Keramik
Rote Keramik, sog. Samische Ware
Stempelkeramik
Rote bemalte Keramik
Weiße und Gelbe bemalte Keramik
Vorratsgefäße
Handgemachte Keramik
Lampen
Mörser oder Stöpsel
Literatur
Die Kleinfunde der Heidelberger Nubiensammlung wurden im Rahmen von umfangreichen Geländebegehungen (Surveys) und - in geringerem Maß - aus den Grabungssondagen geborgen. Der Großteil (80 Prozent) stamt aus der Festung von Kulb. Da stratifizierte Funde fehlen, hatte sich Mieczyslaw Rodziewicz bei seiner Materialvoralge an der von W. Y. Adams aufgestellten Typologie orientiert. Dabei verzichtete er jedoch auf Bezeichnungen für Warengruppen (Keramiksorten), die eine nicht nachweisbare Datierung implizieren. Die von Rodziewicz festgelegten Warengruppe bieten einen guten Überblick über das Spektrum nubischer Keramik und sollen hier kurz vorgestellt werden. Neben Keramik sind noch Fragmente von Wandputz und einge wenige organische Materialien in der Sammlung vertrten. Unter ihnen ist als Einzelfund ein hervorragend erhlatenes Objekt aus Leder besonders erwähnswert, bei dem es sich um einen Köcher handelt.
Rote Keramik, sog. Samische Ware
Schüsseln aus Kirche und Festung von Kulb:
Die Fragmente sind aus hartgebranntem rotem oder rotbräunlichem Ton mit Glimmereinschlüssen. Sie besitzen einen halbmatten, roten oder orangeroten Überzug und unterscheiden sich in der Oberfläche, die glattglänzend oder auch teilweise rau, mit schwarzer Bemalung ist.
Zeitliche Einordnung: 8.-9. Jahrhundert
Stempelkeramik
Die Gruppe der stempelverzierten Keramik wird im Material ausschließlich durch Becherformen vertreten. Die Tonfarbe der Fragmente reicht von braun bis rosabräunlich. Zu den Einschlüssen sind Glimmer und gelbe, schwarze oder braune Partikel zu zählen. Der Ton ist zumeist hart gebrannt und weist einen karminroten, orangeroten oder braunen Überzug auf. Die Oberfläche ist matt oder glänzend. Einige Fragmente sind am Rand mit einer braunen bis schwarzen Bemalung versehen. Das namensgebende Merkmal sind verschiedene Stempelverzierungen, die in den Ton eingedrückt wurden. Das Formspektrum reicht von Kreuzstempeln über Quadrate zu Kreisen. Die erhaltenen Stücke lassen sich dem Zeitraum vom 7. bis in das 13. Jahrhundert einordnen.
Rote bemalte Keramik
Auch „Zwei- und mehrfarbige Rote Ware“.
Unter der rot bemalten Keramik befinden sich hauptsächlich Scherben von Schüsseln, Tellern, Bechern, Krügen und anderen Gefäßen aus der Festung von Kulb. Ferner wurde das Fragment einer Schüssel in der Kirche von Kulb gefunden, aus Turmukki stammen die Fragmente eines Krugs. Die Farbpalette des Tons umfasst rosa, rot, hellbraun, braunrot und braun. Einige der Stücke haben Glimmer, gelbe oder braune Einschlüsse. Die meisten Überzüge der Fragmente sind orangerot und rot bis braun, matt oder glänzend. Wenige besitzen eine schwach glänzende Oberfläche, weitere sind innen und außen rau und matt. Einzelne Scherben zeigen sich innen rotbraun, schwach glänzend und außen rot bis gelb, nach unten heller werdend. Die meisten der Stücke sind gelb, braun oder schwarz bemalt. Zu den aufgemalten Ornamenten zählen verschiedene Strich- und Flechtmuster, die häufig mehrfarbig ausgeführt wurden.
Ihre Datierung reicht grob vom 7. bis ins 13. Jahrhundert.
Zwei besondere Fragmente wurden in der Festung von Kulb geborgen:
Die Scherbe einer Schüssel weist die Spuren einer Reparatur auf, bei der eine Schnur durch Bohrungen gezogen wurde. Ein anderes Fragment einer Schüssel trägt in der Innenseite geritzte Monogramme und den Namen ΜΙΧΑΗΛ (Michael).
Weiße und Gelbe bemalte Keramik
Aus den Fragmenten, die der weißen und gelben bemalten Keramik zuzuordnen sind, lassen sich vor allem Schüsseln, Schalen, Teller, Becher und vereinzelte Krüge rekonstruieren. Der Ton weist unterschiedlichste Färbungen und Einschlüsse auf. Rosa und hellbraun sind die am häufigsten vertretenen Tonfarben. Unter den beobachteten Einschlüssen sind vor allem Glimmer, gelbe und braune Partikel hervorzuheben. Der Überzug ist weiß oder gelb bis dunkelgelb und matt bis glänzend. Die Bemalung der Keramik erfolgte in den Farben Schwarz, Braun und Rot. Das Repertoire der Verzierungen reicht von einfachen Linien über ornamentale und geometrische Muster, wie Flechtbänder, bis hin zu floralen und figürlichen Darstellungen, wie Sträucher und Vögel.
Weiße und gelbe bemalte Keramik tritt vom 8. bis ins 14. Jahrhundert auf.
Vorratsgefäße
Die Auswahl, der in der Festung von Kulb gefundenen Fragmente von Vorratsgefäßen, reicht von Amphoren über Krüge bis zu Flaschen. Das Fragment von einer der Amphoren ist aus hart gebranntem rotbraunem Ton mit dunkel- bis karminrotem, matten Überzug. Man datiert diese Amphora in das 7. und 8. Jahrhundert. Weitere Amphorenfragmente ähneln sich in der porösen Tonbeschaffenheit, unterscheiden sich jedoch in der Farbe, die von grau bis gelb variiert. Sie haben schwarze und gelbe Einschlüsse mit Glimmer. Die Oberflächen sind rau und ohne Schlicker. Es handelt sich um dünnwandige, raue und nicht gleichmäßig ausgeführte Ware.Diese Funde werden in die Zeit zwischen 950 und 1100 datiert.
Eine der beiden Flaschen ist aus braunem, sehr porösem Ton. An der Bruchkante ist sie schwarz gebrannt. Die Oberfläche beitzt einen sogenannten wash, das heißt, dass die Oberfläche mit einem Schwamm geglättet wurde, der einen braunen und matten, aber durchscheinenden „Überzug“ hinterließ. Es handelt sich um eine dickwandige Keramik, die man in das 7. und 8. Jahrhundert datiert. Die andere Flasche besteht aus rotem Ton mit Glimmereinschlüssen und ist hartgebrannt. Ihr Überzug ist rot und matt. Am Rand ist sie schwarz bemalt. Auf dem Überzug innen liegt ein nachträglich überzogener, gelber, dicker Schlicker. Man datiert diese Ware ins 8. und 9. Jahrhundert.
Unter den Krügen findet sich ein in das 7. bis 8. Jahrhundert datierter Krug aus der Festung von Kulb. Sein Ton ist hellrotbraun und besitzt Einschlüsse aus Glimmer und schwarzen Partikeln. Der Überzug ist karminrot, schwach glänzend und rau. Es handelt sich um eine sehr dünnwandige Keramik, die möglicherweise aus Ägypten (mittelägyptische Ware) importiert worden ist.
Weitere Fragmente, ebenfalls aus der Festung von Kulb, werden in das 8. und 9. Jahrhundert datiert. Ihr Ton ist rosa, porös und mit Glimmer und gelben Einschlüssen durchsetzt. Am Rand findet man Spuren eines schwarzen Streifens. An der Innenseite ist gelber, nachträglich überzogener Schlicker, der Überzug außen wirkt zerrieben.
Handgemachte Keramik
Die Gruppe der handgemachten Keramik umfasst mehrere Objekte unterschiedlichen Aussehens. So zeichnen sich viele Objekte durch rosa-schwarzen oder rosa-braunen Ton aus, die innen und außen einen rosa, kaminroten oder braunen Überzug besitzen können. Der Ton ist meist sandig und porös mit gelben oder organischen Einschlüssen. Häufig verwendete Ziermotive waren flüchtig eingeritzte oder schräge Gittermuster. Einige Fundstücke hatten ein Blattmotiv, Zweigmuster, von Zickzack flankierte Kreuze oder Flechtbandmuster. Eine Besonderheit sind raue, schuppenähnliche Partien an zwei Krügen, die vermutlich für eine spezielle Funktion vorgesehen waren. Viele Objekte stammen aus der Festung von Kulb und werden in das 11. bis 13. Jahrhundert datiert.
Lampen
Zur Gruppe der Lampen gehören schalenförmige Gefäße, die aus Nilschlamm mit organischer Beimengung handgeformt wurden. Als Brennstoffbehälter diente ein nach innen eingezogener Ring, der dem konkav geformten Boden aufgesetzt ist. Für den Docht besitzt der Ring eine Bohrung. Dass auch Gefäßfragmente als Lampen wiederverwendet wurden, ließ sich an den angebrannten Rückständen von Öl oder Talg erkennen. Die Lampen der Heidelberger Sammlung gehören in die von Adams als 'nachklassisch' bezeichnete Periode und werden demnach in das 12. Jahrhundert datiert.
Mörser oder Stöpsel
Eine durch ihre pilzartige Form gekennzeichnete Gruppe wurde als Mörser oder Stöpsel bezeichnet. Die Stücke sind aus einem Ton mit organischer Beimischung handgemacht und können einen roten Überzug beitzen. Ihrer Form nach waren sie als Kannenverschluss (Stöpsel) geeignet. Eine Funktion als Mörser ist dagegen auszuschließen, weil das Material dafür ungeeignet war und außerdem Abnutzungsspuren an den Unterseiten fehlen.
Zur Chronologie kann keine Aussage getroffen werden.
(Fotos: Rosentreter)
Literatur
- W. Y. ADAMS, Ceramic industries of medieval Nubia/1 (1986)
- W. Y. ADAMS, Ceramic industries of medieval Nubia/2 (1986)
- M. RODZIEWICZ, Die Keramikfunde der deutschen Nubienunternehmungen 1968 - 69 (1972)