Kapitel 3: Die Unfreien); B.L. Eichler, Indenture at Nuzi, YNER 5, 1973; P. Koschaker, Neue keilschriftlichen Rechtsurkunden aus der El-Amarna-Zeit, ASAW 39, 1928; M.A. Morrison, Silwa-tesup: Portrait of a Hurrian Prince, Brandeis University 1974; A. Saarisalo "New Kirkuk Documents Relating to Slaves", St.Or V/3, 1934.

Beginn: 21.10.2003


4. Seminar: Sklaven, Fremdarbeiter und Deportierte in der spätbabylonischen Zeit

Mo 9.00-10.30 h (s.t.), Hauptstr. 126, Raum 107

Dr. Schaudig

Diese Veranstaltung beschäftigt sich mit dem übergeordneten Thema "Sklaven, Fremdarbeiter und Deportierte " im Rahmen der spätbabylonischen Zeit. Politisch umfaßt der untersuchte Zeitraum die Herrschaft der sogenannten "chaldäischen" Dynastie ab Nabopolassar (626 - 539 v.Chr.) und das Reich der Achämeniden ab der Einnahme Babylons durch Kyros den Großen (539 - 331 v.Chr.).
Die wesentliche monographische Behandlung des Themas in dieser Zeit liegt in Dandamaev, Slavery in Babylonia (s.u.) vor. Ausgehend von der Lektüre ausgewählter Texte sollen die verschiedenen Aspekte des Themas schlaglichtartig behandelt werden.
Als Einstieg ins Thema wird der Text YOS VII Nr. 66 gelesen und besprochen werden.

Teilnahmevoraussetzungen: Zwischenprüfung.

Leistungsnachweise: Kursbegleitende Übungen.

Einführende Literatur in Auswahl: Dandamaev, M. A., Slavery in Babylonia. From Nabopolassar to Alexander the Great (626-331 B.C.) (DeKalb 1984). Gelb, I.J., Terms for Slaves in Ancient Mesopotamia, in: M.A. Dandamayev u.a. (Hrsg.), Societies and Languages of the Ancient Near East. Studies in Honour of I.M. Diakonoff (Warminster 1982) 81-87. Renger, J., Gesellschaftsklassen im Alten Zweistromland, CRRA 18 (1970), 167ff. Röllig, W., Deportation und Integration. Das Schicksal von Fremden im assyrischen und babylonischen Staat, Colloquium Rauricum, Band 4 (1996), 100-114.

Beginn: ab Montag, dem 20.10.2003


Weitere Lehrveranstaltungen

Vorlesung: Die keilschriftliche Literatur des Alten Mesopotamiens
(FÜR HÖRER ALLER FAKULTÄTEN)

Donnerstag, 9.15-10.45 h, NUni, ehem. Senatssaal

Prof. Maul

Schon bald nachdem im ausgehenden 4. Jahrtausend v. Chr. im südlichen Mesopotamien ein Zeichensystem erfunden worden war, das sich dazu eigenete, Buchungsvorgänge schriftlich zu fixieren, entwickelte sich eine Schrift, die auch imstande war, gesprochene Sprache abzubilden. Zu den Wirschaftstexten und Wortlisten gesellten sich nun rasch ganz neue Textgattungen. Neben Rechtsurkunden, vor allem Kaufverträgen, und Weihinschriften der Fürsten und Könige finden sich bereits um 2600 v. Chr. Beispiele für schriftlich niedergelegte 'Literatur'. Dazu zählen Sprichwörter, Lieder, Hymnen, Gebete und Beschwörungen in sumerischer Sprache, die sich formal und inhaltlich deutlich von Texten des täglichen Gebrauchs wie Briefe, Rechts- und Verwaltungsurkunden absetzen. Die nur wenigen bekannten Proben der frühen sumerischen Literatur lassen vermuten, daß die meisten Gattungen, deren breite Palette sich uns erst in altbabylonischer Zeit erschließt, bereits früh schriftlich tradiert wurden. Die sumerischen Mythen und Heldenepen, die Beschwörungen, Götter-, Königs- und Tempelhymnen und Gebete und Klagelieder sowie die erzählend-belehrende Literatur der Sumerer sind weitenteils erst durch Abschriften aus der altbabylonischen Zeit (Beginn des 2. Jt. v. Chr.) bekannt. In dieser Epoche tritt uns auch die reiche semitische (d.h. die akkadische) Literatur Mesopotamiens entgegen, obgleich sich vereinzelt erheblich frühere Beispiele finden. Die sumerische literarische Tradition übte auf akkadische Mythen und Epen, Hymnen und Gebete, Beschwörungen und Weisheitsliteratur großen Einfluß aus. Dennoch hat sich die akkadische Literatur bereits in altbabylonischer Zeit weit von dieser Tradition entfernt. Bis zum Untergang der Keilschriftkultur Mesopotamiens in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung wurden keilschriftliche Literaturwerke in sumerischer und in akkadischer Sprache überliefert und verändert, neu geschaffen oder aus dem Traditionsstrom ausgeschlossen. In der Vorlesung, die sich, wie immer, außer an Altorientalisten, Altertumswissenschaftler und Theologen auch an Hörer aller Fakultäten richtet, soll ein Überblick über die Geschichte der altorientalischen Literatur gegeben werden. Dabei werden die wichtigen sumerischen und akkadischen literarischen Werke vorgestellt und ihr 'Sitz im Leben' erörtert. Es wird ferner von den Stilmitteln sumerischer und vor allem akkadischer literarischer Werke, den 'eigenbegrifflichen' Gattungsbezeichnungen und der Schwierigkeit die Rede sein, moderne Klassifizierung von Literatur auf die Literatur des Alten Orients zu übertragen.

Teilnahmevoraussetzungen: Keine; für Hörer aller Fakultäten.

Einführende Literatur (zur Vorbereitung): D. O. Edzard - W. Röllig, "Literatur" in: Reallexikon der Assyriologie Band 7 (1987-90), 35-66.
A. Falkenstein, Die altorientalische Literatur, in: Die Literaturen der Welt (1964), 1-30.
B. Meissner, Die babylonisch-assyrische Literatur (Handbuch der Literaturwissenschaft), Wildpark-Potsdam 1930.
E. Reiner, Die akkadische Literatur, in: Neues Handbuch der Literaturwissenschaft 1 (1978), 151-120.
dies. Your Thwarts in Pieces, Your Mooring Rope Cut. Poetr from Babylonia and Assyria, Ann Arbor 1985.
C. Wilcke, Schrift und Literatur, in: B. Hrouda (Hrsg.), Der Alte Orient, München 1991, 271-297.
Übersetzungen: B. R. Foster, Before the Muses. An Anthology of Akkadian Literature, Bethesda 1993
A. R. George, The Epic of Gilgamesh. A New Translation, (Penguin Books), London 1999.
T. Jacobsen, The Harps that Once ... Sumerian Poetry in Translation, New Haven - London 1987
O. Kaiser u.a. (Hg.), Texte aus der Umwelt des Alten Testaments.

Beginn: 16.10.2003


Seminar: Der Anu-Adad-Tempel in Assur. Ein archäologisch-philologisches Forschungsseminar

Donnerstag, 11.15-12.45 h, Sandgasse 7, Raum 010

Prof. Maul, PD Dr. Miglus

Tempelstrukturen sind, soweit durch Grabungstätigkeit erschlossen, bislang in der Regel nur beschrieben, aber selten gedeutet worden. Allein aufgrund des archäologischen Befundes wird dies auch kaum möglich sein. Verschränkt man jedoch die Informationen aus "Tempelbeschreibungen" mit den archäologischen Befunden und weiteren Texten wie Bauberichte, Weihinschriften, Ritualbeschreibungen und Mythen, besteht eine gute Chance, nicht nur die Geschichte eines Tempels, sondern sein "Wesen" und seine Bedeutung für das Gemeinwesen zu erfassen. Für eine solche Untersuchung bietet sich der Anu-Adad-Tempel in Assur ganz besonders an. Zum einen, da der vergleichsweise überschaubare Gebäudekomplex in seinem architektonischen Aufbau gut dokumentiert ist, zum anderen da er als eines der bedeutenden Bauwerke des assyrischen Reiches Gegenstand vielfältiger inschriftlicher Materialien ist.
In dem Seminar soll anhand der Ausgrabungsdokumentationen und namentlich auf der Grundlage der im Bereich des Anu-Adad-Tempels gemachten Funde (die Photodokumentation Walter Andraes steht zu diesem Zwecke zur Verfügung) ein 'Bild' des Anu-Adad-Tempels wiedererstehen, das mit den Informationen, die sich aus den in dem Tempel gefundenen Bauinschriften aus eineinhalb Jahrtausenden ermitteln lassen, abgeglichen wird. Weitere Texte wie das sog. "Götteradreßbuch" und Ritualbeschreibungen sollen dieses Bild ergänzen.

Teilnahmevoraussetzungen: Zwischenprüfung in Vorderasiatischer Archäologie und/oder Assyriologie (Ausnahmen sind in Einzelfällen möglich); Kenntnis des Akkadischen; Kenntnis der unten genannten Literatur.

Leistungsnachweise: Kursbegleitende Übungen.

Einführende Literatur (zur Vorbereitung): W. Andrae, Der Anu-Adad Tempel, WVDOG 10, Leipzig 1909 [reprint Osnabrück 1984].
ders. Das wiedererstandene Assur. Zweite, durchgesehene und erweiterte Auflage herausgegeben von Barthel Hrouda, München 1977.
O. Pedersén, Katalog der beschrifteten Objekte aus Assur. Die Schriftträger mit Ausnahme der Tontafeln und ähnlicher Archivtexte, ADOG 23, Saarbrücken 1997.
D. Schwemer, Die Wettergottgestalten Mesopotamiens und Nordsyriens im Zeitalter der Keilschriftkulturen. Materialien und Studien nach den schriftlichen Quellen, Wiesbaden 2001.

Beginn: 16.10.2003


Seminar: Sumerische Klagelieder im Emesal-Dialekt (Fortsetzung)

Freitag 12.15-13.45 h, Hauptstr. 126, Raum 105

Prof. Maul

Klagelieder in sumerischer Sprache, die im Götterkult in den Tempeln und auch im Rahmen verschiedener Rituale zum Vortrag gebracht wurden, wurden in Mesopotamien über nahezu 2000 Jahre immer wieder abgeschrieben und in Tempelbibliotheken aufbewahrt. Sie sind in einer eme-sal genannten Sprachform des Sumerischen verfaßt. Im Rahmen des Seminars soll anhand von ausgewählten Textbeispielen ein Überblick über die verschiedenen Gattungen der sog. sumerischen Kultlyrik vermittelt werden (Fortsetzung einer Lehrveranstaltung aus dem SoSe 2003).

Teilnahmevoraussetzungen: Zwischenprüfung; Kenntnis des Sumerischen und des Akkadischen.

Leistungsnachweise: Kursbegleitende Übungen.

Einführende Literatur: J. A. Black, A-se-er Gi6-ta, a Balag of Inana, ASJ 7 (1985), 11-87; ders., Eme-sal Cult Songs and Prayers, AuOr 9 (Fs. M. Civil 1991), 23-36. - M. E. Cohen, The Canonical Lamentations of Ancient Mesopotamia, Potomac 1988 (2 Bände) [hierzu sind grundsätzlich die Nachträge und Korrekturen von J. A. Black (BiOr 44 [1987], Sp. 32-79) und R. Borger (BiOr 47 [1990], Sp. 5-39) zu vergleichen]. - ders., Sumerian Hymnology: The Ersemma, Hebrew Union College Annual Supplements Number 2, Cincinnati 1981. - ders., A Bilingual ∞uilla to Ningestinanna, in: H. Behrens, D. Loding, M. T. Roth (Hrsg.), DUMU-E2-DUB-BA-A, Fs. Sjöberg, Philadelphia 1989, 79-85. - J. Krecher, Sumerische Kultlyrik, Wiesbaden 1966. - S. M. Maul, 'Herzberuhigungsklagen', Die sumerisch-akkadischen Ersahunga-Gebete, Wiesbaden 1988. - ders., Marduk, Nabû und der assyrische Enlil. Die Geschichte eines sumerischen Su'ilas, in: Stefan M. Maul (Hrsg.), Festschrift für Rykle Borger zu seinem 65. Geburtstag am 24. Mai 1994. tikip santakki mala basmu ..., Cuneiform Monographs 10, Groningen 1998, 159-197. - ders., Gottesdienst im Sonnenheiligtum zu Sippar, in: B. Böck, E. Cancik-Kirschbaum, Th. Richter (Hrsg.), Munuscula Mesopotamica. Festschrift für Johannes Renger, AOAT 267, Münster 1999, 285-316. - G. Reisner, Sumerisch-babylonische Hymnen nach Thontafeln griechischer Zeit, Mittheilungen aus den orientalischen Sammlungen 10, Berlin 1896. - M. K. Schretter, Emesal-Studien. Sprach- und literaturgeschichtliche Untersuchungen zur sogenannten Frauensprache des Sumerischen, Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft, Sonderheft 69, Innsbruck 1990. - K. Volk, Die Balag-Komposition úru àm-ma-ir-ra-bi. Rekonstruktion und Bearbeitung der Tafeln 18 (19'ff.), 19, 20 und 21 der späten kanonischen Version, FAOS 18, Stuttgart 1989.

Beginn: n.V.


Seminar: Der Mythos: Ninurtas Rückkehr nach Nippur

Mittwoch, 11.15-12.45 h, Hauptstr. 126, Raum 103

Prof. Waetzoldt

Der Mythos "Ninurtas Rückkehr nach Nippur" oder auch an-gim dím-ma genannt schließt direkt an den Mythos Lugal-e an, den wir im letzten Semester lasen. Ninurta kehrt nach seinem erfolgreichen Kampf im Gebirge gegen Asag und seine Verbündeten nach Nippur zurück und begibt sich zu seinem Vater Enlil. Danach zieht er in seinen Tempel Esumesa ein.
Der Text enthält mehrere Anspielungen auf lugal-e und diesen Kampf im Gebirge (Z. 3, 24, 33, 37-40, 47f. usw). Der Sieg berechtigt Ninurta, den Titel "König aller Länder" zu tragen, der sonst nur seinem Vater Enlil zusteht. Etwa in der Mitte der Dichtung zeigen Enlil und der Mondgott ihre Hochachtung für Ninurta wegen seiner Heldentaten (Z. 105ff.). Seine Mutter Ninlil stimmt ein Loblied auf ihn an (Z. 108ff). Ninurta antwortet mit einer langen Selbstlobhymne (Z. 113-176). Danach huldigt Ninkarnuna seinem Herrn Ninurta (Z. 181-188). Am Ende zieht er in seinen Tempel Esumesa ein.
Die Dichtung umfaßt 208 Zeilen und ist damit um vieles kürzer als lugal-e mit 729 Zeilen. Das besondere an diesen beiden Dichtungen ist, daß sie mit einer akkadischen Übersetzung versehen bis in neuassyrische Zeit überliefert wurden. Wir verfügen über einsprachige altbabylonische Manuskripte und über zweisprachige mittelbabylonische, mittelasssyrische, neubabylonische und neuassyrische Textvertreter.

Teilnahmevoraussetzungen: Zwischenprüfung in Assyriologie.

Leistungsnachweise: Kursbegleitende Übungen.

Einführende Literatur: J. Cooper, The Return of Ninurta to Nippur (Analecta Orientalia 52); M.P. Streck, Artikel "Ninurta" in: Reallexikon der Assyriologie 9, 512-522; J. Black (u.a.), The Electronic Text Corpus of Sumerian Literature: www-etcsl.orient.ox.ac.uk (The Return of Ninurta to Nippur).

Beginn: 22.10.2003


Seminar: Sumerische und akkadische Briefe aus altakkadischer Zeit

Dienstag, 11.15-12.45 h, Hauptstr. 126, Raum 103

Prof. Waetzoldt

Die 110 Briefe aus der altakkadischen Zeit verdienen besonderes Interesse, da sie Bereiche beleuchten, die durch die sonstigen Texte aus dieser Zeit kaum erhellt werden. 43 sind sumerisch und 65 akkadisch abgefaßt, hinzukommen 2 Briefe, die beide Sprachen benutzen.
Die sumerischen Briefe stammen überwiegend aus Südmesopotamien, die akkadischen mehrheitlich aus dem Norden und den Randgebieten, z.B. aus dem Diyala-Gebiet, aus Gasur, dem späteren Nuzi, aber auch aus Susa und aus Tell Brak in Syrien. Bei den sumerischen Briefen handelt es sich meist um kurze Anweisungen, während viele akkadische Briefe auch privatere Mitteilungen enthalten, z.B. ein Brief aus Eschnuna "(Nachricht über) dein Wohlergehen schicke mir. Alala geht es gut. Deine Schwestern sind wohlauf."
Die Briefe aus altakkadischer Zeit behandeln die verschiedensten Sachverhalte. Bedeutsam sind sie aber besonders dadurch, daß sie Auskunft über die Sprachen, die in den verschiedenen Städten geschrieben und wohl auch gesprochen wurden, geben. Auch scheinen einige Briefe Formen der Alltags- oder Umgangssprache zu enthalten. Zur Bestimmung von Dialektformen ist die Textbasis noch zu gering.

Teilnahmevoraussetzungen: Zwischenprüfung in Assyriologie.

Leistungsnachweise: Kursbegleitende Übungen.

Einführende Literatur: B. Kienast/K. Volk: Die sumerischen und akkadischen Briefe (Freiburger Altorientalische Studien Bd. 19) und dazu Rezensionen von W. Sallaberger in: Orientalische Literaturzeitung 91, 1996, 390-407; G. Zólyomi, Bibliotheca Orientalis 54, 1997, 720-727.

Beginn: 21.10.2003


Seminar: Die Augen und Ohren des Königs - Spionage im Alten Orient

Donnerstag, 15.15-16.45 h, Schulgasse 2, Semitistik

Dr. Heeßel

Die Stabilität der jeweils herrschenden Dynastie hing in Mesopotamien wie in allen größeren Reichen von einem schnellen und effektiven Informationssystem ab. Neben den offiziellen Repräsentanten des Königs waren "informelle Mitarbeiter" eine wichtige Informationsquelle für politische und militärische Entscheidungen. In diesem Seminar wird diesen oft lichtscheuen Geschöpfen auf die Finger geschaut, indem Spionageberichte in Form von Briefen gelesen und gedeutet werden. Einige interessante Spionageaffären, vor allem aus dem altbabylonischen Mari und vom neuassyrischen Königshof, werden genauso verfolgt wie der den Spionen anhaftende Ruf, der sich verschiedenen Quellen (Omina, Königsinschriften, literarische Texte) entnehmen läßt.

Teilnahmevoraussetzungen: Akkadisch II.

Leistungsnachweise: Regelmäßige Mitarbeit.

Einführende Literatur: J.-M. Durand, Espionnage et guerre froide: La fin du Mari, in: Florilegium Marianum: Recueil d'etudes en l'honneur de Michel Fleury (1991) 39-52; F. Malbran-Labat, L'armée et l'organisation militaire de l'Assyrie , Paris (1982) 41-57; C. Michel und P. Garelli, Heurts avec une principauté anatolienne, WZKM 86 (1996) 277-290

Beginn: 30.10.2003.


Seminar: Die mittelassyrischen Gesetze als Quelle zur Kenntnis der Gesellschaft

Mittwoch, 16.15-17.45 h, Hauptstr. 126, Assyriologie Basement

Dr. Llop

Nordmesopotamien gestaltet sich als ein territorialer Staat um die Stadt Assur (mat Assur) erst spät unter dem König Assur-uballit I. (ca. 1363-1328) nach einer Zäsur, in der die Stadt unter der mittanischen Oberherrschaft stand. Die sog. mittelassyrischen Gesetze, so wie wir sie heute kennen, wurden in der Regierungszeit des Tiglatpilesers I. (ca. 1114-1076) schriftlich niedergelegt, als das mittelassyrische Reich ernste Ermüdungssymptome aufwies. Sie wurden im Rahmen der Vereinheitlichung des Rechtes und der Auferlegung der Kontrollgewalt des Staates über die Gesellschaft zusammengefaßt. Im Gegensatz zum Kodex Hammurapi, dessen praktische Anwendung unsicher ist, sind die mA Gesetze auf Grund ihres Fundortes, am Samas-Tor der Stadt Assur, das wahrscheinlich Sitz eines Tribunales war, sicherlich in der Rechtspraxis angewendet worden. Sie erlauben uns eine Nahaufnahme der mA Gesellschaft zu betrachten. Der Zufall der Entdeckung hat gewollt, daß die verbliebenen Fragmente sich hauptsächlich mit der Frau beschäftigen. Sie vermitteln uns den Eindruck einer Gesellschaft, in der die Frau wenige Rechte hatte. Die Frauen waren unter der Autorität ihrer männlichen Verwandten gestellt, von denen sie abhängig waren. Ihre Ehemänner durften ihnen unbeschränkt körperliche Strafen auferlegen (z. B. Verstümmelung von Ohren und Nase oder Stockschläge, siehe z. B. §§ 5, 7, 15, 24, 59). In Fall einer ertappten untreuen Frau war der Ehemann sogar befugt, sie und den Liebhaber an der Stelle ihres Ehebruchs zu töten, ohne daß ihn dafür irgendeine Strafe drohte (§§ 13, 15). Die Umsetzung des Lex Talionis hatte für Frauen unheimliche Wirkungen: so z.B. nach § 50, wenn ein Mann eine Schwangere schlug und dadurch einen Abort verusachte, sollte man bei der Ehefrau des Schlägers ebenfalls einen Abgang ihrer Leibesfrucht verursachen (s. auch § 55). Je niedriger die Stellung der Frau war, desto härter traf sie die assyrische "Gerechtigkeit", auch wegen (aus unserer Perspektive) irrelevanten Angelegenheiten: so bekam z. B. nach § 40, eine Prostituierte, die verhüllt auf der Strasse gesehen wurde, 50 Stockschläge, und man goß Asphalt auf ihren Kopf; ihr Denunziant bekam ihre Kleider. Nicht besser sahen die rechtlichen Bedingungen der Pfändlinge aus: Ihre Herren durften sie prügeln, raufen, ihnen die Ohren verletzen und durchbohren (§ 44). Die erhaltenen mA Gesetze beinhalten weiterhin u.a. Bestimmungen zu Grundstücksrecht, Verkauf von verpfändeten Personen, von Haustieren, von anvertrauten, gefundenen oder gestohlenen Sachen, sowie Viehdiebstälen. Sie regulierten sicherlich viele anderen Bereiche des täglichen Lebens, wie die verbliebenen Fragmente uns ahnen lassen. Aus Assur stammen zusätztlich mehrere hunderte mittelassyrische Rechtsurkunden, die uns sehr genau über die rechtliche Lage in Assyrien in jener Zeit informieren. Ziele der Veranstaltung sind nicht nur historisch-soziologisch-juristische Fragestellungen, sondern auch, den Studenten in Kontakt mit der Grammatik und Lexikographie der mittelassyrischen Sprache treten zu lassen, deren Hauptverterter die mA Gesetze sind.

Teilnahmevoraussetzungen: Akkadisch I. und II.

Leistungsnachweise: Kursbegleitende Übungen.

Einführende Literatur: Schroeder, O., Keilschrifttexte aus Assur Verschiedenen Inhalts. Leipzig 1920 (WVDOG, 35) Nrn. 1, 2, 6 und 143; Ehelolf, P., Ein altassyrisches Rechtsbuch, Berlin 1922; Driver, G. R. - Miles, J. C. (Hrsg.) The Assyrian Laws. Oxford 1935; Weidner, E.F., "Das Alter der mittelassyrischen Gesetzestexte", AfO 12 (1937-1939) 46-54; Cardascia, G., "Gesetze: B. Assyrien" RlA 3 (1957-1971) 279-287; Haase, R., Die keilschriftlichen Rechtssammlungen in deutscher Übersetzung. Wiesbaden 1963, 95-116; Cardascia, G., Les lois assyriennes. Paris 1969; Mayer, W., Untersuchungen zur Grammatik des Mittelassyrischen. Kevelaer-Neunkirchen-Vluyn 1971 (AOATS 2); Postgate, J. N., "Assyrian Texts and Fragments", Iraq 35 (1973) 19-21; Saporetti, C., Le Leggi medioassire. Malibu 1979; Borger, R. "Die mittelassyrische Gesetze", in: Kaiser, O. (Hrsg.) Texte aus der Umwelt des Alten Testaments. Gütersloh 1982, Band I, 80-92; Borger, R., Babylonisch-assyrische Lesestücke. 2. neubearbeitete Auflage. Rom 19942, Heft I: 54-58, Heft II: 318-321; S. Roth, M., Law Collections from Mesopotamia and Asia Minor. Atlanta 1995, 153-209; Sanmartín, J., Códigos legales de tradición babilónica. Madrid 1999, 209-255; Lafont, S., Femmes, Droit et Justice dans l'Antiquité orientale. Contribution à l'étude du droit pénal au Proche-Orient ancien. Fribourg - Göttingen 1999 (OBO 165); Jakob, S. Mittelassyrische Verwaltung und Sozialstruktur. Untersuchungen. Leiden 2003 (CM 29).

Beginn: Oktober 2003


Seminar: Das Bier in Mesopotamien: Herstellung und Konsum

Mittwoch, 13:15-14:45, Schulgasse 2, Semitistik

Dr. Fincke

...

Teilnahmevoraussetzungen: ...

Leistungsnachweise: Kursbegleitende Übungen.

Einführende Literatur: ...

Beginn: 22.10.2003


Übung: Altbabylonische Texte zum König Gilgamesch

Dienstag 9.00-10.30 h (s.t.), Hauptstr. 126, Assyriologie Basement

Dr. Schaudig

Seit seiner Wiederauffindung in den Ruinen der um 612 v.Chr. untergegangenen assyrischen Königsresidenz Ninive gilt das in 12 Tafeln gegliederte "Gilgamesch-Epos" als eines der berühmtesten Werke der Weltliteratur und als Inbegriff des literarischen Schaffens des Alten Mesopotamien. Diese kanonische Fassung des Gilgamesch-Stoffes aus dem 1. Jahrtausend v.Chr. ist aus einem Kranz älterer Legenden zusammengewoben, die uns in ihrer frühesten Gestalt in sumerischen und akkadischen Texten der altbabylonischen Zeit im Rahmen des damaligen Schulbetriebes greifbar werden. Im vorliegenden Kurs sollen nun jene altbabylonischen, akkadischen "Vorläufer" gelesen werden. Wie vor 4000 Jahren richtet sich die Übung an Studenten, die ihre Beherrschung des schriftlichen Akkadischen verbessern möchten

Teilnahmevoraussetzungen: Akkadisch II.

Leistungsnachweise: Regelmäßige Mitarbeit.

Einführende Literatur: A.R. George, The Babylonian Gilgamesh Epic. Introduction, Critical Edition and Cuneiform Texts. Vol. I-II (Oxford / New York 2003).

Beginn: Oktober 2003


Übung: Akkadisch I: Babylonisch-Assyrisch für Anfänger

Freitag, 8.15-9.45 h, Sandgasse 7, Raum 010

Prof. Maul

Das Akkadische, das sich in die Hauptdialekte Assyrisch und Babylonisch aufteilt, ist die älteste bekannte semitische Sprache. Keilschriftliche Dokumente in akkadischer Sprache sind aus der Zeit vom 3. Jt. v. Chr. bis ins 1. Jh. n. Chr. belegt und geben Zeugnis von allen Lebensbereichen des mesopotamischen Menschen. In dem Einführungskurs werden Grundkenntnisse der Keilschrift und des Altbabylonischen, der "klassischen" Form des Akkadischen, vermittelt.
Für die Teilnehmer der Übung ist der Besuch des Tutoriums zu "Akkadisch I" verpflichtend.

Teilnahmevoraussetzungen: Keine.

Leistungsnachweise: Kursbegleitende Übungen.

Einführende Literatur: R. Borger, Assyrisch-Babylonische Lesestücke, 2. Auflage, Rom 1979; W. von Soden, Grundriß der akkadischen Grammatik, 3. Auflage, Rom 1995.

Beginn: 17.10.2003


Begleitendes Tutorium zu Akkadisch I

Dr. Llop

Donnerstag, 11.00-12.30 h s.t., Hauptstr. 126, Assyriologie Basement

Beginn: n.V.


Übung: Sumerisch II mit Tutorium

Mittwoch, 9.15-10.45 h, Sandgasse 7, Raum 010

Prof. Waetzoldt

Fortsetzung der Übung "Sumerisch I" vom SS 2003. Vertiefung der Kenntnisse des Verbalsystems; Analyse der Konstruktionsweise von Nebensätzen; Syntax. Lektüre leichterer sumerischer Texte.

Teilnahmevoraussetzung: Teilnahme an Sumerisch I oder vergleichbare Vorkenntnisse.

Leistungsnachweise: kursbegleitende Übungen und Abschlußklausur.

Literatur: M.-L. Thomsen, The Sumerian Language (Mesopotamia. Copenhagen Studies in Assyriology Vol. 10) 1984 (2. verbesserte Auflage); D.O. Edzard, Sumerian Grammar (Handbuch der Orientalistik Bd. 71, 2003). Eigene Unterrichtsmaterialien.

Beginn: 22. Oktober 2002


Begleitendes Tutorium zu Sumerisch II

Wiebke Meinhold MA

Donnerstag, 13.15-14.45 h, Hauptstr. 126, Assyriologie Basement

Beginn: n.V.


Übung: Hethitische Verwaltung --> Einführung in die hethitische Sprache

Montag, 9.15-10.45 h, Hauptstr. 126, Assyriologie Basement

Dr. Strauß

Das Hethitische ist die älteste schriftlich überlieferte indo-europäische Sprache. Die keilschriftlichen Dokumente in hethitischer Sprache, deren Gros aus den Archiven der hethitischen Hauptstadt Hattusa (Bogazköy) stammt, sind in die Zeit vom 16. bis zum Ende des 13. Jh. v. Chr. zu datieren. Staatsverträge, Landschenkungsurkunden, Gerichtsprotokolle und Gesetzestexte, Mythen und Gebete, Ritualtexte u. v. m. gewähren Einblick in ganz unterschiedliche Lebensbereiche der Hethiter und bieten außerdem wertvolle Informationen zur politischen und kulturellen Einbindung des hethitischen Kleinasiens in seine altorientalische Umwelt. In dem Einführungskurs werden die grammatischen und keilschriftlichen Grundlagen für die Lektüre einfacher hethitischer Texte vermittelt.

Teilnahmevoraussetzungen: keine

Leistungsnachweise: Kursbegleitende Übungen.

Einführende Literatur: J. Friedrich, Hethitisches Elementarbuch I: Kurzgefaßte Grammatik, 3. Aufl., Heidelberg 1974; ders., Hethitisches Elementarbuch II: Lesestücke in Transkription, 2. Aufl., Heidelberg 1967; ders. Hethitisches Wörterbuch, Heidelberg 1952; E. Neu/C. Rüster, Hethitisches Zeichenlexikon, StBoT Bh. 2, Wiesbaden 1989.

Beginn: Oktober 2003


Übung: Hellenismus in Mesopotamien

Freitag, 10.15-11.45, Hauptstr. 126, Assyriologie Basement

Dr. Ambos

In hellenistischer Zeit erlebte die babylonische Kultur unter der Herrschaft der Seleukiden im ausgehenden 4. und im 3. Jahrhundert v. Chr. ihre letzte Blüte. Ein augenfälliges Beispiel dafür ist der unter seleukidischer Patronage ausgebaute gewaltige Tempelbezirk des (bit) resch und der Anu-Zikkurat (der von ihrem Volumen her vielleicht größten Zikkurat, die jemals in Mesopotamien errichtet wurde) in Uruk. Der Baubericht von Antiochos I. Soter über seine Renovierung der Tempel Esagila in Babylon und Ezida in Borsippa ist die letzte in akkadischer Sprache überlieferte Königsinschrift. Für Antiochos I. schrieb der babylonische Marduk-Priester Berossos sein in griechischer Sprache verfaßtes Werk "Babyloniaka".
Die ab dem 7. Jh. v. Chr. bis in parthische Zeit hinein überlieferten "astronomischen Tagebücher" notieren astronomische und meteorologische Ereignisse, die Preise, den Wasserstand und das politische Geschehen und bieten uns damit wichtige Einblicke in das politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben Babyloniens. Von großem Interesse ist auch die Textgruppe der Graeco-Babyloniaca - Tontafeln, die auf der Vorderseite einen sumerischen und/oder akkadischen Text in Keilschrift, auf der Rückseite jedoch in griechischer Umschrift aufweisen. Die spätesten dieser Texte stammen aus dem 2. Jh. n. Chr.
Ziel der Veranstaltung ist ein Überblick über die babylonische Kultur in hellenistischer Zeit und das Ausmaß ihrer "Hellenisierung" unter Einbeziehung archäologischer und schriftlicher Quellen anhand kurzer Referate und Lektüre und Diskussion ausgewählter Textpassagen. Wünschenswert sind Kenntnisse des Akkadischen und auch des Sumerischen.

Teilnahmevoraussetzungen: Wünschenswert sind Kenntnisse des Akkadischen und des Sumerischen.

Leistungsnachweise: Kursbegleitende Übungen.

Einführende Literatur: M. Geller, The Last Wedge, ZA 87 (1997) 43-95; H. Hunger/A.J. Sachs, Astronomical diaries and related texts from Babylonia, Wien 1988ff.; J. Oelsner, Materialien zur babylonischen Gesellschaft und Kultur in hellenistischer Zeit, Budapest 1986; S. Sherwin-White/A. Kuhrt, From Samarkhand to Sardis. A new approach to the Seleucid empire, London 1993; R.J. van der Spek, The theatre of Babylon in cuneiform, in: W. van Soldt (ed.), Veenhof Anniversary Volume, PIHANS LXXXIX, Leiden 2001: 445-456; G. Verbrugghe/J. Wickersham, Berossos and Manetho Introduced and Translated. Native Traditions in Ancient Mesopotamia and Egypt, Michigan 1996.

Beginn: Oktober 2003


Übung: Das Ugaritische im Kontext der westsemitischen Sprachen und Kulturen

das Seminar findet in Erlangen statt

 

Das Ugaritische spiegelt die sprachlichen und kulturellen Verhältnisse in Nordwestsyrien von 1400-1200 v. Chr. aus der Perspektive einer internationalen Handelsmetropole. Es ist damit sowohl für die anderen westsemitischen Sprachen als auch für die Welt der Bibel eine unverzichtbare Vergleichsgröße. Zunächst sollen die Grundlagen der Formenlehre im Rahmen des Nordwestsemitischen kontextualisiert werden. Dann erfolgt anhand der Lektüre leichter Briefe und poetischer Texte ein Einblick in Sprache, Literatur und Kultur, besonders vor dem Hintergrund des Alten Testaments. Da noch viele sprachliche und sachliche Unklarheiten bestehen, ist die Übung als Blick in die Werkstatt semitistischer Forschung und als Ermutigung zum selbständigen Umgang mit den vorhandenen Hilfsmitteln zu verstehen!

Teilnahmevoraussetzungen: Gute Kenntnisse in mindestens einer semitischen Sprache (vorzugsweise Hebräisch).

Leistungsnachweise: Nach Absprache.

Einführende Literatur: Laut- und Formenlehre werden anhand eigener Materialien vermittelt; zur Vertiefung (und ggf. kritischen Auseinandersetzung) ist immer zu konsultieren: J. Trooper, Ugaritische Grammatik. AOAT 273. Münster 2000: Ugarit-Verlag. Weitere Literatur wird angegeben. Zur Einführung in das ganze Gebiet empfiehlt sich ein erster Blick in M.S. Smith, Untold Stories. The Bible and Ugaritic Studies in the Twentieth Century. Peabody 2001: Hendrickson, sowie in die diversen Artikel In: W. G. E. Watson / N. Wyatt (Hrsg.), Handbook of the Ugaritic Studies. HdO I,39. Leiden 1999: Brill.

Beginn: Oktober 2003


Übung: Sprachwissenschaftliche Einführung in das Phönizische

Freitag, 16.15-17.45, Schulgasse 3, Semitistik

Dr. Gzella

Das Phönizische ist eine alte westsemitische Kultursprache, auf die verschiedene heute noch gebräuchliche Alphabete zurückgehen. Nach Erarbeitung der ersten sprachlichen Grundlagen werden Originaltexte in ihrem sprachlichen und kulturellen Kontext gelesen; dabei kommen ganz verschiedene Perspektiven der modernen Historischen und Allgemeinen Linguistik zur Anwendung. Insofern eignet sich die Übung auch als praktische Einführung in Methoden und Möglichkeiten moderner Semitistik.

Teilnahmevoraussetzungen: Kenntnisse in mindestens einer semitischen Sprache sehr empfohlen, aber nicht obligatorisch.

Leistungsnachweise: Nach Absprache.

Einführende Literatur: Der Stoff wird anhand eigener Unterrichtsmaterialien aufbereitet. Die z.Zt. beste Referenzgrammatik ist J. Friedrich / W. Röllig, Phönizisch-Punische Grammatik. 3.A., neu bearbeitet von M. G. Amadasi Guzzo unter Mitarbeit von W. R. Mayer. Roma 1999: Editrice Pontificio Instituto Biblico. Kommentierte zweisprachige Ausgabe wichtiger Texte: J. C. L. Gibson, Syrian Semitic Inscriptions, Vol. III: Phoenician Inscriptions. Oxford 1982: Oxford University Press. Als Einführung in die phönizische Kultur immer noch lesenswert: D. Harden, The Phoenicians. Harmondsworth 1971: Penguin Books. Weitere Literatur wird angegeben.

Beginn: 24. Oktober 2003

Verantwortlich: E-Mail
Letzte Änderung: 02.03.2008
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