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06.10.2017 Achte Stolpersteinverlegung in Heidelberg

Stolpersteine für die Familie Meyer in Handschuhsheim

Stolpersteine1 Am 6. Oktober 2017 fand die 8. Stolpersteinverlegung in Heidelberg statt und 32 Heidelberger Opfern wurden "ihre Namen zurückgegeben" wie es der Künstler Gunter Demnig formuliert. Auch der Familie Meyer, zur Zeit des NS-Regimes wohnhaft in der Steubenstraße 36, Handschuhsheim, wurde hierbei gedacht. Die Familie erhielt mit der Verlegung von drei Stolpersteinen einen Ort, an dem sie im Geiste vereint wird.

Harry und Meta Meyer wurden aufgrund ihres jüdischen Glaubens Opfer des nationalsozialistischen Gewaltregimes. Harry Meyer wurde 1942 nach Izbica deportiert. Seine Frau Meta Meyer, geborene Lewin wurde 1940 nach Gurs deportiert und kam 1942 über Drancy nach Auschwitz. Das Ehepaar Meyer wurde zum 8.5.1945 für tot erklärt.

Ihrem Sohn Helmut Meyer, der wegen politischem Widerstand bereits seit 1936 im Zentrum der nationalsozialistischen Verfolgung stand, gelang 1938 die Flucht in die USA. Im August 1936 war der 1912 geborene Jura-Student wegen eines Briefes mit antifaschistischem Inhalt inhaftiert und der Heimtücke angeklagt worden. Bei den extensiven Ermittlungen fanden die Beamten zahlreiche kommunistische Schriften sowie selbstverfasste regimekritische Gedichte in seiner Wohnung auf. Laut Zeitzeugenaussagen betrieb Meyer zu dieser Zeit eine studentische Widerstandsgruppe, die sich auf einer Insel im Neckar, etwa auf der Höhe des heutigen Thermalbads versammelte. Eine Aktivität dieser Gruppe war das Abhören des Senders der Internationalen Brigaden aus Madrid. Ein Produkt dieser Gruppe war ein Flugblatt zum Spanischen Bürgerkrieg, in dem ein Aufruf zum Widerstand gegen den Krieg enthalten war.

Die Verlegung der Stolpersteine für die Familie Meyer wurde durch die wissenschaftliche Hilfskraft des Arbeitsbereichs Jacqueline Dotzer initiiert und fand am Freitag, den 6. Oktober 2017 am ehemaligen Wohnort der Familie in Handschuhsheim statt. Trotz regnerischen Wetters fanden sich zahlreiche Interessierte ein und legten Blumen am nun geschaffenen Gedenkort für die Familie Meyer nieder. Begleitet wurde die Verlegung der Stolpersteine von einer Ansprache von Jacqueline Dotzer. Lukas Müller, Sprecher der Fachschaft Geschichte und Vertretung der Fachschaft Geschichte im Studierendenrat, trug anschließend ein von Helmut Meyer verfasstes Gedicht mit dem Titel Den Toten von Dachau vor. Die Verlegung der Stolpersteine wurde finanziell durch den Studierendenrat, die Fachschaft Geschichte und einen privaten Stifter ermöglicht. Um 14:15 Uhr lud dann im Hölderlin-Gymnasium, Plöck 40, die Stolperstein-Initiative Heidelberg zu einer Gedenkveranstaltung anlässlich der 8. Stolpersteinverlegung ein.

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  (Jacqueline Dotzer, Gunter Demnig, Lukas Müller, v.l.n.r.)  

 

Sehen Sie zum Thema auch den Aufsatz von Jacqueline Dotzer im Heidelberger Jahrbuch zur Geschichte der Stadt 21/2017 mit dem Titel: "Heimtücke, Hochverrat, Widerstand. Die Verfolgung und Verurteilung des jüdischen und sozialistischen Studenten Helmut Meyer".


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05.06.2016 Vortrag von Dr. Birgit Hofmann in der Hochschule für Jüdische Studien

Ein Blick zurück in die Geschichte des Kalten Krieges: Antiziganismus und Antisemitismus im Ostblock

Plakat Die Angst vor dem anderen2

Im Rahmen des „Festival contre le racisme“, das dieses Jahr zum sechsten Mal in Heidelberg ausgerichtet wurde, fand am 5. Juni zwischen 12 und 18 Uhr unter dem Motto „die angst vor dem anderen — Mechanismen gruppenbezogener Vorurteilsbildung“ eine wissenschaftliche Veranstaltung in der Hochschule für Jüdische Studien statt, an der auch unser Arbeitsbereich „Minderheitengeschichte und Bürgerrechte in Europa“ beteiligt war.

Die Koordinatorin des Arbeitsbereichs Dr. Birgit Hofmann hielt dort einen Vortrag zum Thema „Ein Blick zurück in die Geschichte des Kalten Kriegs: Antiziganismus und Antisemitismus im Ostblock“.

Hofmann ging dabei insbesondere der Frage nach, ob sich die heutzutage in den ehemaligen Ländern des Ostblocks in hohem Grade aufzufindenden antisemitischen und antiziganistischen Einstellungen auch als ein „Erbe des Staatskommunismus“ verstehen lassen. Dieser Frage widmete sie sich in zwei inhaltlichen Einheiten: die erste zeichnete unter Einbezug der ideologischen Wurzeln des Marxismus, Leninismus und Stalinismus antisemitische Entwicklungslinien im Ostblock nach und fokussierte mit der Darstellung des Slánský-Prozesses aus dem Jahr 1952 und der Aufschlüsselung der Vorurteilsstruktur des „jüdischen Bolschewismus“ auf klassische und wirkungsmächtige antisemitische Stereotype. Die zweite Einheit konzentrierte sich auf die staatlichen Politiken gegenüber der Minderheit der Sinti und Roma im Ostblock. Diese Politiken waren zwar ambivalent und wechselhaft, sie zielten jedoch generell auf ein „Verschwinden der zigeunerischen Lebensweise“ ab. Hofmann berücksichtigte hierbei nationale Variationen, die sich – abhängig von dem Status der Minderheit im jeweiligen Land – zwischen Einbindung, Diskriminierung und Ausgrenzung  bewegten und legte gleichzeitig Handlungsfelder des Eingreifens und der Minderheitenpolitik des Staatskommunismus offen. Zudem wies sie nach, dass herkömmliche „Zigeuner“-Stereotype im Ostblock einflussreich und hartnäckig fortwirkten, obwohl es keine „offizielle“ Feindschaft gegenüber der Minderheit gegeben hat.

In ihrem Fazit hielt Hofmann fest, dass es zum einen zentrale ideologische Elemente wie die (Nicht-)Staatlichkeit und der Arbeitsbegriff waren, um die sich die Ausgrenzung von „Anderen“ im Ostblock formierte. Diese waren jedoch bereits auch schon Motive des vorkommunistischen Antiziganismus und Antisemitismus gewesen. Zum anderen konstatierte sie, dass sich antisemitische Haltungen vor allem als eine Form des Antizionismus ausgestalteten und sich in Wellen der impliziten Verfolgung des jüdischen Bevölkerungsanteils entluden. Währenddessen wurden gegen Sinti und Roma von Seiten des Staates konkrete Politiken ergriffen, die auf die Veränderung ihrer Lebensweise zielen sollten. Diese historischen Entwicklungen bilden dabei einen elementaren Referenzpunkt für die heutige Situation von Minderheiten in Osteuropa. [Flyer und Programm zur Veranstaltung]​ [RNZ-Artikel]


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22.03.2016 Vortrag und Diskussion eines Studierendenprojekts

Antisemitismus, Antiziganismus, Rassismus – Fremdenfeindlichkeit damals und heute. Die Herausforderungen der Bildungsarbeit in Heidelberg

Collage Bildungsprojekt 2

Am Dienstag, den 22. März hielten junge HistorikerInnen des Historischen Seminars um 18 Uhr im Hörsaal des Historischen Seminars einen Vortrag über die Einbindung regionalgeschichtlicher Besonderheiten in den schulischen Unterricht.

Die Veranstaltung fand im Rahmen der vom Interkulturellen Zentrum organisierten Internationalen Wochen gegen Rassismus statt.

Schulische Erinnerungsarbeit in Verbindung mit aktuellen Fragestellungen wie der Ausgrenzung von Minderheiten ist ein wichtiger Teil der historisch-politischen Bildung und kann besonders im lokalen sowie regionalen Rahmen erfahrbar gemacht werden. Durch die  Spurensuche im heimischen Umfeld können sich gerade junge Menschen konkret mit der NS-Geschichte und dem Schicksal verfolgter Menschen auseinandersetzen.

Im Fokus des Vortrags standen die lokale Verfolgung von Minderheiten während der NS-Zeit sowie aktuelle Erinnerungsorte in Heidelberg. Anschließend wurde über aktuelle Herausforderungen der Bildungsarbeit unter Bezugnahme gegenwärtiger Ausgrenzungserfahrungen diskutiert.

Die Projektgruppe, bestehend aus elf HistorikerInnen, die sich durch ihr Engagement in zwei Gedenkprojekten des Arbeitsbereichs zusammenfanden, plant mit der Unterstützung der Jüdischen Kultusgemeinde Heidelbergs eine Handreichung für LehrerInnen und außerschulische Bildungseinrichtungen zum Thema „Verfolgung von Minderheiten im Nationalsozialismus in Heidelberg“.

Da die regulären Schulbücher kein didaktisches Material mit regionalem Fokus aufweisen, sollen die geplanten Unterrichtsmaterialien die lokale Bezugswelt der SchülerInnen unmittelbar mit einbeziehen, um das Verständnis für die NS-Verfolgung und heutige Diskriminierung von Minderheiten zu fördern.

Das Projekt soll bis März 2017 bearbeitet werden.

Bild-Ausschnitt oben rechts: Streetart- und Aktionskunst der KünstlerIn Barbara am Hauptbahnhof Heidelberg.

 

Studiprojekt1
Studiprojekt2
Studiprojekt3
Studiprojekt4


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15.01.2016 Vortrag von Dr. Irina Scherbakowa:

Den Terror erinnern. Zur Geschichte der Menschenrechtsorganisation Memorial und der Aufarbeitung von Stalinismus und GULag in Russland

Am Freitag, den 15. Januar 2016 war Dr. Irina Scherbakowa (Moskau) auf Einladung des Arbeitsbereichs „Minderheitengeschichte und Bürgerrechte in Europa“ zu Gast an der Universität Heidelberg. Dort stellte Sie ihre Forschungen und Quellenarbeit zum Thema „Den Terror erinnern – Zur Geschichte der Menschenrechtsorganisation Memorial und der Aufarbeitung von Stalinismus und GULag in Russland“ im Hörsaal des Historischen Seminars vor. Irina Scherbakowa ist promovierte Germanistin, Mitarbeiterin der Menschenrechtsorganisation Memorial und vielfach ausgezeichnete Journalistin und Wissenschaftlerin.

Bild Vortrag Scherbakowa
Bild Publikum Scherbakowa
In ihrem Vortrag schlug Frau Scherbakowa einen Bogen von der Geschichtspolitik in der Zeit der Perestroika unter Michail Gorbatschow bis heute, da Russland sich in einer Krise befinde, die auch erinnerungspolitischen Ursprungs sei, wie sie konstatierte. Erst unter Gorbatschow konnte die Frage, wie man mit der stalinistischen Vergangenheit und dem GULag umgehe, in einer breiteren Öffentlichkeit diskutiert werden. Zwei Faktoren seien für die Erinnerung an das Lagersystem wesentlich, so Scherbakowa: Einmal seien im heutigen Russland die Täter- und die Opferrollen oftmals nicht klar voneinander zu trennen: Das Wesen des Staatsterrors bedingte es, dass viele Täter zugleich Opfer wurden, oder umgekehrt. Zum anderen habe man nichts gehabt, woran man seine Erinnerung festmachen konnte. So existieren nahezu keine visuellen Zeugnisse des GULag. Aber auch die Sprache, die schiere Benennung der Verbrechen, habe sich als schwierig erwiesen. Der Zugang zu den Archiven sei bis zur Perestroika versiegelt gewesen, und selbst Intellektuelle wie Solschenizyn hätten – zu Unrecht – geglaubt, in diesen ließe sich ohnehin nichts Wesentliches finden. Mit dem Zerfall der Sowjetunion sei dann eine erste Phase der neuen Erinnerungskultur unter Gorbatschow zu Ende gegangen, in welcher der Zugang zu Akten und Archivdokumenten und damit eine Aufarbeitung des Staatsterrors möglich gewesen sei. Seither ist die Arbeit von Menschenrechtsorganisationen wie Memorial schwieriger geworden. Neben der Vergangenheit sind neue Menschenrechtsverletzungen, z.B. im Zuge des Tschetschenienkriegs, in den Vordergrund gerückt; auch habe in den 1990er-Jahren die Fokussierung auf die wirtschaftliche Entwicklung die Beschäftigung mit der stalinistischen Vergangenheit stark überlagert. Bis heute gibt es kein Lustrationsgesetz, fehlt es am Willen zu rechtsstaatlicher Aufarbeitung. Heute sei eine dreifache Entwicklung zu beobachten: Einerseits finde eine Rehabilitierung Stalins in Wissenschaft und Öffentlichkeit und eine zunehmende Drangsalierung des Memorial-Netzwerks statt. Ferner gebe es gleichzeitig aber auch erinnerungspolitische Vereinnahmungsversuche von Seiten des Staates. Drittens, und dies sei erfreulich, so Frau Scherbakowa, sei auch eine neue Offenheit der Bürgerinnen und Bürger gegenüber einer Aufarbeitung der Vergangenheit zu beobachten. Als Beispiel hierfür nannte Scherbakowa die Aktion „letzte Adresse“: Ähnlich den deutschen „Stolpersteinen“, strebt die Initiative, die vom Journalisten Sergej Parchomenko gemeinsam mit Memorial begründet wurde, an, mittels Tafeln aus Stahl, die an Hauswänden angebracht werden, die Schicksale jener Menschen ins Gedächtnis zu rufen, die durch den Sowjetterror ums Leben kamen. Diese Initiative werde erstaunlich gut angenommen: Immer mehr Bürgerinnen und Bürger würden sich um ein solches Mahnmal bemühen. Dabei würden keineswegs nur die Namen von Verwandten oder so bekannten Verstorbenen wie etwa dem Dichter Ossip Mandelstamm, an den nun auch eine Tafel erinnert, Beachtung finden. Wie Frau Scherbakowas Vortrag zeigte, ist die stalinistische Geschichte auch heute ein Politikum – und längst nicht nur eine Angelegenheit des heutigen Russland, vielmehr ist ihr Erbe weit über dessen Grenzen bis tief in die Mitte Europas hinein virulent und präsent.

 

Scherbakowa Flyer Bild

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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19.10.2015 Vernissage

Herausgerissen. Deportation von Heidelbergern 1940

Ausstellung von Studierenden des Historischen Seminars

 

Ausstellung Herausgerissen

Am 22. Oktober 2015 jährte sich die Deportation der Heidelberger Juden in das südfranzösische Internierungslager Gurs zum 75. Mal. Im Rahmen dieser planmäßigen Deportation badischer, pfälzischer und saarländischer Juden aus dem Deutschen Reich wurden 300 Heidelberger von den nationalsozialistischen Behörden verschleppt.


Die Ausstellung thematisiert die lokale Ausgrenzung und Verfolgung der Heidelberger Juden und Sinti während des Nationalsozialismus. Darüber hinaus zeichnet sie das Schicksal der deportierten Heidelberger während des Zweiten Weltkriegs nach.

 

Die Ausstellung ist zwischen dem 20.10. und 20.11.2015 im Foyer des Heidelberger Rathauses zu sehen.

 

Die Vernissage fand am Montag, den 19.10.2015 um 18 Uhr im Foyer des Heidelberger Rathauses statt.

 

Programm der Vernissage:


Begrüßung: Bürgermeister Wolfgang Erichson,


Ausstellung und Projektbeschreibung: Daniela Gress, Juliane Hoheisel, Felix Pawlowski,


Grußwort der evangelischen und katholischen Kirche: Dekanin Dr. Marlene Schwöbel-Hug, Dekan Dr. Joachim Dauer,


Grußwort Heidelberger Geschichtsverein: Dr. Norbert Giovannini,


Grußwort Heidelberger Initiative Stolpersteine: Heinz Lägler.

 

 

 

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Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus

Studierendenprojekt zur Erinnerung an die Deportationen der Heidelberger Juden

 

Bild Gurs

Am 22. Oktober des Jahres 1940 verhafteten Gestapobeamte jüdische Heidelbergerinnen und Heidelberger in ihren Wohnungen und verschleppten sie in aller Öffentlichkeit an den Hauptbahnhof. Von dort aus wurden sie mit sogenannten „Sonderzügen“ in das französische Lager Gurs am Fuße der Pyrenäen deportiert. Etwa 300 Heidelberger Jüdinnen und Juden fanden in den folgenden Jahren nach der Deportation den Tod – im Lager Gurs, aber auch in anderen französischen Lagern sowie in den Arbeits- und Vernichtungslagern im Osten, für die Auschwitz stellvertretend steht.

Im Rahmen der Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus der Stadt Heidelberg am 27. Januar 2015 erinnerte ein Studierendenprojekt des Arbeitsbereiches an den 75. Jahrestag der Deportationen nach Gurs. Neben Beiträgen zum jüdischen Leben in Heidelberg vor und nach der NS-Zeit sowie über die Deportationen stellten die Studierenden auch Einzelschicksale von jüdischen Heidelberginnen und Heidelbergern vor, um den Geschehnissen vor 75 Jahren ein Gesicht zu geben.

[RNZ-Artikel] [Ankündigung der Stadt]

 

Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 09.10.2017
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