Deutsche Forschungsgemeinschaft arbeitete ihre Geschichte im Nationalsozialismus auf
5. Februar 2008
Heidelberger Forschergruppe beteiligt – Wolfgang U. Eckart: "Die Forschung nutzte klar die ihr durch das totalitäre und rassistisch orientierte Herrschaftssystem des NS-Staates gewährten Freiräume tötender Forschung"
Mit einer großen Abschlusskonferenz unter reger öffentlicher Beteiligung ging in der letzten Woche im Berliner Harnack-Haus ein fünfjähriges Forschungsprojekt zur "Geschichte der Deutschen Forschungsgemeinschaft 1920-1970" unter Leitung von Ulrich Herbert (Freiburg) und Rüdiger vom Bruch (Berlin) zuende. Es war vom damaligen Präsidenten der DFG Ernst-Ludwig Winnacker 2000 angestoßen worden und hatte auf Vorwürfe reagiert, die DFG habe ihre Geschichte während der NS-Diktatur "geschönt" oder doch zumindest nicht hinreichend aufgearbeitet.
Der zu Recht angemahnte Aufarbeitungsprozess ist nun in seiner ersten Phase abgeschlossen, und die Ergebnisse sind bedrückend. "Eine wahrhaft unbequeme Wahrheit" nennt sie der amtierende DFG-Präsident Matthias Kleiner. Tatsächlich zeigt die Studie, dass sich die DFG und die von ihr geförderten Wissenschaftler rückhaltlos für die Ziele des NS-Regimes eingesetzt haben – oft in vorauseilendem Gehorsam. Die medizinische Forschungsförderung der DFG und des Reichsforschungsrates zwischen 1933 und 1945 ist von einer Heidelberger Forschergruppe unter Leitung des Medizinhistorikers Wolfgang U. Eckart aufgearbeitet worden.
In erschreckender Regimenähe hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft unter der NS-Diktatur verbrecherische Humanexperimente finanziert. Diese Experimente, wie sie an KZ-Häftlingen vorgenommen wurden, seien in ihrer inhumanen und tödlichen Konsequenz weit hinter bereits erreichte Standards der Forschungsethik zurückgefallen, sagte Wolfgang U. Eckart (Heidelberg). "Die Forschung nutzte hier klar die ihr durch das totalitäre und rassistisch orientierte Herrschaftssystem des NS-Staates gewährten Freiräume tötender Forschung." Allerdings habe die Forschergruppe, so Eckart, etwa in der Vererbungslehre, der Physiologie, der Krebsforschung oder der Tropenmedizin auch spezifische Beiträge der DFG-gefördertern Forschungen zur modernen Fortentwicklung der Medizin registriert.
Medizinische Verbrechen und konkrete Erkenntnisbeiträge waren teils unabhängig voneinander, teils in enger Verschränkung erkennbar, so dass wissenschaftliche Moderne und verbrecherische Perversion der Moderne unter den Bedingungen des totalitären NS-Staates in der Medizin nahe beieinander lagen. Die Ergebnisse der Heidelberger Gruppe sind zum Teil bereits in Monographien veröffentlicht oder stehen kurz vor der Publikation.
Rückfragen bitte an:
Prof. Dr. Wolfgang U. Eckart
Wolfgang.Eckart@histmed.uni-heidelberg.de
Allgemeine Rückfragen von Journalisten auch an:
Dr. Michael Schwarz
Pressesprecher der Universität Heidelberg
Tel. 06221 542310, Fax 542317
michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de
Irene Thewalt
Tel. 06221 542310, Fax 542317
presse@rektorat.uni-heidelberg.de
Der zu Recht angemahnte Aufarbeitungsprozess ist nun in seiner ersten Phase abgeschlossen, und die Ergebnisse sind bedrückend. "Eine wahrhaft unbequeme Wahrheit" nennt sie der amtierende DFG-Präsident Matthias Kleiner. Tatsächlich zeigt die Studie, dass sich die DFG und die von ihr geförderten Wissenschaftler rückhaltlos für die Ziele des NS-Regimes eingesetzt haben – oft in vorauseilendem Gehorsam. Die medizinische Forschungsförderung der DFG und des Reichsforschungsrates zwischen 1933 und 1945 ist von einer Heidelberger Forschergruppe unter Leitung des Medizinhistorikers Wolfgang U. Eckart aufgearbeitet worden.
In erschreckender Regimenähe hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft unter der NS-Diktatur verbrecherische Humanexperimente finanziert. Diese Experimente, wie sie an KZ-Häftlingen vorgenommen wurden, seien in ihrer inhumanen und tödlichen Konsequenz weit hinter bereits erreichte Standards der Forschungsethik zurückgefallen, sagte Wolfgang U. Eckart (Heidelberg). "Die Forschung nutzte hier klar die ihr durch das totalitäre und rassistisch orientierte Herrschaftssystem des NS-Staates gewährten Freiräume tötender Forschung." Allerdings habe die Forschergruppe, so Eckart, etwa in der Vererbungslehre, der Physiologie, der Krebsforschung oder der Tropenmedizin auch spezifische Beiträge der DFG-gefördertern Forschungen zur modernen Fortentwicklung der Medizin registriert.
Medizinische Verbrechen und konkrete Erkenntnisbeiträge waren teils unabhängig voneinander, teils in enger Verschränkung erkennbar, so dass wissenschaftliche Moderne und verbrecherische Perversion der Moderne unter den Bedingungen des totalitären NS-Staates in der Medizin nahe beieinander lagen. Die Ergebnisse der Heidelberger Gruppe sind zum Teil bereits in Monographien veröffentlicht oder stehen kurz vor der Publikation.
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