Eröffnung des Zentrums für Quantendynamik
Physik-Nobelpreisträger Prof. Dr. William Phillips hielt Festvortrag
An der Universität Heidelberg ist ein neues Zentrum für Quantendynamik eröffnet worden. Hier soll künftig Grundlagenforschung im Bereich der Quantenphysik betrieben werden. Die einzelnen Arbeitsgruppen widmen sich unter anderem Phänomenen nahe des absoluten Nullpunkts der Temperatur und quantenmechanischer Effekte in ultraschnellen Prozessen bis hin zu biologisch relevanten Prozessen. Die Gründung des Zentrums ist Teil des Zukunftskonzepts der Ruperto Carola. Den Festvortrag zur Eröffnung am 13. April 2010 hielt Prof. Dr. William Phillips, Nobelpreisträger für Physik des Jahres 1997.
„In den letzten Jahren hat sich unser Blick auf quantenphysikalische Prozesse grundlegend geändert. Richtete sich der Fokus früher in erster Linie auf das Verständnis der Struktur von Materie und deren Gleichgewichtseigenschaften, so stehen jetzt Fragen der Dynamik von Systemen und die Entwicklung von Nicht-Gleichgewichtszuständen im Vordergrund“, erläutert Prof. Dr. Matthias Weidemüller, Geschäftsführender Direktor des Physikalischen Instituts der Ruperto Carola und Leiter des neuen Zentrums. Auch Anwendungen rücken in greifbare Nähe, betont Prof. Weidemüller. So beschäftigen sich beispielsweise Wissenschaftlerteams mit der Rolle der Quantenphysik bei der Messung physikalischer Größen. Die Ergebnisse haben wiederum einen wichtigen Einfluss auf zukünftige Hochpräzisionsmessungen, wie sie zum Beispiel für das Navigationssystem GPS von Bedeutung sind.
Beteiligt an dem neuen Zentrum sind Arbeitsgruppen aus der Fakultät für Physik und Astronomie und der Fakultät für Chemie und Geowissenschaften der Universität sowie aus dem Heidelberger Max-Planck-Institut für Kernphysik. Das Zentrum kooperiert dabei insbesondere auch mit der Graduiertenschule „Fundamental Physics“ sowie der „Max-Planck International Research School on Quantum Dynamics in Physics, Chemistry and Biology“.
Im Rahmen des Festakts zur Einweihung des Zentrums für Quantendynamik haben sich die einzelnen Gruppen mit Posterpräsentation im Foyer des Kirchhoff-Instituts für Physik vorgestellt. In seinem Vortrag, der von einer Multimedia-Präsentation mit Live-Experimenten begleitet wurde, sprach Prof. Phillips zum Thema „Time and Einstein in the 21st century“. Der Wissenschaftler vom National Institute of Standards and Technology in Gaithersburg (USA) ging dabei unter anderem auf die Atomuhr im Lichte der modernen Quantenphysik ein.