Förderpreis für zwei exzellente junge Forscher
28. Januar 2016
Edward Lemke und Hai-Kun Liu wurden von der Chica und Heinz Schaller-Stiftung ausgezeichnet
Foto: Rothe
Mit Dr. Edward Lemke und Dr. Hai-Kun Liu hat die Chica und Heinz Schaller-Stiftung zwei exzellente junge Forscher am Wissenschaftsstandort Heidelberg ausgezeichnet: Sie erhielten den nach den beiden Stiftern benannten Förderpreis für das Jahr 2015, der mit Forschungsmitteln in Höhe von jeweils 100.000 Euro dotiert ist. Mit der Vergabe des Preises würdigt die Stiftung Dr. Lemkes und Dr. Lius hervorragende Arbeiten in der biomedizinischen Forschung. Edward Lemke forscht am Europäischen Laboratorium für Molekularbiologie (EMBL) auf dem Gebiet der Strukturbiologie. Dabei entwickelt er neue biologische Werkzeuge, mit denen sich Biomoleküle manipulieren lassen. Hai-Kun Liu erforscht am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) die Stammzellen des zentralen Nervensystems und ihre Rolle bei der Entstehung von Hirntumoren. Während einer Festveranstaltung, die am 27. Januar 2016 an der Universität Heidelberg stattgefunden hat, wurde die Auszeichnung an die beiden Wissenschaftler überreicht.
Die Forschungsgruppe von Dr. Lemke untersucht mit Methoden der hochaufgelösten Fluoreszenz-Mikroskopie Proteine, die nicht vollständig gefaltet, also „intrinsisch unstrukturiert“ sind. Die Wissenschaftler wollen herausfinden, wie solche Proteine eine Barriere formen können, die den Zellkern schützt. Dabei geht es auch um die Frage, wie es beispielsweise HI- und Hepatitis-B-Viren gelingt, diesen Schutz zu umgehen, um eigenes Genmaterial einzuschleusen. Für ihre Arbeiten entwickelt die Lemke-Gruppe neuartige Präzisionswerkzeuge aus der chemischen Biologie, die Mechanismen auf molekularer Ebene in Nanoauflösung direkt sichtbar machen können, ohne in die Funktion der lebenden Zelle einzugreifen. Edward Lemke ist seit 2009 als Forschungsgruppenleiter am EMBL tätig, zunächst als Leiter einer Emmy-Noether-Gruppe für Nachwuchswissenschaftler (2010) und seit 2015 mit einer Förderung des Europäischen Forschungsrates, einem ERC Consolidator Grant. Seine Forschungsarbeiten führt er in enger Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern der Universität Heidelberg durch.
Dr. Liu erforscht, wie sich Stammzellen im erwachsenen Gehirn entwickeln und möglicherweise an der Entstehung von Krankheiten beteiligt sind. Zum Zusammenhang zwischen Hirnstammzellen und Hirntumor-Stammzellen konnte Dr. Liu wichtige Ergebnisse erzielen: Er identifizierte das Protein Tlx als Schlüsselmolekül der Hirntumor-Stammzellen. Wurde Tlx in Mäusen genetisch ausgeschaltet, so konnten sich die Tumorstammzellen nicht regenerieren und die krebskranken Tiere überlebten länger. Tlx gilt daher als vielversprechendes Ziel für neue Behandlungsstrategien gegen das Glioblastom, den aggressivsten unter den Hirntumoren. Hai-Kun Liu leitete von 2011 an am DKFZ eine Helmholtz-Nachwuchsgruppe, aus der 2015 die Abteilung Molekulare Neurogenetik hervorging. Sie ist eingebunden in die DKFZ-ZMBH-Allianz, die strategische Zusammenarbeit zwischen dem Deutschen Krebsforschungszentrum und dem Zentrum für Molekulare Biologie der Universität Heidelberg (ZMBH). Sein Labor ist zudem Teil des an der Universität angesiedelten Interdisziplinären Zentrums für Neurowissenschaften. Der Europäische Forschungsrat fördert Dr. Liu seit 2015 mit einem ERC Consolidator Grant.
Die von den Wissenschaftlern Prof. Dr. Chica Schaller und Prof. Dr. Heinz Schaller gegründete Stiftung fördert seit 2000 die biomedizinische Forschung in Heidelberg, indem sie eine Stiftungsprofessur finanziert hat und Stipendien vergibt. Die Chica und Heinz Schaller-Stiftung engagiert sich insbesondere für die Einrichtung und Finanzierung der „Schaller Forschergruppen“, die an der Universität Heidelberg und am Deutschen Krebsforschungszentrum arbeiten. Zu den wesentlichen Förderinstrumenten gehört auch der nach den beiden Stiftern benannte Preis, der seit 2005 jährlich an herausragende junge Heidelberger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vergeben wird. Der Chica und Heinz Schaller-Förderpreis ist mit Forschungsmitteln in Höhe von 100.000 Euro dotiert.
Während der Festveranstaltung stellten die beiden Preisträger ihre Forschungen in kurzen Vorträgen vor. Die Auszeichnungen überreichte Prof. Dr. Rohini Kuner. Die Wissenschaftlerin, die am Pharmakologischen Institut der Universität Heidelberg forscht, war im Jahr 2005 erste Trägerin des Preises. Moderiert wurde die Veranstaltung im BioQuant-Gebäude von Prof. Dr. Heinrich Betz, der dem Vorstand der Chica und Heinz Schaller-Stiftung angehört.