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Leuchtend blüht der Salbei

17. Januar 2008

Prof. Walter Berschin legt eine kritische Ausgabe vom "Hortulus" des Walahfrid Strabo vor

Zum Beispiel der Salbei, auf lateinisch Salvia: "Lelyfagus prima praefulger fronte locorum / Dulcis odore, gravis virtute atque utilis haustu." Auf Deutsch: "Leuchtend blühet Salbei ganz vorn am Eingang des Gartens, / Süß von Geruch, voll wirkender Kräfte und heilsam zu trinken." Das gesundheitsfördernde Kräutlein ist nur eine von 23 Gartenpflanzen, die der 849 gestorbene Mönch Walahfried Strabo in seinem bekannten Büchlein "De cultura hortorum" beschrieb. Sein "Hortulus" erschien jetzt im Heidelberger Mattes-Verlag in einer neuen Edition, die Walter Berschin, Emeritus für Lateinische Philologie des Mittelalters und der Neuzeit der Universität Heidelberg, herausgab und einleitete.

Walahfrid mit Beinamen Strabo (der Schieler), vermutlich 807 geboren, war auf der Reichenau Schüler des Klosterlehrers Wetti und wurde 842 Abt, nachdem er mehrere Schriften verfasst, in Fulda unter dem Einfluss seines Lehrers Hrabanus Maurus exegetische Abhandlungen geschrieben hatte und auch als Autor für Sankt Gallen tätig gewesen war. Walahfrid, der mit rund 40 Jahren auf einer Gesandschaftsreise zu Karl dem Kahlen in der Loire ertrank, wurde von Hrabanus Maurus wegen seiner Beherrschung lateinischer Poesie und Prosa gerühmt. Als erfolgreichste Lehrdichtung der Karolingerzeit preist Walter Berschin seinen "Hortulus", der mit 444 Versen nicht sehr umfangreich ist. Die Hexameter, in der vorliegenden Ausgabe im lateinischen Original und in der von Werner Näf und Matthäus Gabathuler besorgten Übersetzung ins Deutsche nachzulesen, sind - wie der Mittellateiner ausführt - an vielen Stellen der Verskunst Vergils verpflichtet, und der Autor setzte auch die üblichen rhetorischen Mittel ein wie Alliteration, Anapher oder Homophonie.

Der gebildete Reichenauer Mönch, der eine Zeit lang als Aachener Hofdichter wirkte, nutzte für seine Dichtung durchaus bekannte Quellen, vor allem des älteren Plinius "Naturalis historia", beschränkt sich aber auf 23 Gartengewächse, die er nach Form, Farbe, Duft, Ertrag, Geschmack beschrieb und auch ihre therapeutische Bedeutung erwähnte.

In Berschins instruktiver Einführung erfährt der Leser alles Wichtige im Zusammenhang mit Walahfrids historischen Schrift über den Gartenbau, über die medizinischen Aspekte, die Glossen, die Entstehungszeit, die unterschiedlichen Ausgaben und Handschriften usw. Wer es genau wissen will, sollte diese Einführung lesen, bevor er sich den Pflanzenschilderungen von Salbei oder Lilie, Schlafmohn oder Minze bis hin zur Rose überlässt. Die Neuausgabe des "Hortulus" wird durch Farbfotos von Claudia Erbar und einen Beitrag von Wolfgang Fels über "Ein Gärtchen nach Maß" ergänzt.
Heide Seele
© Rhein-Neckar-Zeitung

Info: Walahfrid Strabo: "De cultura hortorum (Hortulus)". Reichenauer Texte und Bilder, Band 13. Eingeleitet und herausgegeben von Walter Berschin, Mattes Verlag Heidelberg, 106 S., 28 Abb. (davon 24 in Farbe), 9,90 Euro.

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