„Ruperto Carola 1/12“: Magie der Inschrift
Die „Ruperto Carola“, das Forschungsmagazin der Universität Heidelberg, berichtet in ihrer aktuellen Ausgabe von der Inschrift als besonderen, sinnlich erfahrbaren Art der Informationsübermittlung, von sprechenden Bildern, molekularen Reisen in die Vergangenheit, Präzisionsstrahlen gegen Krebs und neuen, bioaktiven Implantaten, die Knochen schneller heilen lassen.
Magie der Inschrift – Die sinnliche Art der Informationsübermittlung
Ein Ehering mit Gravur, die Initialen des eigenen Namens im Nummernschild des Autos, ein Graffito auf grauem Beton oder ein Tattoo auf dem Körper. All das sind Beispiele für Inschriften, die der moderne Alltag für uns bereit hält. Inschriften faszinieren die Menschen – nicht nur heute. Von jeher sind sie begeistert von dieser besonderen, sinnlich erfahrbaren Art der Informationsübermittlung. Was diese alte und bedeutende Textkultur auszeichnet und die Inschrift über die Jahrhunderte hinweg zu einem nahezu magischen Schrifttypus macht, erläutern Astrid Lembke und Prof. Dr. Ludger Lieb vom neuen Heidelberger Sonderforschungsbereich „Materiale Textkulturen in der aktuellen Ausgabe des Forschungsmagazins „Ruperto Carola“.
Sprechende Bilder – Vom lang nachhallenden Klang illustrierter Worte
Bilder ergänzen und verschönern Texte. Sie dienen als optische Merkzeichen, schaffen Ordnung oder verhelfen dem Leser in sonst öden Buchstabenwüsten zu einer besseren Orientierung. Doch Bilder können auch zum Leser sprechen. In unterschiedlicher Weise tun sie dies in mittelalterlichen Handschriften. Am Beispiel der Illustrationen eines bislang wenig beachteten Textes, der zu den Henfflin-Handschriften der Heidelberger Universitätsbibliothek gehört, zeigt die renommierte Kunsthistorikerin Prof. Dr. Lieselotte Saurma-Jeltsch, langjährige Inhaberin des Heidelberger Lehrstuhls für mittelalterliche Kunstgeschichte, den einmaligen Klang illustrierter Worte auf, den auch die Menschen in heutiger Zeit noch hören können.
Molekulare Rekonstruktion der Vergangenheit – Erbgutanalysen erzählen die Geschichte des Lebens neu
Seit Charles Darwin arbeiten Wissenschaftler am Stammbaum des Lebens. Zunächst nutzten sie dazu äußerlich sichtbare Merkmale, um Ordnung in die Artenvielfalt zu bringen und Lebewesen nach ihren verwandtschaftlichen Beziehungen zu gruppieren. Heute verfügen die Forscher über molekulare Methoden, mit denen sie das Erbgut im Innern der Zellen jedweden Lebewesens auf den DNA-Buchstaben genau lesen können. Prof. Dr. Michael Wink, Direktor des Heidelberger Instituts für Pharmazie und Molekulare Biotechnologie, erklärt die neue Herangehensweise der Evolutionsbiologen und macht auf so manche Überraschung aufmerksam, die der detaillierte molekulare Rückblick in die Geschichte des Lebens bereit hält.
Miniröntgengeräte – mit Strahlen präzise gegen Krebs
Die Strahlentherapie zählt zu den wichtigsten Waffen der Medizin gegen Tumoren. Bislang werden die tumorzellzerstörenden Röntgenstrahlen von großen Linearbeschleunigern erzeugt. Der medizintechnischen Forschung ist es zwischenzeitlich gelungen, die Röntgengeneratoren so zu verkleinern, dass die Bestrahlung flexibel und präzise, beispielsweise schon während der Operation, vorgenommen werden kann. Ein Autorenteam um Prof. Dr. Frederik Wenz von der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie der Universitätsmedizin Mannheim berichtet von den Miniaturröntgengeneratoren, die bislang vor allem bei Brustkrebs, bei Weichgewebstumoren und bei Rückfällen von Darmkrebs erfolgreich eingesetzt werden konnten. Neue Applikatoren erweitern das Spektrum und machen es mittlerweile auch möglich, Tumoren des Unterleibs intraoperativ zu bestrahlen.
Bioaktive Implantate – damit zusammenwächst, was zusammengehört
Knochenbrüche lassen sich heute gut behandeln. Nach wie vor aber können Komplikationen auftreten: Der Heilungsprozess schreitet nur langsam voran oder es drohen Infektionen, die so schwer verlaufen können, dass eine Amputation der betroffenen Gliedmaße die einzig lebensrettende Maßnahme ist. Prof. Dr. Gerhard Schmidmaier, Leiter der Unfall- und Wiederherstellungschirurgie der Universitätsklinik Heidelberg, beschreibt neue bioaktive Implantate, mit denen sich für die Patienten entscheidende Vorteile erzielen lassen: Brüche heilen schneller und Infektionen treten seltener auf. Dazu werden die Implantate so präpariert, dass sie mit dem Körper in biologischer Weise kooperieren und wieder zusammenwachsen lassen, was zusammengehört.
Kurzbericht aus der Wissenschaft – Meinung – Editorial
In einem weiteren Artikel berichtet Juniorprofessor Bernhard Höfle vom neu eingerichteten Lehrstuhl für Geoinformation am Geographischen Institut der Universität Heidelberg über eine innovative Technologie, die geographische Daten nutzt, um Solaranlagen zu optimieren und so zu einer nachhaltigen Stromerzeugung beitragen kann.
Prof. Dr. Peter Comba, Direktor des Internationalen Wissenschaftsforums der Universität Heidelberg und Leiter des wissenschaftlichen Beirats des Forschungsmagazins „Ruperto Carola“, stellt in seinem Meinungs-Beitrag die Frage, wie Wissenschaft besser kommuniziert werden kann und appelliert an die Forscher, einen Teil ihrer Zeit dafür einzusetzen, die Bedeutung ihres Fachs der Öffentlichkeit verständlich zu übermitteln.
Prof. Dr. Thomas Rausch, Prorektor für Forschung und Struktur, widmet sein Editorial dem sogenannten Industry-on-Campus-Konzept, das den Handlungsradius der Universität Heidelberg erweitern und dazu beitragen kann, sich großen gesellschaftlichen Herausforderungen erfolgreich zu stellen.
Die „Ruperto Carola“ ist das Forschungsmagazin der Universität Heidelberg. Herausragende Wissenschaftler der Universität stellen ihre Forschungsarbeiten der interessierten Öffentlichkeit vor. Sie haben den Anspruch, ihren Lesern das breite Themenspektrum der Universität verständlich und „aus erster Hand“ zu vermitteln. Die aktuelle Ausgabe ist erhältlich über die Abteilung Kommunikation und Marketing, Pressestelle, Grabengasse 1, 69117 Heidelberg, Telefon (06221) 542311, E-Mail: presse@rektorat.uni-heidelberg.de