Ringvorlesung 2016/2017

Heidemarie Wieczorek-Zeul war von 1998 bis 2009 Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.

Jörg Faust leitet das Deutschen Evaluierungsinstitut der Entwicklungszusammenarbeit-DEval.

Axel Dreher setzt sich mit der Entwicklungsökonomie, der Globalisierung und der politischen Ökonomie auseinander.

Alexandra Rudolph ist Wissenschaftlerin am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE) und beschäftigt sich aktuell mit der Rolle von Entwicklungspolitik und der Umsetzung der Agenda 2030.

Andrew K. Rose forscht zu Geldmarktpolitik, Währungsunionen, Rezessionen, internationalen Finanzen und Handel.

Gorik Ooms untersucht die Rolle internationaler Organisationen in der öffentlichen Gesundheit.

Jale Tosun ist eine Expertin in den Bereichen Umwelt-, Energie- und Klimapolitik sowie zu Verteilungskonflikten innerhalb der Europäischen Union.

Nita Rudra forscht zur Wirkung von Handel und finanzieller Liberalisierung auf Armut und Ungleichheit in Entwicklungsländern.

Anne Peters erforscht Grundfragen von Völkerrecht und global governance, den Status des Menschen im Völkerrecht sowie globales Tierrecht.

Hillel Rapoport untersucht den internationalen Handel, Entwicklungsökonomie, Migrationspolitik und Rücküberweisungen.

Helmut Anheier forscht zu Themen gesellschaftlicher Innovationen und Indikatorenmodellen zur Messung von Kultur, Demokratie und Governance.

Martin Gassebners Forschung umfasst die politische Ökonomie, die Internationale Ökonomie, die Ökonomie des Terrorismus und Entwicklungsökonomik.

Andrew Moravcsik forscht über die Europäische Union, die Theorie internationaler Beziehungen, internationale Verhandlungen und das transatlantische Verhältnis.

Stefanie Walter untersucht die Auswirkungen der Globalisierung auf Bürger und Politik.

Dirk Messner setzt sich mit Globalisierung, Governance, Entwicklung und Klimawandel auseinander.

Christina L. Davis forscht zur Außenpolitik Japans und der Europäischen Union sowie zu internationalen Organisationen und Handelspolitik.

Jan-Egbert Sturm beschäftigt sich als Experte für Geldmarktpolitik, Makroökonomie und Politische Ökonomie insbesondere mit Wirtschaftswachstum und Zentralbankpolitik.

Keine Zukunft für die Entwicklungszusammenarbeit?

Frau Wieczorek-Zeul, ehemalige Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, startete mit eine Plädoyer für die Fortsetzung der Entwicklungszusammenarbeit -- man würde ja auch nicht über das Ende der Wirtschafts- oder Verteidigungspolitik diskutieren. Die Entwicklungspolitik habe in der Vergangenheit etwa in Form des Global Funds Millionen vor Menschen vor dem Tod durch HIV gerettet und damit verhindert, dass Dutzende weitere Staaten in Afrika kollabieren. Gemeinsames internationales Engagement sei notwendig, um die 17 in den Sustainable Development Goals festgelegten Ziele zu erreichen.

Professor Dr. Axel Dreher, Lehrstuhlinhaber für internationale Wirtschafts- und Entwicklungspolitik an der Universität Heidelberg, blickte kritisch auf die Behauptung, die Entwicklungszusammenarbeit sei in der Vergangenheit erfolgreich gewesen. Er argumentierte, dass eine allgemeine Wirksamkeit bisher weder belegt noch widerlegt werden kann. Auch werde ein großer Teil der Unterstützung weiterhin aufgrund von politischen und geostrategischen Motiven gegeben. Bedürftgkeit sei nicht das Hauptmotiv.

Professor Dr. Jörg Faust, Direktor des Deutschen Evaluierungsinstituts der Entwicklungszusammenarbeit, erläuterte, dass sich spezielle Interventionen in der Vergangenheit als wirksam erwiesen hätten. Dabei müssten jedoch die Kontextfaktoren berücksichtig werden, unter denen die Unterstützung erbracht wird: wer interveniert wo, wie und wann?

Alle drei Teilnehmer sprachen sich dafür aus, demokratischen, gut regierten Entwicklungsländern mehr Budgethilfe zukommen zu lassen, also Beiträge zum allgemeinen Staatshaushalt, deren Verwendung in der Verantwortung der Partnerregierung liegt.

Has the European Monetary Union Increased Trade?

The downside of EMU is clear; monetary union prevents its members from pursuing nationalistic monetary policies to offset idiosyncratic business cycles and their effects. This loss is potentially offset, at least in part, by any stimulus that monetary union gives to trade. So the latter effect – that of currency union on trade – is of concern to policy‐makers. It is also a topic of academic interest; my 2000 Economic Policy paper met with a tsunami of skepticism. As I show, there are literally dozens of estimates of 3 the effect of EMU on trade. They vary enormously; in this presentation, I ask why there are so many opinions, and what a reasonable person should conclude. I find that including more observations -either over time, or especially by country seems to increase the estimated effect of EMU on trade. If I include all the data, my estimate of the export-enhancing effect of EMU is around .43, or 54%.

Post-2015 Global Health Agenda: Health for All or Security for Few?

The Sustainable Development Goals (SDGs) adopted in September 2015 mark a historic milestone in achieving a set of social goals at the global level. The 17 goals seek to combat poverty, foster environmental protection, and ensure economic equality among individuals in all world regions. Each of the goals has specific targets to be achieved over the next 15 years. In our presentation, we address the SDGs from two different analytical perspectives, thereby bringing together approaches from law, political science, and public health. First, we examine how the idea of SDGs came up and gained ground, and how it is related to previous attempts to move the world to a more sustainable trajectory. Second, we discuss in detail Goal 3 on ensuring healthy lives and promoting the well-being for all at all ages and connect it to the broader theme of the talk series, that is, globalization.

The Unexpected Consequences of Globalization on Developing Countries

Globalization is triggering a revenue crisis in developing economies. International trade taxes - once the primary source of government revenue in developing economies - have been drastically cut in response to trade liberalization. In this analysis, we anticipate that regime type is a major determinant of revenue-raising capacity after free trade policies have been adopted. Specifically, we argue that policymakers in weak democracies face far greater challenges than their authoritarian counterparts implementing domestic tax reforms crucial for counterbalancing revenue losses from trade liberalization. Both macro and micro-level evidence support our hypothesis. A key implication is that poor democracies may be caught in a low revenue trap post-liberalization, which directly impacts the supply of much needed public goods.

Das Völkerrecht im neuen Millennium: Krise oder Konsolidierung?

Während der neuen US-Präsident ankündigt, Freihandelsabkommen, das Pariser Klimaabkommen und den NATO-Vertrag zu ignorieren oder zur beenden, vertiefen Russland und China eine Völkerrechtspartnerschaft,  in der Menschenrechte nicht mehr vorkommen. Der Brexit, der Rückzug afrikanischer Staaten vom internationalen Strafgerichtshof, die Kündigungen des Investitionsschutzsystems durch lateinamerikanische Staaten und die Ablehnung neuer regionaler Wirtschaftsabkommen von Seiten der Bürger Europas manifestieren eine weit verbreitete Skepsis gegenüber dem Völkerrecht. Tatsächlich erweist sich in Zeiten der Wirtschafts- und Finanzkrisen, der ideellen Verunsicherung und tiefgreifender sozialer Spannungen das Völkerrecht vielfach als machtlos: Die Annexion der Krim durch Russland und Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Syrien werden hingenommen, das Flüchtlings- und grationsregime geht an der Realität vorbei. Und dort, wo das Völkerrecht greift, haben rinterventionismus, double standards und einseitige Liberalisierung Legitimitätsprobleme sichtbar gemacht, die von populistischen und korrupten Regierungen ausgenutzt werden. Der Vortrag geht der Frage nach, ob und wie das Völkerrecht und seine Institutionen konsolidiert werden können.

Combining Physical and Financial Solidarity in Refugee Protection: Tradable Quotas, Matching and EU Asylum Policy

The current EU Asylum policy is widely seen as ineffective and unfair. We propose an EU-wide market for tradable quotas on both refugees and asylum-seekers coupled with a matching mechanism linking countries’ and migrants’ preferences. We show that the proposed system can go a long way towards addressing the shortcomings of the current system.

Terrorismus im Zeitalter der Globalisierung

Was genau ist Terror? Ist die zunehmende Globalisierung verantwortlich für die Verschlimmerung des Problems? Oder hat Terror in einer globalisierten Welt dramatischere Konsequenzen? Oder beides? Diesen Fragen wird im Rahmen der Ringvorlesung auf dem Grund gegangen.

Why Europe (and not China) is the Second Superpower of the 21st-century

There are two superpowers in the world today: the United States and Europe. This claim challenges a near unanimous consensus among scholars, commentators and the public that only the United States and China are preeminent global powers. Yet a straightforward analysis of the available evidence using 21st- rather than 19th century theories and methods clearly reveals Europe to be far more powerful and China far less so than most people believe.

Brexit & Co: Disintegrationsreferenden als Globalisierungsbremse?

Europa ist seit wenigen Jahren mit einer neuen Herausforderung konfrontiert: Disintegrationsreferenden, die auf eine ganze oder teilweise Aufkündigung bestehender internationaler Verträge abzielen. Die bekanntesten Beispiele sind das Brexit-Referendum in Grossbritannien (2016) und das Referendum zur Masseneinwanderungsinitiative in der Schweiz (2014). Der Vortrag diskutiert, wie sich Disintegrationsreferenden von anderen Aussenpolitik-Referenden unterscheiden. Er beleuchtet nicht nur die Kampagnen und das Stimmverhalten der Bürger in solchen Referenden, sondern legt einen besonderen Schwerpunkt auf die strategische Problematik, die solche Referenden für die anderen Vertragsstaaten darstellt. Diese sind stark von den Auswirkungen eines solchen Referendums betroffen, ohne selber abstimmen zu können. Der Vortrag diskutiert, wie sich diese Staaten vor und nach einem Disintegrationsreferendum strategisch positionieren, wie sie versuchen können, Einfluss zu nehmen, und wie effektiv solche Versuche sind.

Entry and Exit: How Membership in International Organizations Transforms International Cooperation

Which conditions shape which countries join international organizations? Why is exit so rare and what leads states to reject their prior decision to join? By tracing the role of geopolitical alignment and status in the membership politics of multilateral economic organizations, the lecture will discuss a new mechanism connecting the security and economic behavior of states. Evidence from a broad range of institutions including EU, the World Trade Organization, OECD, and TPP show the importance of foreign policy to account for who cooperates.

Weltwirtschaft und Europa in der Krise: Eine makroökonomische Perspektive

Auch wenn die Geldschleusen weit offen stehen, kommen seit der Finanzkrise große Teile der Weltwirtschaft nicht wirklich in Gang. Der Welthandel ist nur noch halb so hoch. Die westlichen Staaten sind meist hochverschuldet und die wirtschaftliche Unsicherheit hat mit der Wahl von Donald Trump und den bevorstehenden Brexitverhandlungen ihren nächsten Höhepunkt erreicht. Wo steht die Weltwirtschaft und wie geht es mit Europa weiter?