Weltweit höchste Anzahl von Kriegen seit 1945
23. Februar 2012
Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung veröffentlicht Konfliktbarometer 2011
Grafik: Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung
Das Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung (HIIK), ein gemeinnütziger Verein, der am Institut für Politische Wissenschaft der Ruperto Carola angesiedelt ist, hat mit dem „Conflict Barometer 2011“ seine Daten und Analysen zum weltweiten Konfliktgeschehen des vergangenen Jahres veröffentlicht. Unter den insgesamt 388 beobachteten Konflikten zählen die Politikwissenschaftler 38 hochgewaltsame Konflikte, also Auseinandersetzungen, die sich durch massiven Einsatz organisierter Gewalt auszeichnen und gravierende Folgen nach sich ziehen. Zwanzig dieser Konflikte erreichen die höchste Intensitätsstufe und lassen sich somit als Kriege bezeichnen. Damit zählen die Konfliktforscher die weltweit höchste Anzahl von Kriegen seit 1945.
Sechs dieser Kriege wurden bereits im Vorjahr als Krieg eingestuft, darunter die Kriege des pakistanischen Militärs und der afghanischen Regierung gegen die Taliban sowie gewaltsame Konflikte in Somalia und in der sudanesischen Region Darfur. Neue Konflikte, die sich gleich im ersten Jahr ihres Auftretens zu Kriegen ausgeweitet haben, sind die im Zuge des „Arabischen Frühlings“ eskalierten Proteste in Jemen, Libyen und Syrien. Weitere elf Kriege, vor allem in afrikanischen Ländern, wurden in den Jahren zuvor noch auf einer geringeren Intensitätsstufe ausgetragen.
Mit jeweils acht Kriegen sind der Vordere und Mittlere Orient sowie Afrika südlich der Sahara am stärksten von dieser besonders gewaltsamen Form die Konfliktaustragung betroffen. „Eine Tendenz hin zu einer friedlicheren Welt kann vor dem Hintergrund des starken Anstiegs der Anzahl von Kriegen im Vergleich zum Vorjahr nicht erkannt werden,“ betont Natalie Hoffmann, Mitglied des HIIK-Vorstandes. Die Politikwissenschaftlerin sieht in den andauernden Oppositionsproteste im Vorderen und Mittleren Orient sowie in den Wahlen, die 2012 in zahlreichen afrikanischen Ländern bevorstehen, zudem die Gefahr weiterer Eskalationen.
Das Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung widmet sich seit 1991 der Erforschung, Dokumentation und Auswertung innerstaatlicher und internationaler politischer Konflikte weltweit. Das jährlich erscheinende "Conflict Barometer" gibt einen Überblick über die aktuelle Entwicklung gewaltsamer und nichtgewaltsamer Konflikte. Die aktuelle Publikation kann auf der Homepage des HIIK kostenlos heruntergeladen werden