Auf dem Weg zu einem Erdgasbinnenmarkt: Der regulatorische Wandel seit den 1990er Jahren
Die EU-Richtlinie 98/30/EC stellt mit der Einführung gemeinsamer Vorschriften für den Erdgasbinnenmarkt einen Wendepunkt in der Regulierung dar, da seit Gründung der Europäischen Gemeinschaft Bestrebungen zur Schaffung einer gemeinsamen Energiepolitik von den Mitgliedstaaten blockiert wurden. Entgegen der Präferenzen (nahezu) aller Mitgliedstaaten und der betroffenen Industrie, konnte nicht nur diese Richtlinie, sondern bis zum Jahr 2009 zwei weitere Folgerichtlinien verabschiedet werden. Im Zentrum der Dissertation von Nicole Herweg stehen daher drei Fragen: (1) Wie konnte es trotz des Widerstandes der betroffenen (Veto-) Akteure dennoch zu einem Agenda- und Politikwandel kommen? (2) Wie kann die auf die erste Richtlinie folgende Phase intensiver regulatorischer Aktivität erklärt werden? (3) Weshalb hat sich die Verhandlungsdauer zu den drei Richtlinien trotz zunehmender Regelungsintensität stark verkürzt? Die Beantwortung dieser Fragen erfolgt mithilfe des Multiple Streams Ansatzes, der zunächst auf die Politikentscheidung erweitert und an die Politikprozesse innerhalb der Europäischen Union angepasst wird, ehe die drei Richtlinienprozesse analysiert werden.