Prof. Dr. Edgar Wolfrum | Lehrstuhlprofil
Zeitgeschichte ist die „Epoche der Mitlebenden“. Der Heidelberger Lehrstuhl für Zeitgeschichte beschäftigt sich mit der europäischen Geschichte im 20. Jahrhundert und richtet den Blick besonders auf die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Er deckt die historische Zeitgeschichtsforschung in ihrer gesamten Breite ab und ist national wie international vernetzt. Derzeitige Schwerpunkte liegen auf der deutschen, west- und ostmitteleuropäischen Geschichte seit 1945, auf den Erinnerungskulturen und der Geschichtspolitik sowie der Überwindung von Diktaturen und den Durchbrüchen zur Demokratie im Europa des 20. Jahrhunderts. In einem überregionalen Projektverbund wird die Geschichte der Landesministerien in Baden und Württemberg in der Zeit des Nationalsozialismus untersucht. Aktuelle Einzel- und Teilprojekte widmen sich darüber hinaus der gegenwartsnahen Zeitgeschichte, also den historischen Entwicklungen seit dem Ende des Kalten Krieges auf nationaler, europäischer und globaler Ebene.
Themenübergreifend beschäftigt sich die Heidelberger Zeitgeschichte mit der Präsentation von Geschichte in den audio-visuellen Massenmedien. Beratertätigkeiten sowie Kooperationen mit Museen und Verlagen eröffnen den Studierenden interessante Wege in den Berufseinstieg. Verschiedene Forschungsprojekte (finanziert von der Volkswagen-Stiftung, Deutschen Forschungsgemeinschaft, Gerda-Henkel-Stiftung, Fritz Thyssen Stiftung, Baden-Württemberg Stiftung und Manfred Lautenschläger-Stiftung) und zahlreiche Einzelförderungen von Dissertationen bieten Chancen für den wissenschaftlichen Nachwuchs. Kommunikations- und medienhistorische Untersuchungen nehmen die audiovisuellen Vermittlungsstrategien zwischen Fachwissenschaft, Politik, Kultur und Öffentlichkeit in den Blick, welche für die Zeitgeschichte zunehmend an Bedeutung gewinnen.
Seit 2010 hat der Lehrstuhl für Zeitgeschichte den Arbeitsbereich Public History aufgebaut und damit den Grundstein für die Heidelberger Professur für Angewandte Geschichtswissenschaft/Public History gelegt. Der Arbeitsbereich Minderheitengeschichte und Bürgerrechte in Europa ist eine weitere wissenschaftliche Einrichtung am Lehrstuhl für Zeitgeschichte. Er erforscht das Verhältnis von Minderheiten in Beziehung zur Mehrheitsgesellschaft aus historischer Perspektive. Dabei zeichnet er sich durch eine enge Zusammenarbeit mit anderen wissenschaftlichen Institutionen aus und pflegt einen kontinuierlichen Austausch mit politischen und kulturellen (Bildungs-)Einrichtungen.