Den kompetenten Hausarzt vor Ort soll es auch in Zukunft geben
11. Oktober 2007
Bundesweit erstes "Kompetenzzentrum Allgemeinmedizin" am Universitätsklinikum Heidelberg – Unterstützung durch das Land Baden-Württemberg mit 1,5 Millionen Euro
Prof. Dr. med. Joachim Szecsenyi, Ärztlicher Direktor der Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung.
Foto: Universitätsklinikum Heidelberg
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Das bundesweit erste "Kompetenzzentrum Allgemeinmedizin" wird aktuell in Heidelberg in der Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung des Universitätsklinikums eingerichtet. Das neue Zentrum unter Leitung von Professor Dr. Joachim Szecsenyi, Ärztlicher Direktor der Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, soll dazu beitragen, landesweit einen einheitlich hohen Standard in der Aus- und Weiterbildung von Hausärzten zu erreichen sowie die allgemeinmedizinische Lehre und die Forschung an allen Universitäten des Landes weiter zu professionalisieren.
"Unser grundsätzliches Ziel ist es, die wohnortnahe hausärztliche Versorgung der Bevölkerung auch für die nächsten Jahre sicherzustellen. Aus diesem Grunde müssen wir erforschen, was die Bevölkerung jetzt und in Zukunft für eine Versorgung durch Hausärzte braucht. Im Mittelpunkt stehen dabei insbesondere chronisch kranke Menschen", fasst Prof. Szecsenyi zusammen.
Gemeinsame Plattform für Lehre, Forschung und Versorgung von Universitätsklinika und Hausarztpraxen
"Dies wollen wir erreichen, indem die medizinischen Fakultäten in Baden-Württemberg im Fach Allgemeinmedizin stärker vernetzt werden", informiert Professor Szecsenyi. Eine gemeinsame Plattform für Lehre, Forschung und Versorgung soll zwischen Universitätsklinika und den Hausarztpraxen der Regionen entstehen. Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst in Baden-Württemberg unterstützt das Netzwerk in den nächsten drei Jahren mit rund 1,5 Millionen Euro.
Bislang findet ein Großteil der Lehre landesweit bei Hausärzten in mehr als 700 Lehrpraxen mit starkem regionalen Bezug zu den jeweiligen Universitäten statt, in denen weiterhin 30 Lehrbeauftragte mit hohem Engagement tätig sind. Der Umfang, der Inhalt und die Ausrichtung der Lehrangebote differiert von Fakultät zu Fakultät, da das Fach in unterschiedlichen Semestern angeboten wird. Lehrbeauftragte und wissenschaftliche Mitarbeiter aller Universitäten sollen künftig entsprechend eines eigens in Heidelberg erarbeiteten Forschungscurriculums qualifiziert werden.
Curriculum für Qualifizierung zur Lehre in der Allgemeinmedizin
Für Hausärzte in den Lehrpraxen – hier können Studentinnen und Studenten bereits im Studium das Leistungsspektrum und den Alltag eines niedergelassenen Arztes kennen lernen – werden zusätzliche Fortbildungsangebote geschaffen. "Damit soll ein landesweit einheitlich hoher Standard in der curriculären Lehre, beim Blockpraktikum Allgemeinmedizin, bei Prüfungen und bei der Akkreditierung von Lehrpraxen realisiert werden", so Professor Szecsenyi.
"Das Kompetenzzentrum für Allgemeinmedizin in Heidelberg soll im Rahmen einer Netzwerkstruktur die Koordination sowie das Management und Controlling der standortspezifischen Aktivitäten in Baden-Württemberg übernehmen", erläutert dazu auch Dr. Manfred Hilzenbecher, Ministerialrat im baden-württembergischen Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst.
Mehr internationale Publikationen und Drittmittel in der Allgemeinmedizin
Ziel des neuen Kompetenzzentrums soll zudem sein, dass die Allgemeinmedizin in den Fakultäten Baden-Württembergs in internationalen Fachzeitschriften publiziert und mehr Drittmittel einwirbt. Dazu wird zunächst wissenschaftlicher Nachwuchs methodisch weiterqualifiziert und bei der Umsetzung von Projekten sowie bei der Publikation von Projektergebnissen unterstützt werden.
"Wir suchen bereits über Stellenanzeigen wissenschaftliche Mitarbeiter (Ärzte, Epidemiologen, Gesundheits- oder Sozialwissenschaftler), die bewusst eine wissenschaftliche Laufbahn einschlagen wollen und an einer der Universitäten ihre Arbeit aufnehmen möchten", berichtet Szecsenyi. In engem Kontakt mit dem Heidelberger Kompetenzzentrum und seinen Projekten sollen die Mitarbeiter an den jeweiligen Lehrbereichen und Abteilungen wissenschaftliche Projekte umsetzen.
Aus Sicht des Wissenschaftsministeriums ist der allgemeinmedizinischen Ausbildung und Versorgung nicht zuletzt wegen der demografischen Entwicklung eine zunehmende Bedeutung beizumessen. Dies gilt auch für die Bereiche Prävention und Nachsorge. Gleichwohl ist das Fach Allgemeinmedizin bislang in der Lehre und noch mehr in der Forschung gegenüber etablierten Fächern nur rudimentär vertreten. "Eine Ausnahme bildet hier die Heidelberger Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, die sich zu einer der führenden wissenschaftlichen Einrichtungen auf diesem Gebiet in Deutschland entwickelt hat", machte Dr. Manfred Hilzenbecher vom Ministerium in Stuttgart deutlich.
Künftige Mediziner für den Job des Hausarztes gewinnen – Unterversorgung droht auch in Baden-Württemberg
Es sei angesichts der demographischen Entwicklung wichtig, künftige Mediziner für den Job des Hausarztes zu gewinnen, ergänzt dazu Professor Dr. Szecsenyi. Die Zahl der Weiterbildungsassistenten, die derzeit eine Facharztweiterbildung und eine spätere Niederlassung im hausärztlichen Bereich anstreben, wird in Baden-Württemberg wie in fast allen anderen Bundesländern immer geringer. Dies ist vor dem Hintergrund einer großen Zahl von über 55-jährigen Hausärzten, die ihre Praxistätigkeit in den kommenden Jahren aufgeben oder reduzieren werden, zu sehen.
"Bislang erscheint das Ausmaß des absehbar entstehenden Hausärztemangels derzeit noch nicht so bedrohlich wie in den sogenannten "Neuen Bundesländern", jedoch ist schon absehbar, dass es auch in Baden-Württemberg zu einer Unterversorgung zumindest in ländlichen Gebieten kommen wird, wenn es nicht gelingt, hier gegenzusteuern", warnt Professor Szecsenyi. Erste Engpässe würden bereits sichtbar.
Expertenkommission hat Kompetenzzentrum Allgemeinmedizin empfohlen
Das Kompetenzzentrum plane daher mittelfristig ein Forschungs- und Implementierungsprojekt "Weiterbildung zum Hausarzt in Baden-Württemberg" zu definieren, das im ersten Schritt mögliche Barrieren der Weiterbildung zum Hausarzt bei Studenten, Weiterbildungsassistenten, Weiterbildern und Krankenhäusern identifiziert und erforscht und das im zweiten Schritt mögliche Lösungsansätze mit den genannten Akteuren sowie Ärztekammer, Kassenärztlichen Vereinigungen und politisch Verantwortlichen in den Regionen erarbeitet und implementiert und das dann in einem dritten Schritt den Erfolg der Maßnahmen evaluiert.
Bereits im vergangenen Jahr hatte die vom Land Baden-Württemberg eingesetzte Medizinstrukturkommission in einem Gutachten empfohlen, dass ein Kompetenzzentrum Allgemeinmedizin "standortübergreifend die Lehre und Forschung sowie die Fortbildung für Ärzte der Allgemeinmedizin koordinieren" soll. Der Sachverständigenkommission gehörten 13 hochrangige Experten des Gesundheitswesens aus dem In- und Ausland an.
Kontakt:
Prof. Dr. med. Joachim Szecsenyi
Ärztlicher Direktor der Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung
Voßstr. 2, 69115 Heidelberg
Tel.: 06221 – 56 47 45
E-Mail: joachim.szecsenyi@med.uni-heidelberg.de
Bei Rückfragen von Journalisten:
Dr. Annette Tuffs
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Universitätsklinikums Heidelberg
und der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg Im Neuenheimer Feld 672
69120 Heidelberg
Tel.: 06221 – 56 45 36
Fax: 06221 – 56 45 44
E-Mail: annette.tuffs(at)med.uni-heidelberg.de
Dr. Michael Schwarz
Pressesprecher der Universität Heidelberg
"Unser grundsätzliches Ziel ist es, die wohnortnahe hausärztliche Versorgung der Bevölkerung auch für die nächsten Jahre sicherzustellen. Aus diesem Grunde müssen wir erforschen, was die Bevölkerung jetzt und in Zukunft für eine Versorgung durch Hausärzte braucht. Im Mittelpunkt stehen dabei insbesondere chronisch kranke Menschen", fasst Prof. Szecsenyi zusammen.
Gemeinsame Plattform für Lehre, Forschung und Versorgung von Universitätsklinika und Hausarztpraxen
"Dies wollen wir erreichen, indem die medizinischen Fakultäten in Baden-Württemberg im Fach Allgemeinmedizin stärker vernetzt werden", informiert Professor Szecsenyi. Eine gemeinsame Plattform für Lehre, Forschung und Versorgung soll zwischen Universitätsklinika und den Hausarztpraxen der Regionen entstehen. Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst in Baden-Württemberg unterstützt das Netzwerk in den nächsten drei Jahren mit rund 1,5 Millionen Euro.
Bislang findet ein Großteil der Lehre landesweit bei Hausärzten in mehr als 700 Lehrpraxen mit starkem regionalen Bezug zu den jeweiligen Universitäten statt, in denen weiterhin 30 Lehrbeauftragte mit hohem Engagement tätig sind. Der Umfang, der Inhalt und die Ausrichtung der Lehrangebote differiert von Fakultät zu Fakultät, da das Fach in unterschiedlichen Semestern angeboten wird. Lehrbeauftragte und wissenschaftliche Mitarbeiter aller Universitäten sollen künftig entsprechend eines eigens in Heidelberg erarbeiteten Forschungscurriculums qualifiziert werden.
Curriculum für Qualifizierung zur Lehre in der Allgemeinmedizin
Für Hausärzte in den Lehrpraxen – hier können Studentinnen und Studenten bereits im Studium das Leistungsspektrum und den Alltag eines niedergelassenen Arztes kennen lernen – werden zusätzliche Fortbildungsangebote geschaffen. "Damit soll ein landesweit einheitlich hoher Standard in der curriculären Lehre, beim Blockpraktikum Allgemeinmedizin, bei Prüfungen und bei der Akkreditierung von Lehrpraxen realisiert werden", so Professor Szecsenyi.
"Das Kompetenzzentrum für Allgemeinmedizin in Heidelberg soll im Rahmen einer Netzwerkstruktur die Koordination sowie das Management und Controlling der standortspezifischen Aktivitäten in Baden-Württemberg übernehmen", erläutert dazu auch Dr. Manfred Hilzenbecher, Ministerialrat im baden-württembergischen Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst.
Mehr internationale Publikationen und Drittmittel in der Allgemeinmedizin
Ziel des neuen Kompetenzzentrums soll zudem sein, dass die Allgemeinmedizin in den Fakultäten Baden-Württembergs in internationalen Fachzeitschriften publiziert und mehr Drittmittel einwirbt. Dazu wird zunächst wissenschaftlicher Nachwuchs methodisch weiterqualifiziert und bei der Umsetzung von Projekten sowie bei der Publikation von Projektergebnissen unterstützt werden.
"Wir suchen bereits über Stellenanzeigen wissenschaftliche Mitarbeiter (Ärzte, Epidemiologen, Gesundheits- oder Sozialwissenschaftler), die bewusst eine wissenschaftliche Laufbahn einschlagen wollen und an einer der Universitäten ihre Arbeit aufnehmen möchten", berichtet Szecsenyi. In engem Kontakt mit dem Heidelberger Kompetenzzentrum und seinen Projekten sollen die Mitarbeiter an den jeweiligen Lehrbereichen und Abteilungen wissenschaftliche Projekte umsetzen.
Aus Sicht des Wissenschaftsministeriums ist der allgemeinmedizinischen Ausbildung und Versorgung nicht zuletzt wegen der demografischen Entwicklung eine zunehmende Bedeutung beizumessen. Dies gilt auch für die Bereiche Prävention und Nachsorge. Gleichwohl ist das Fach Allgemeinmedizin bislang in der Lehre und noch mehr in der Forschung gegenüber etablierten Fächern nur rudimentär vertreten. "Eine Ausnahme bildet hier die Heidelberger Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, die sich zu einer der führenden wissenschaftlichen Einrichtungen auf diesem Gebiet in Deutschland entwickelt hat", machte Dr. Manfred Hilzenbecher vom Ministerium in Stuttgart deutlich.
Künftige Mediziner für den Job des Hausarztes gewinnen – Unterversorgung droht auch in Baden-Württemberg
Es sei angesichts der demographischen Entwicklung wichtig, künftige Mediziner für den Job des Hausarztes zu gewinnen, ergänzt dazu Professor Dr. Szecsenyi. Die Zahl der Weiterbildungsassistenten, die derzeit eine Facharztweiterbildung und eine spätere Niederlassung im hausärztlichen Bereich anstreben, wird in Baden-Württemberg wie in fast allen anderen Bundesländern immer geringer. Dies ist vor dem Hintergrund einer großen Zahl von über 55-jährigen Hausärzten, die ihre Praxistätigkeit in den kommenden Jahren aufgeben oder reduzieren werden, zu sehen.
"Bislang erscheint das Ausmaß des absehbar entstehenden Hausärztemangels derzeit noch nicht so bedrohlich wie in den sogenannten "Neuen Bundesländern", jedoch ist schon absehbar, dass es auch in Baden-Württemberg zu einer Unterversorgung zumindest in ländlichen Gebieten kommen wird, wenn es nicht gelingt, hier gegenzusteuern", warnt Professor Szecsenyi. Erste Engpässe würden bereits sichtbar.
Expertenkommission hat Kompetenzzentrum Allgemeinmedizin empfohlen
Das Kompetenzzentrum plane daher mittelfristig ein Forschungs- und Implementierungsprojekt "Weiterbildung zum Hausarzt in Baden-Württemberg" zu definieren, das im ersten Schritt mögliche Barrieren der Weiterbildung zum Hausarzt bei Studenten, Weiterbildungsassistenten, Weiterbildern und Krankenhäusern identifiziert und erforscht und das im zweiten Schritt mögliche Lösungsansätze mit den genannten Akteuren sowie Ärztekammer, Kassenärztlichen Vereinigungen und politisch Verantwortlichen in den Regionen erarbeitet und implementiert und das dann in einem dritten Schritt den Erfolg der Maßnahmen evaluiert.
Bereits im vergangenen Jahr hatte die vom Land Baden-Württemberg eingesetzte Medizinstrukturkommission in einem Gutachten empfohlen, dass ein Kompetenzzentrum Allgemeinmedizin "standortübergreifend die Lehre und Forschung sowie die Fortbildung für Ärzte der Allgemeinmedizin koordinieren" soll. Der Sachverständigenkommission gehörten 13 hochrangige Experten des Gesundheitswesens aus dem In- und Ausland an.
Kontakt:
Prof. Dr. med. Joachim Szecsenyi
Ärztlicher Direktor der Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung
Voßstr. 2, 69115 Heidelberg
Tel.: 06221 – 56 47 45
E-Mail: joachim.szecsenyi@med.uni-heidelberg.de
Bei Rückfragen von Journalisten:
Dr. Annette Tuffs
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Universitätsklinikums Heidelberg
und der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg Im Neuenheimer Feld 672
69120 Heidelberg
Tel.: 06221 – 56 45 36
Fax: 06221 – 56 45 44
E-Mail: annette.tuffs(at)med.uni-heidelberg.de
Dr. Michael Schwarz
Pressesprecher der Universität Heidelberg
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