DFG-Projekt „Dynastinnen und Bettelorden im spätmittelalterlichen Reich. Weibliche Frömmigkeit zwischen Hof, Stadt und Kloster (1250-1400)“
Eine beträchtliche Zahl von Fürstinnen wies im 13. bis 15. Jahrhundert eine besondere Nähe zu den Bettelorden (Mendikantenorden) auf.
Diese Orden wirkten nicht nur in den expandierenden Städten, wie von der Forschung meist betont, sondern auch in den fernräumlichen Netzwerken der Adelswelt. Aufgrund der Ausstrahlung des Hochadels und seines beträchtlichen Handlungsvermögens hatte diese Verbindung zwischen Hof und Mendikanten Konsequenzen,
die weit über den engeren Bereich der Frömmigkeitsgeschichte hinausweisen.
Ziel des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft über drei Jahre geförderten Projektes ist es, erstmals systematisch und komparatistisch die Intensität, Entwicklung und Folgen der philomendikantischen Frömmigkeit hochadliger Frauen im spätmittelalterlichen Reich zwischen der Mitte des 13. und dem Ende des 14. Jahrhunderts zu bestimmen. Untersucht werden die weiblichen Mitglieder der drei bedeutendsten Dynastien im deutschen Reich – der Habsburger, Luxemburger und Wittelsbacher – in ihren Beziehungen zu den vier großen Bettelorden und zu verwandten Formen des religiosen Lebens. Das Projekt (Projektleiter Prof. Nikolas Jaspert, Projektbearbeiterin Imke Just) wird durch einen die Mittler, Verbreitungswege und Räume weiblicher Mendikantenfrömmigkeit erfassenden Zugriff dazu beitragen, die zur Mitte des
13. Jahrhunderts einsetzende, intensive Hinwendung einflussreicher hochadliger Frauen zu den Bettelorden als eine bedeutende, wenngleich bislang unterschätzte gesamteuropäische Bewegung zu erkennen.
Die Arbeit des Forschungsprojektes umfasst zusätzlich den Aufbau einer umfangreichen zur religiösen Praxis der untersuchten Akteurinnen aus den Dynastien der Habsburger, Luxemburger und Wittelsbacher Datenbank (unter Mitarbeit der studentischen Hilfskräfte Charlotte Carl und Arne Lammert). Die Datenerfassung wird ohne Beschränkung auf die Mendikantenfrömmigkeit der Frauen vorgenommen, vielmehr werden sämtliche Schenkungen, Stiftungen und letztwilligen Verfügungen aufgenommen, darüber hinaus Klostereintritte verzeichnet sowie Grablegen festgehalten. Dieses Verfahren wird im Anschluss an die geplante Projektlaufzeit weitere vergleichende Forschungen zur Religiosität der Dynastinnen erlauben und die Ergebnisse der Forschungsarbeit einem breiten wissenschaftlichen Publikum zugänglich machen.
Projektleiter: Prof. Dr. Nikolas Jaspert
Projektbearbeiterin: Imke Just, M.Ed.
International Workshop:
Fürstinnen und Mendikanten. Hochadlige Bettelordensaffinität in europäischer Perspektive / Princesses and Mendicants. Close Relations in a European Perspective.
15.–16.12.2016, Heidelberg, Neue Universität, ehemaliger Senatssaal
[siehe: Veranstaltungen]