Marmara Ereğlisi
Marmara Ereğlisi, das antike Herakleia-Perinthos, liegt rund 90 Kilometer westlich von Istanbul am Nordufer des Marmara-Meers. Der Ort wurde als archaische Kolonie von Samos aus gegründet und entfaltete eine beachtliche historische Bedeutung, die durch den Rang als Hauptstadt der römischen Provinz Thrakien zum Ausdruck kam. Erst in frühbyzantinischer Zeit verlor die Stadt gegenüber Konstantinopel an Bedeutung. Dass Septimius Severus die Polis nach seinem Sieg über Pescennius Niger (193/94 n. Chr.) bevorzugt und das abtrünnige Byzantion zu einer kōmē Herakleias degradiert hatte, mag noch für Diokletian ein Grund gewesen sein, Herakleia bei der Teilung Thrakiens zur Hauptstadt der neu eingerichteten Provinz Eurōpē zu erheben (297 n. Chr.). Im Lauf des vierten Jahrhunderts hatte sich das Verhältnis durch die rasante Entwicklung Konstantinopels jedoch umgekehrt. Auch der Vorrang, den Herakleia zunächst noch in der Kirchenhierarchie besessen hatte, ging 381 n. Chr. verloren. An ihn erinnerte nur noch das traditionelle Recht der Metropoliten von Herakleia, die Investitur der neu ernannten Patriarchen von Konstantinopel vorzunehmen. Andererseits hatte Herakleia von der Lage im Hinterland Konstantinopels auch profitiert. Wegen ihres Hafens und ihrer Anbindung an die via Egnatia blieb die Polis eine wichtige Etappenstation auf dem Weg zwischen Thessaloniki und Konstantinopel und gehörte weiterhin zu den wichtigsten Städten Thrakiens. Neben anderen Städten am Marmarameer wie das benachbarte Rhodosto (Tekirdağ) oder Selembria (Silivri) förderte Justinian (527-565 n. Chr.) auch Herakleia, indem er eine Wasserleitung und eine alte, wahrscheinlich auf Diokletian zurückgehende Residenz erneuern ließ.
Literatur:
- M. H. Sayar, Perinthos-Herakleia (Marmara Ereğlisi) und Umgebung. Geschichte, Testimonien, griechische und lateinische Inschriften (Wien 1998)
- A. Külzer, Ostthrakien (Eurōpē). Tabula Imperii Byzantini 12 (Wien 2008)