Möglichkeiten und Risiken der Stammzellforschung
Internationales Symposium an der Universität Heidelberg
Der Sonderforschungsbereich (SFB) 873 „Selbsterneuerung und Differenzierung von Stammzellen“, ein interdisziplinärer Verbund von Wissenschaftlern der Ruperto Carola und des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), und die Abteilung Hämatologie, Onkologie und Rheumatologie der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg haben vom 18. bis 20. November 2010 ein internationales Symposium „Stammzellforschung: Möglichkeiten und Risiken“ veranstaltet. Die Tagung gemeinsam mit der School of Medicine der University of California, San Diego, findet bereits seit 1993 abwechselnd in Heidelberg und San Diego statt.
Rund 180 Teilnehmer aus dem In- und Ausland diskutierten über aktuelle Forschung und neue Therapiemöglichkeiten. Das diesjährige Symposium, das im Rahmen des Jubiläumsjahrs zum 625-jährigen Bestehen der Ruperto Carola stattfand, bot auch Anlass zum Rückblick auf die rasanten Entwicklungen in der Transplantationsmedizin: 2010 ist zugleich das 25-jährige Jubiläum der ersten peripheren Blutstammzelltransplantation in Heidelberg, die 1985 als eine der weltweit ersten erfolgreich durchgeführt wurde.
Nach einer feierlichen Eröffnung des Symposiums durch den Rektor, Prof. Dr. Bernhard Eitel, stellten der Parlamentarische Staatssekretär Dr. Helge Braun vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und der Stellvertretende Vorstand des Klinikums, Prof. Dr. Peter Nawroth, in ihren Grußworten den Beitrag der Medizinischen Klinik Heidelberg zur Stammzellforschung seit 1985 heraus. Mit rund 300 Blutstammzelltransplantationen pro Jahr ist die Innere Medizin V heute eines der größten Zentren dieser Art in Europa.
Dass hohe Erwartungen an die Stammzellforschung gestellt werden, die mit einer großen Verantwortung für die Wissenschaft einhergehen, machten die einführenden Vorträge deutlich. Prof. Sheila Jasanoff, Harvard Kennedy School of Government in Boston, analysierte das Verhältnis von Stammzellforschung und moderner Demokratie; Prof. Dr. Klaus Tanner, Theologische Fakultät der Ruperto Carola, beleuchtete die ethischen, moralischen und theologischen Implikationen der Stammzellforschung.
In den Fachvorträgen am zweiten und dritten Tag des Symposiums erläuterten hochkarätige Referenten, darunter zahlreich Mitglieder des SFB 873 sowie potenzielle internationale Kooperationspartner des Forschungsverbunds, einzelne Aspekte der Stammzellbiologie und
-therapie. Aktuelle Anwendungsmöglichkeiten der Stammzelltransplantation, etwa bei Patienten mit Leukämien, Knochenmark- oder Lymphdrüsenkrebs, wurden ebenso vorgestellt wie Perspektiven in der Therapie neurodegenerativer Erkrankungen wie Parkinson oder Alzheimer. Zudem berichtete Prof. Dr. Anthony Ho, Sprecher des SFB 873 und Ärztlicher Direktor der Abteilung Hämatologie, Onkologie und Rheumatologie, ausführlich von der ersten Blutstammzelltransplantation in Heidelberg vor 25 Jahren.
Begleitet wurde das Symposium am Samstag, 20. November, von einem Patiententag im Deutschen Krebsforschungszentrum. Etwa 200 Besucher informierten sich dabei über das Thema Stammzelltransplantation.