Bauaufnahme Zechenwihler Hotzenhaus
(70730 Murg-Zechenwihl)
Im August 2007 begann mit der Bauaufnahme des in Murg-Zechenwihl gelegenen Hotzenhauses die wissenschaftliche Untersuchung dieses Kulturdenkmals. Zunächst wurde der Wohnteil des Erdgeschosses des in Ständer-Bohlen-Konstruktion errichteten und von einer Steinmauer – dem so genannten „Schild“ – ummantelten Hauses von einer Gruppe Heidelberger Studenten und Doktoranden verzugsgerecht im Maßstab 1:50 aufgenommen. Des Weiteren wurde eine fotografische Dokumentation des gesamten Anwesens angefertigt. Das gemäß § 2 DSchG Ba-Wü geschützte Anwesen des 17./18. Jahrhunderts ist aus wissenschaftlichen, bau- und kunsthandwerklichen sowie volkskundlichen Gründen ein Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung.
Ansicht von Südosten (Foto: K. Hahn)
Das seit mehreren Jahren unbewohnte, zweigeschossige Bauernhaus vom Typus eines Einhauses mit Wohn- und Ökonomieteil unter einem Dach besitzt ein altertümlich wirkendes, stehend ausgebildetes Hausgerüst über einem querrechteckigen Grundriss (Grundriss EG Wohnteil, Zeichnung: J. Baldus) von etwa 15 x 26 Metern unter einer bemerkenswerten Dachkonstruktion. Es handelt sich um ein Pfetten-Rofen-Dach mit einfach stehendem Stuhl. Bei dieser altertümlichen Bauweise bilden – anders als beim Sparrendach – Dachkonstruktion und Wandgerüst eine fest verbundene Einheit. Das weit heruntergezogene Krüppelwalmdach war ursprünglich vermutlich mit Stroh gedeckt. Der zunächst traditionell in vier Räume (Stube, Nebenstube, Küche, Kammer) aufgeteilte Wohnteil weist heute durch späteren Einbezug des Schildes insgesamt sieben Räume auf, während sich die ursprüngliche Grundrissdisposition im Obergeschoss erhalten hat. Hier ist ablesbar, dass die Küche einst eine zweigeschossige, zum Dach offene Rauchküche war.
Ein schmaler, von Süd nach Nord verlaufender Gang hinter der traufseitig eingelassenen Haustür trennt den östlich gelegenen Wohnteil vom Ökonomieteil. Dieser hat seine ursprüngliche Abfolge von Stall, Futtergang, Stall, Wagenschopf (im Schild) erhalten. Über eine später erweiterte, nördlich gelegene Hocheinfahrt ist das Einbringen von Getreide, Stroh etc. auf Tenne und Dachraum ermöglicht.
Die Aufgabe der Gruppe bestand darin, mittels mit Nivelliergerät gezogener Achsen einen verzugsgerechten Grundriss des Erdgeschoss-Wohnteils und Ansichten der Fassaden zu zeichnen, die anschließend digital ins Reine gezeichnet wurden. Eine Beobachtung der Abbundzeichen diente einem besseren Verständnis der Konstruktionsweise und des Baufortgangs samt späterer Anbauten. Als erstes, wichtiges Ergebnis können zwei bis drei Bauphasen festgehalten werden: das in Phase I ausschließlich aus Holz gebaute Einhaus, die Stein-Ummantelung des Gesamtbaus in Phase II sowie der Einbezug des durch die Ummantelung entstandenen, zusätzlichen Raumes in den Wohnteil in Phase II oder IIa.
Publikation
Werner Fasolin und Florian Rauch vom "Verein zur Erhaltung des Zechenwihler Hotzenhauses e.V." haben unterdessen das ganze Haus aufgenommen und die Ergebnisse publiziert: In Stein verpackter Holzbau. Am Hotzenhaus in Zechenwihl ist die Entwicklung dieses Haustyps beispielhaft ablesbar. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg. Nachrichtenblatt der Landesdenkmalpflege 1/2010, 38-43.
Link
Der „Verein zur Erhaltung des Zechenwihler Hotzenhauses e.V.“, der das Projekt tatkräftig unterstützt hat, möchte das Objekt kaufen, umfassend restaurieren und interessierten Besuchern zugänglich machen.
Pressemeldungen
Zeitungsartikel zum Projekt aus der Badischen Zeitung, 11.8.2007
Zeitungsartikelzum Status quo aus der Badischen Zeitung, 8.1.2011