„Die Effizienzgrenze der Universität Heidelberg ist erreicht“
23. Oktober 2012
In seiner Ansprache zur Jahresfeier kritisiert der Rektor die mangelnde Grundfinanzierung der Universität
Foto: Friederike Hentschel
Mit ihrer traditionellen Jahresfeier hat die Universität Heidelberg das Akademische Jahr 2012/2013 eröffnet. An der festlichen Veranstaltung in der Aula der Alten Universität nahmen zahlreiche Universitätsangehörige ebenso wie Freunde, Förderer und Ehemalige teil, um den 626. Jahrestag des Bestehens der Universität zu begehen. Dabei wurde auch die Tradition der Ruperto Carola fortgesetzt, mit der Verleihung der Ehrensenatorenwürde außerordentliches und nachhaltiges Engagement für die Universität zu würdigen. Geehrt wurden der Unternehmer Soheyl Ghaemian und der Theologe Prof. Dr. Wolfgang Huber. Die diesjährige Veranstaltung stand im Zeichen der seit 30 Jahren bestehenden Hochschulpartnerschaft mit der Eötvös Loránd Universität Budapest (ELTE).
In seiner Ansprache zum Auftakt der Jahresfeier erinnerte der Rektor der Ruperto Carola, Prof. Dr. Bernhard Eitel, an einen Höhepunkt des vergangenen Akademischen Jahres, das erfolgreiche Abschneiden der Universität Heidelberg in der zweiten Phase der Exzellenzinitiative. Dabei dankte Prof. Eitel für das große Engagement der vielen Mitstreiter, die in Kommissionen und zahlreichen Besprechungen an der Fortschreibung des „Zukunftskonzeptes“ sowie der drei Graduiertenschulen und der beiden Exzellenzcluster mitgewirkt haben.
Drittmittel und Grundfinanzierung
Mit den Erfolgen aus der Exzellenzinitiative, zahlreichen Sonderforschungsbereichen und zwei BMBF-Spitzenclustern, einem Bernstein-Zentrum, dem neuen Forschungscampus für Medizintechnik in Mannheim sowie einer Vielzahl von ERC Grants für international herausragende Spitzenforscher und weiteren Einwerbungen sei es gelungen, das Drittmittelaufkommen der Universität weiter zu steigern. Dem wachsenden Drittmittelaufkommen stehe jedoch eine völlig unzureichende, seit 1998 praktisch unveränderte Grundfinanzierung gegenüber. Mit dem Abbau von Landesstellen und der Absenkung der Gehälter für die Universitätsbediensteten sei inzwischen die „Effizienzgrenze“ erreicht, nicht zuletzt auch mit Blick auf die mehr als 30.000 Studierenden, die aktuell an der Universität Heidelberg eingeschrieben sind.
„Weitere Einsparungen oder die Übertragung zusätzlicher Aufgaben wie zuletzt in der Organisation der Lehrerbildung gehen an die Substanz von Forschung und Lehre. Daran ändert auch die Exzellenzinitative nichts Wesentliches“, kritisierte der Rektor. „Trotz allem oder gerade auch wegen der schwierigen finanziellen Rahmenbedingungen ist unsere Kolleginnen und Kollegen, allen Mitarbeitern in Technik und Administration in den Instituten und Zentren zu danken. Sie tragen die Last, auch die zunehmender Bürokratisierung, und sind begeisterte Forscher und Hochschullehrer, Nachwuchsforscher und Doktoranden.“
Mit Blick auf die zunehmende Internationalität der Ruperto Carola betonte Prof. Eitel: „Wir sind ein Global Player, auch durch unsere institutionellen Engagements in Chile, USA, Indien und Japan.“ Er zeigte sich besonders erfreut über den Besuch der Delegation aus Budapest unter der Leitung von ELTE-Rektor Prof. Dr. Barna Mezey, der in seinem Grußwort ebenso wie sein Amtskollege Eitel die enge gelebte Partnerschaft zwischen beiden Universitäten würdigte.
Internationalisierung im Wissenschaftsgespräch
Foto: Friederike Hentschel
Die internationale Ausrichtung der Ruperto Carola stand auch Mittelpunkt des anschließenden Wissenschaftsgesprächs, das den Titel „International. Seit 1386. Was bedeutet Internationalisierung für die Universität Heidelberg?“ trug. Über diese Frage diskutierten der Rechtswissenschaftler Prof. Dr. Thomas Pfeiffer, Prorektor für internationale Beziehungen, Prof. Dr. Johanna Stachel, Physikerin und Mitglied des Universitätsrates, sowie der Physiker Prof. Dr. Hans-Christian Schultz-Coulon, der dem Senat der Universität Heidelberg angehört. Moderiert wurde die Gesprächsrunde, an der Benedict Mette als Vertreter der Studierenden mitwirkte, von FAZ-Redakteurin Heike Schmoll.
Engagement für den Universitätsrat
Foto: Friederike Hentschel
Der Dank der Universität Heidelberg galt Dr. h.c. Manfred Lautenschläger. „Mit Herz und Hand hat er die Universität begleitet, begleitet er sie und wird er die Universität weiter begleiten“, sagte Prof. Eitel. Eine Funktion hat der Ehrensenator der Ruperto Carola nun nach vielen Jahren abgegeben: Nach zwölfjähriger Tätigkeit wurde er jetzt aus dem Universitätsrat verabschiedet. Welche Bedeutung diesem Gremium in der kritischen Begleitung der universitären Arbeit beizumessen sei, unterstrich Manfred Lautenschläger in seiner Grußadresse. Neu im Kreis der Universitätsangehörigen begrüßte der Rektor Dr. Angela Kalous, die im September dieses Jahres ihr Amt als Kanzlerin der Universität Heidelberg angetreten hat.
Auszeichnung mit dem Hengstberger-Preis
Foto: Friederike Hentschel
Im Rahmen der Jahresfeier wurde zudem der Klaus-Georg und Sigrid Hengstberger-Preis 2012 für den wissenschaftlichen Nachwuchs verliehen. Die drei mit jeweils 12.500 Euro dotierten Auszeichnungen überreichte Prof. Eitel in Anwesenheit des Stifters Dr. Klaus-Georg Hengstberger. Ausgezeichnet wurden Dr. Benito Campos (Neurochirurgie) und Privatdozent Dr. Roland Wenzlhuemer (Geschichte) sowie Dr. Thomas Carraro (Angewandte Mathematik), der an der Veranstaltung nicht teilnehmen konnte. Die drei jungen Forscher erhalten mit dem Preis die Möglichkeit, ein eigenes Symposium im Internationalen Wissenschaftsforum Heidelberg (IWH) durchzuführen. Der Psychologe Prof. Dr. Joachim Funke, der Kuratoriumsmitglied des IWH ist, würdigte die wissenschaftlichen Konzepte, mit denen sich Dr. Campos, Dr. Carraro und Dr. Wenzlhuemer erfolgreich um den Hengstberger-Preis beworben hatten.
Verleihung der Ehrensenatorenwürde
Foto: Friederike Hentschel
Die Jahresfeier schloss mit der Verleihung der Ehrensenatorenwürde an zwei engagierte Unterstützer, Botschafter und Ratgeber der Universität Heidelberg: Soheyl Ghaemian, Gründer der Ghaemian Stiftung für Kultur und Wissenschaft, erhielt diese Auszeichnung insbesondere für sein Engagement als aktives Mitglied im Kuratorium des Heidelberg Center for American Studies (HCA). Die Ehrung galt darüber hinaus Prof. Dr. Wolfgang Huber, früherer Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und ehemaliger Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland. Gewürdigt wurde damit sein nachhaltiger Einsatz für die Belange der Universität Heidelberg, unter anderem als Mitglied des Kuratoriums, das das Jubiläum zum 625-jährigen Bestehen der Ruperto Carola begleitet hat. Die Laudationes hielten Prof. Dr. Manfred Berg, der Mitglied des HCA ist, sowie der Dekan der Theologischen Fakultät, Prof. Dr. Winrich Löhr. Der Rektor der Universität Heidelberg überreichte die Urkunden, um damit Soheyl Ghaemian und Wolfgang Huber in den Kreis der Ehrensenatoren aufzunehmen.
Den musikalischen Rahmen gestalteten die Capella Carolina unter der Leitung von Prof. Franz Wassermann, sowie das Collegium Musicum mit Universitätsmusikdirektor Michael Sekulla, das Werke von Josef Hayden und Gioachino Rossini präsentierte. Die Moderation der Veranstaltung übernahm der Rechtswissenschaftler Prof. Dr. Peter-Christian Müller-Graff.