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Maschendraht verhindert Schlaganfall

24. Oktober 2007

Studie unter Federführung der Abteilung Neuroradiologie am Universitätsklinikum Heidelberg hat gezeigt: Spezielle Stents können verengte Gehirngefäße dauerhaft erweitern

 

Die Implantation einer winzigen, maschenartigen Metallröhre ("Stent") in ein verengtes Blutgefäß im Gehirn kann gefährdete Patienten vor einem Schlaganfall bewahren. Dies hat eine internationale Studie gezeigt, die in der Abteilung Neuroradiologie der Neurologischen Universitätsklinik Heidelberg koordiniert und in der Zeitschrift "Stroke" veröffentlicht worden ist.

Das innovative Stentsystem "Wingspan" (Hersteller: Boston Scientific) wurde in einer weltweiten Studie an 17 Zentren bei insgesamt 45 Patienten auf seine Wirksamkeit und Risiken getestet. Die Federführung der Studie hatte Professor Dr. Marius Hartmann, Leiter der Sektion Interventionelle Neuroradiologie der Abteilung Neuroradiologie am Universitätsklinikum Heidelberg.

Patienten, die an der Studie teilnahmen, hatten bereits leichte Schlaganfälle erlitten; Medikamente, die das Blut verdünnten, brachten bei ihnen keine Besserung. Dagegen war die Implantation des Stents sehr effektiv: Zu Beginn der Studie war im Mittel 75 Prozent des Gefäßlumens der verengten Hirnarterie durch Arteriosklerose verengt; sechs Monate nach Implantation war es noch 28 Prozent und die Wieder-Einengungsrate (Rezidiv-Stenoserate) lag bei nur 7,5 Prozent. Nur ein Patient starb in den Wochen nach der Behandlung; zwei erlitten einen Schlaganfall.


Das Wingspan Stent-System wurde speziell für die Anwendung in den feinen Gefäßen im Gehirn entwickelt.  
Das Wingspan Stent-System wurde speziell für die Anwendung in den feinen Gefäßen im Gehirn entwickelt.
Abb.: Boston Scientific

Bessere Ergebnisse als mit Medikamenten und Herz-Stents

Auch der behelfsmäßige Einsatz von Stents, die eigentlich bei verengten Herzkranzgefäßen verwendet werden, war weniger erfolgreich. Die Wissenschaftler gehen sogar davon aus, dass diese rigiden Stents den Verlauf der Erkrankung eher negativ beeinflussen. Das "Wingspan" Stent-System ist dagegen speziell für die Anwendung im Gehirn entwickelt worden. Der Stent hat einen sehr geringen Durchmesser und ist äußerst flexibel. Dadurch können im Schädelinneren Engstellen behandelt werden, die mit den früher verwendeten Herz-Stents unerreichbar waren.

Das Wingspan Stent-System besteht aus zwei Komponenten, einem Plastikschlauch (Katheter), der an einem Ende einen Ballon trägt, mit dessen Hilfe die Arterie erweitert wird. Dafür wird der Katheter in die Engstelle eingeführt und langsam aufgeblasen. Die zweite Komponente, der Stent, ist eine winzige, maschenartige Metallröhre, die im Katheter liegt. Der Katheter wird in das Gefäß eingebracht und in den verengten Bereich vorgeschoben; an der erweiterten Engstelle wird der Stent, der sich von selbst entfaltet, freigesetzt und das Gefäß für den Blutfluss offengehalten. "Durch den Einsatz dieser flexiblen und selbstexpandierenden Stents konnte die Zahl der Komplikationen, etwa Verletzungen der Hirngefäße, gesenkt werden", erklärt Professor Hartmann.


Das Wingspan Stent-System besteht aus zwei Komponenten: einem Plastikschlauch (Katheter, oben ), der an einem Ende einen Ballon trägt und einem Stent, eine winzige, maschenartige Metallröhre, die im Katheter liegt.  
Das Wingspan Stent-System besteht aus zwei Komponenten: einem Plastikschlauch (Katheter, oben ), der an einem Ende einen Ballon trägt und einem Stent, eine winzige, maschenartige Metallröhre, die im Katheter liegt.
Abb.: Boston Scientific

 

Bei 10 Prozent der Patienten mit Schlaganfall ist ein Gehirngefäß verengt

"Von der neuen Therapie profitieren Patienten, die immer wieder Durchblutungsstörungen im Gehirn oder einen Schlaganfall erleiden, deren Ursache eine Verengung eines Blutgefäßes im Gehirn ist", erklärt Professor Hartmann. Etwa 10 Prozent der Schlaganfall-Patienten sind davon betroffen. Die Gefäßverengung kann nicht-invasiv mit einer speziellen Ultraschalluntersuchung durch den Schädel festgestellt und mit Hilfe der Kernspintomographie (MRT) zusätzlich im Detail beurteilt werden.

Ansprechpartner:
Professor Dr. Marius Hartmann
Leiter der Sektion Interventionelle Neuroradiologie
Abteilung Neuroradiologie
E-Mail: marius.hartmann@med.uni-heidelberg.de
Tel. 06221 / 56-7566 (Sekretariat)

Literatur:
Arani Bose, Marius Hartmann, Hans Henkes, Hon Man Liu, Michael M.H. Teng, Istvan Szikora, Ansgar Berlis, Jurgen Reul, Simon C.H. Yu, Michael Forsting, Matt Lui, Winston Lim and Siu Po Sit : A Novel, Self-Expanding, Nitinol Stent in Medically Refractory Intracranial Atherosclerotic Stenoses. The Wingspan Study. Stroke published online Mar 29, 2007; DOI: 10.1161/STROKEAHA.106.477711

(Der Originalartikel kann bei der Pressestelle des Universitätsklinikums Heidelberg unter contact@med.uni-heidelberg.de angefordert werden.)

Bei Rückfragen von Journalisten:
Dr. Annette Tuffs
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Universitätsklinikums Heidelberg
und der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg
Im Neuenheimer Feld 672, 69120 Heidelberg
Tel.: 06221 / 56 45 36
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E-Mail: annette.tuffs(at)med.uni-heidelberg.de

Dr. Michael Schwarz
Pressesprecher der Universität Heidelberg

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