Heidelberg-Kyoto Joint Symposium
Deutsch-japanische Konferenz zur Stammzellforschung
Gemeinsam mit der japanischen Partneruniversität Kyoto hat die Universität Heidelberg vom 21. bis 23. Juli 2011 das „Heidelberg-Kyoto Joint Symposium“ zur Stammzellforschung veranstaltet. Zu der Tagung, deren Schwerpunkt insbesondere auf der Interaktion der Stammzellen mit ihrer Umgebung, den so genannten Stammzellnischen lag, waren rund 300 Wissenschaftler aus der Medizin, der Biologie, der Chemie und der Physik nach Heidelberg gekommen. Die Veranstaltung unter dem Titel „Crossing Boundaries: Stem Cells, Materials, and Mesoscopic Sciences” wurde gemeinsam konzipiert und organisiert von Wissenschaftlern des „Institute for Integrated Cell-Material Sciences“ (iCeMS) der Universität Kyoto unter der Leitung von Prof. Dr. Norio Nakatsuji und des Heidelberger Sonderforschungsbereichs 873 „Selbsterneuerung und Differenzierung von Stammzellen“ mit seinem Sprecher Prof. Dr. Anthony D. Ho.
In den letzten Jahren hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass Stammzellen nicht als „Einzelkämpfer“, sondern nur in Wechselwirkung mit der Umgebung ihre Funktion wahrnehmen. Zur präzisen Erforschung einzelner Abläufe in dieser Interaktion, etwa der geordneten Selbsterneuerung oder der Spezialisierung der Stammzellen, können neben der Zellbiologie auch das Bio- und Nano-Engineering, hochauflösende Bildgebungsverfahren auf molekularer Ebene sowie neu entwickelte Biomaterialien beitragen. Im Fokus des Symposiums stand daher die Interaktion zwischen unbelebten Stoffen der Materialforschung auf der einen und den Stammzellen verschiedener Spezies der Zellbiologie auf der anderen Seite. „Nur eine disziplin- und grenzüberschreitende Zusammenarbeit kann zur Entwicklung innovativer Technologien für stammzellbasierte Therapiestrategien beitragen,“ so Prof. Anthony Ho.
Die beiden Keynote Lectures der Tagung sowie 29 weitere Vorträge und zahlreiche Posterpräsentationen gaben einen breiten Überblick über die sich sehr rasch entwickelnde Stammzellforschung. Die Themen reichten von der Entwicklung von Stammzellsystemen über Prinzipien der Pluripotenz und zellulärer Umprogrammierung bis hin zu Möglichkeiten der Integration von lebenden Zellen und unbelebter Materie, zum Beispiel in Form von speziell beschichteten Oberflächen, oder neuen Formen der molekularen Mikroskopie. Ein Höhepunkt war dabei der Vortrag von John Heuser, Washington University, der elektronenmikroskopische Aufnahmen an die Leinwand des Hörsaals projizierte, die die Zuhörer dank spezieller Rot/Grün-Brillen mit dreidimensionalem Effekt betrachten konnten. Zum Abschluss des Symposiums wurden die herausragendsten Posterpräsentationen von Nachwuchswissenschaftlern in einer feierlichen Preisverleihung gewürdigt.
Das Heidelberg-Kyoto Joint Symposium “Crossing Boundaries: Stem Cells, Materials, and Mesoscopic Sciences” war Teil des Jubiläumsprogramms zum 625-jährigen Bestehen der Universität Heidelberg und fand zugleich im Rahmen des Jubiläumsjahres „150 Jahre Freundschaft Deutschland – Japan“ statt. Aufgrund der durchweg positiven Resonanz der Teilnehmer soll das Symposium wiederholt werden; zudem kann es als Ausgangspunkt für weitere Kooperationen zwischen Heidelberg und Kyoto dienen.