„Für Exzellenz benötigen wir auch private Hilfe“
20. Oktober 2014
Jahresfeier der Universität: Rektor betont in seiner Ansprache die Notwendigkeit von „Public Private Partnership“-Projekten
Fotos: Rothe
Mit ihrer traditionellen Jahresfeier hat die Universität Heidelberg das Akademische Jahr 2014/2015 eröffnet. Zu der festlichen Veranstaltung versammelten sich Universitätsangehörige sowie Freunde, Förderer und Ehemalige, um den 628. Jahrestag des Bestehens der Universität zu begehen. Zugleich setzte die Ruperto Carola ihre Tradition fort, mit der Verleihung der Ehrensenatorwürde außerordentliches und nachhaltiges Engagement für die Universität zu würdigen. In den Kreis der Ehrensenatoren wurde der amerikanische Unternehmer Dr. Henry G. Jarecki aufgenommen.
Ansprache des Rektors
In den Mittelpunkt der Begrüßungansprache stellte der Rektor der Universität Heidelberg, Prof. Dr. Bernhard Eitel, die Frage nach der Notwendigkeit privater Förderung für die Ruperto Carola. Dazu stellte er in seiner Rede vielfältige Beispiele erfolgreich realisierter „Public Private Partnership“-Projekte vor. Neben „Industry on Campus“-Vorhaben gelte die private Unterstützung auch Bauprojekten und der Verbesserung der Infrastruktur ebenso wie der Förderung „für Köpfe“. Prof. Eitel kündigte an, dass in den kommenden Jahren die Intiativen im Bereich Fundraising weiter ausgebaut werden sollen, um mit „freiem Geld“ neue Handlunsgspielräume zu schaffen. Ziel sei es dabei nicht, die Defizite der Staatsfinanzierung auszugleichen: „Wir tun dies, um als akademische Gemeinschaft wettbewerbsfähig in der Weltspitze forschen und lehren zu können“, betonte der Rektor. „Spitzenforschung und Spitzenlehre bilden die Einheit für eine exzellente Universität. Die Breite garantiert der Staat – für Exzellenz benötigen wir auch private Hilfe.“
Wissenschaftsgespräch zu privatem Engagement
Mit der Frage „Wieviel privates Engagement braucht die Universität von morgen?“ war auch das von FAZ-Redakteurin Heike Schmoll moderierte Wissenschaftsgespräch überschrieben. Wie Prof. Dr. Christiane von Stutterheim vom Institut für Deutsch als Fremdsprachenphilologie deutlich machte, profitieren auch die Geisteswissenschaften von privater Förderung. So konnten an ihrem Institut erhebliche Stiftungsmittel eingeworben werden für Vorhaben, die im Bereich Sprachförderung und Spracherwerb angesiedelt sind. Gerade diese Stiftungsprojekte seien häufig langfristiger angelegt als andere Förderungen, betonte die Wissenschaftlerin, die der Forschungs- und Strategiekommission der Universität Heidelberg angehört. Über die Förderpraxis seiner Stiftung berichtete Dr. h. c. Manfred Lautenschläger: Bei der Auswahl der Förderprojekte setzt er auf das persönliche Gespräch. Eine Förderung „ohne Wenn und Aber“ müsse dem Wissenschaftler auch die Möglichkeit bieten, „verrückte Ideen“ anzugehen, so der Ehrensenator der Ruperto Carola, der generell für mehr Transparenz bei der Fördervergabe eintrat. Auf die Bedeutung des „Friendraising“ – noch vor dem „Fundraising“ – verwies Prof. Dr. Robert E. Norton, Vizepräsident der privaten University of Notre Dame (USA) und Research Alumnus der Universität Heidelberg. Dabei müssten die Universitäten ein Ethos schaffen, so dass sich die Ehemaligen dauerhaft mit Ihrer Hochschule identifizieren könnten, betonte Prof. Norton. Bei aller Notwendigkeit privaten Enagements sei der entscheidende Aspekt jedoch, die Freiheit von Forschung und Lehre zu garantieren.
Hengstberger-Preis für junge Forscher
Im Anschluss an das Wissenschaftsgespräch wurde der Klaus-Georg und Sigrid Hengstberger-Preis 2014 für den wissenschaftlichen Nachwuchs verliehen. In diesem Jahr konnten erneut drei mit jeweils 12.500 Euro dotierte Auszeichnungen vergeben werden. Die Preisträgerinnen und Preisträger sind Dr. Guido Grossmann und Dr. Sebastian Wolf (Biowissenschaften), Dr. Daniele Alessandrini, Dr. Gye-Seon Lee und Dr. Ana Peón-Nieto (Mathematik) sowie in einem interdisziplinären Team Dr. Peter Dürsch (Wirtschaftswissenschaften), Dr. Daniel Holt (Psychologie) und Dr. Christian Kirches (Mathematik). Sie erhalten damit die Möglichkeit, ein eigenes Symposium im Internationalen Wissenschaftsforum Heidelberg (IWH) durchzuführen. Die Laudationes in Anwesenheit des Preisstifters Dr. Klaus-Georg Hengstberger hielt IWH-Direktor Prof. Dr. Peter Comba.
Ehrensenatorwürde für Henry G. Jarecki
Mit der Würde eines Ehrensenators wurde Dr. Henry G. Jarecki „in Anerkennung seiner großen Verbundenheit mit der Ruperto Carola und seines nachhaltigen Engagements für den Wissenschaftsstandort Heidelberg“ ausgezeichnet. Die Ehrensenatorwürde gilt insbesondere auch seinen Verdiensten als langjähriger Förderer der Alumnivereinigung in den Vereinigten Staaten, Heidelberg Alumni US (HAUS). Zudem hat er sich mit großzügigen Zuwendungen vor allem für medizinische Forschungsprojekte und die Anatomische Sammlung eingesetzt. In den 1950er-Jahren absolvierte Henry G. Jarecki ein Medizin-Studium an der Universität Heidelberg. Die Ehrenurkunde überreichte der Rektor, der in einer kurzen Ansprache den Einsatz Jareckis für die Universität Heidelberg würdigte.
Für den musikalischen Rahmen der Jahresfeier sorgten die Capella Carolina und das Universitätsorchester, das Collegium Musicum der Ruperto Carola. Die Moderation der Veranstaltung, die am 18. Oktober 2014 stattgefunden hat, übernahm Prof. Dr. Peter Meusburger.