Bereichsbild

Dr. Andreas Büttner - Einblicke in studentische Forschung

Papst Innozenz III.

Papstpolitik im deutschen Thronstreit

Autorität, Macht, Reichtum, Intrigen, die Borgia. So spektakulär das Bild der mittelalterlichen Päpste von den Medien auch dargestellt wird, die Realität sah anders aus. Doch ein Mann kommt dem zumindest nahe: Papst Innozenz III. Während der deutsche Thronstreit von 1198–1208 das römische-deutsche Reich erschütterte, verstand er es, durch geschicktes Taktieren immer zum richtigen Zeitpunkt auf der richtigen Seite zu stehen. Doch das tat er nicht ohne Grund. Sein Ziel war es nicht nur, die päpstliche Macht weit über den Kirchenstaat hin auszudehnen, er hatte auch vor, diesen territorial erheblich zu erweitern. Es ging also um die Wiedergewinnung verlorener Gebiete in Mittelitalien. Die Verwirklichung dieser Ziele war für Innozenz durch die Unterzeichnung des Neußer Eides am 08. Juni 1201 zum Greifen nah. Nachdem sich die konkurrierenden Kandidaten um den Thron im Frühjahr 1199 an den Papst gewandt hatten, war dieser zu einer Entscheidung gezwungen. Der Staufer Philipp von Schwaben schied recht schnell aus. Also blieb nur der Welfe Otto von Braunschweig. Dieser hatte zwar nicht die Mehrheit der Fürsten hinter sich, war dadurch aber in einem Maße von Innozenz abhängig und auf dessen Unterstützung angewiesen, dass dieser ihm seine Forderungen buchstäblich diktieren konnte.

Den Zeitraum zwischen den Verhandlungen 1199 und der tatsächlichen Ratifizierung dieser Abmachungen überbückte der Papst mit Neutralitätsbekundungen gegenüber den deutschen Fürsten. Als Otto jedoch die Aussichtslosigkeit seines Kampfes bewusst wurde, blieb ihm nichts anderes übrig, als dem Papst die von ihm gewünschten Forderungen zumindest zu unterzeichnen. Für Innozenz war dies das Signal, in die Offensive zu gehen. So schrieb er in den folgenden Jahren unermüdlich Briefe ins Reich, nach Frankreich und nach England um für die Anhängerschaft Ottos zu werben. Er umschmeichelte, mahnte und drohte, am Ende jedoch musste er erkennen, dass sein Schützling auf verlorenem Posten kämpfte. Der Neußer Eid hat also im Hinblick auf die Thronstreitpolitik Innozenz’ III. eine enorme Bedeutung. Bewirkte er doch den Umschwung von einem versöhnlichen Papst hin zu einem nahezu kriegerischen Pontifex, der mit Otto von Braunschweig den Schlüssel zu seinen Zielen in Händen zu halten glaubte.

(Viktoria Fahrenkamp)

 

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Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 23.10.2014
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