Johanna Stachel erhält Lise-Meitner-Preis für Kernphysik
15. Juli 2014
Gemeinsame Auszeichnung mit drei Kollegen für Forschungen zum Quark-Gluon-Plasma
Für ihre Forschungen zum Materiezustand unmittelbar nach dem Urknall wird Prof. Dr. Johanna Stachel vom Physikalischen Institut der Universität Heidelberg mit dem Lise-Meitner-Preis für Kernphysik ausgezeichnet. Die Kern- und Teilchenphysikerin erhält den Preis der Europäischen Physikalischen Gesellschaft gemeinsam mit drei Kollegen. Gewürdigt werden damit die außerordentlichen Beiträge dieser Wissenschaftler zur Erforschung des sogenannten Quark-Gluon-Plasmas, das im Rahmen des ALICE-Experiments am weltweit größten Teilchenbeschleuniger, dem Large Hadron Collider des Forschungszentrums CERN in Genf, untersucht wird.
Johanna Stachel lehrt und forscht seit 1996 als Professorin für Experimentalphysik an der Ruperto Carola. Im Mittelpunkt ihrer Forschung steht das Quark-Gluon-Plasma, die kosmische „Ursuppe“. Aus diesem Materiezustand, der Sekundenbruchteile nach dem Urknall den Kosmos erfüllte, entwickelten sich die Grundbausteine der Materie und schließlich alles, was wir heute im Universum vorfinden. Ziel der Forschungsarbeiten am Large Hadron Collider ist es, das Quark-Gluon-Plasma unter extremer Energie- und Druckzufuhr wiederherzustellen und zu charakterisieren
Vor ihrem Wechsel an die Universität Heidelberg war Prof. Stachel mehrere Jahre an der Stony Brook University und am Brookhaven National Laboratory in den USA tätig. Von 1997 an fungierte sie am CERN als wissenschaftliche Sprecherin einer internationalen Kollaboration, zudem wurde sie in das Scientific Policy Committee des Forschungszentrums berufen. Seit 2000 ist Prof. Stachel im Rahmen des internationalen ALICE-Experiments Projektleiterin für einen speziellen Detektor, den Transition Radiation Detector. Im Jahr 2006 wurde sie zur Sprecherin des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Forschungsschwerpunkts ALICE (FSP 201) ernannt. Für ihre Arbeiten erhielt sie mehrere Forschungspreise. Von 2012 bis zum April dieses Jahres war Johanna Stachel Präsidentin der Deutschen Physikalischen Gesellschaft.
Die Europäische Physikalische Gesellschaft verleiht den Lise-Meitner-Preis alle zwei Jahre für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der experimentellen, der theoretischen oder der angewandten Kernphysik. Benannt ist der Preis nach Lise Meitner (1878 bis 1965), die als Kernphysikerin zusammen mit ihrem Neffen Otto Frisch die erste physikalisch-theoretische Erklärung der Kernspaltung veröffentlichte. Zur Auszeichnung gehört eine Medaille mit dem Bild Meitners. Gemeinsam mit Prof. Stachel werden Prof. Dr. Peter Braun-Munzinger (GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung), Dr. Paolo Giubellino (Italian National Institute for Nuclear Physics und CERN) und Dr. Jürgen Schukraft (ebenfalls CERN) ausgezeichnet.