Notfall-Routenplaner für Nepal im Internet
30. April 2015
Heidelberger Geoinformatiker unterstützen Katastrophenmanagement nach dem Erdbeben
Karte: openstreetmap.org
Zur Unterstützung der Rettungsarbeiten nach dem verheerenden Erdbeben in Nepal haben Geoinformatiker der Universität Heidelberg einen Notfall-Routenplaner im Internet eingerichtet. Katastrophenhelfer können sich damit über den Zustand der Infrastruktur vor Ort informieren und unter Berücksichtigung zerstörter Straßen und Gebiete die schnellste Wegstrecke ermitteln. Außerdem erhalten sie Informationen über Anlaufstellen, die für Rettungskräfte besonders wichtig sind, etwa Krankenhäuser, Rettungsstationen oder Notfallcamps. Der Routenplaner, den bereits das Logistics Cluster der Vereinten Nationen verwendet, basiert auf dem OpenRouteService der Heidelberger Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Alexander Zipf und nutzt die freien Geodaten der Wiki-Weltkarte OpenStreetMap (OSM). Er wird auf Basis der von der weltweiten OSM-Community kontinuierlich zusammengetragenen Daten alle 30 Minuten aktualisiert.
Zu dem Routing-Dienst gehören auch Analysetools, mit denen Rettungskräfte schnell die Erreichbarkeit von Einsatzorten ermitteln können. Zudem ist es möglich, die Route mit einer speziellen Download-Möglichkeit auch ohne Internetverbindung auf mobilen Geräten zu nutzen. Der am Geographischen Institut entstandene Notfall-Routenplaner unterstützt die Aktivitäten des Humanitarian OpenStreetMap Teams (H.O.T.) und weiterer Hilfsorganisationen nach der Erdbebenkatastrophe. Koordiniert werden die Mapping-Aktionen vom Kathmandu Living Labs Team. Diese Organisation in Nepal setzt sich für die Förderung von Open Data wie OSM sowie relevanter Technologien ein und ist ein langjähriger Kooperationspartner des Geographischen Instituts vor Ort.
Um die notwendigen Kartendaten zu aktualisieren und zu erheben, fanden bereits am 27. April Disaster-Mapping-Veranstaltungen statt, an denen Studierende und Mitarbeiter des Geographischen Instituts teilnahmen. Gemeinsam arbeiteten sie an der OpenStreetMap-Datengrundlage, indem sie aus Luft- und Satellitenbildern fehlende Kartenobjekte abzeichneten. „Durch diese Arbeiten, die wir und andere Freiwillige der OSM-Community weltweit kontinuierlich weiterführen, wächst und aktualisiert sich die Datenbasis in OpenStreetMap fortlaufend“, erklärt Andreas Reimer, der die Arbeiten am Routenplaner und den Karten koordiniert. „Aus den Daten, die in der zentralen OSM-Datenbank gespeichert werden, holen unsere Programme automatisch alle 30 Minuten die neuesten Informationen und aktualisieren damit unsere Routenplaner und unsere Karten.“
Die Arbeitsgruppe Geoinformatik der Universität Heidelberg hat bereits bei früheren Katastrophen, etwa dem schweren Erdbeben auf Haiti im Jahr 2010 und dem Taifun Haiyan auf den Philippinen 2013, die Rettungskräfte mit ähnlichen Diensten unterstützt.