Der Autor des „Struwwelpeter“ als Psychiater
15. September 2016
Lesung mit Musikprogramm in der Sammlung Prinzhorn
Foto: Anton Weniger
Die unbekannte Seite des „Struwwelpeter“-Autors Heinrich Hoffmann (1809 bis 1894) steht im Mittelpunkt einer Lesung in der Sammlung Prinzhorn am Mittwoch, 21. September 2016. Schauspielerin Nina Weniger und Saxophonistin Johanna Hessenberg präsentieren Texte des promovierten Arztes zur Psychiatrie. Die Veranstaltung in der Voßstraße 2 beginnt um 19 Uhr. Der Eintritt beträgt 5 Euro, ermäßigt 3 Euro.
Auch wenn Heinrich Hoffmann, der einen Teil seines Medizinstudiums an der Universität Heidelberg absolviert hat, heutzutage fast nur noch als Autor des Kinderbuchs „Struwwelpeter“ bekannt ist, war sein eigentliches Lebenswerk die Reform der Psychiatrie im Frankfurt des 19. Jahrhunderts: Er sperrte psychisch erkrankte Menschen nicht weg, sondern wollte ihnen ein gutes Leben voll Hoffnung und Zuversicht ermöglichen.
Nina Weniger, Schauspielerin und Ur-Ur-Urenkelin von Heinrich Hoffmann, wird in der Lesung von Hoffmanns Werdegang als Arzt berichten, von seiner Position als „Irrenhausdirektor“ und von einer Zeit, in der man Psychologie noch gar nicht studieren konnte und wirkungsvolle Medikamente nicht zur Verfügung standen. Heinrich Hoffmanns Kampf für eine neue, moderne Anstalt, die er mithilfe von „crowdfunding“ finanzierte, seine Ansichten zu Geisteskrankheit und -genesung sowie die Schilderung ausgewählter Fallbeispiele werden im Zentrum der Lesung stehen. Johanna Hessenberg, Saxofonistin und ebenfalls eine Ur-Ur-Urenkelin Heinrich Hoffmanns, wird die Lesung musikalisch begleiten.
Die Sammlung Prinzhorn ist ein Museum für Kunst von Menschen mit psychischen Ausnahmeerfahrungen. Ihr historischer Bestand umfasst rund 6.000 Zeichnungen, Aquarelle, Gemälde, Skulpturen, Textilien und Texte, die Insassen psychiatrischer Anstalten zwischen 1840 und 1945 geschaffen haben. Dieser weltweit einzigartige Fundus wurde zum größten Teil von dem Kunsthistoriker und Psychiater Hans Prinzhorn (1886 bis 1933) während seiner Zeit als Assistenzarzt an der Psychiatrischen Klinik der Universität Heidelberg zusammengetragen.