Rektor würdigt Erfolgsgeschichte der Heidelberger Klassischen Philologie
7. Februar 2008
Rektor Prof. Dr. Bernhard Eitel stellte bei der Verleihung des Heidelberger Förderpreises die Bedeutung der Klassischen Philologie für Europa heraus
"Heute bringen uns gleich zwei freudige Anlässe zusammen: Das älteste Seminar der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, das Seminar für Klassische Philologie, ist glücklich in seinem 201 Jahr angekommen und lässt die Feierlichkeiten zum großen Geburtstagsfest in diesen Wochen mit einer Ausstellung zum Gründungsvater der Heidelberger Philologie, Friedrich Creuzer, ausklingen. Internationale Symposien konnten im letzten Jahr bildreich und farbig vor Augen führen, dass die Philologie in Heidelberg einen wichtigen Stellenwert innehat und darüber hinaus zeigen, wie lebendig und spannend Philologie sein kann." Mit diesen Worten eröffnete Rektor Prof. Dr. Bernhard Eitel sein Grußwort bei der heutigen Verleihung des "Heidelberger Förderpreises für klassisch-philologische Theoriebildung" in der Alten Aula.
Damit dieses Jahr aber nicht einfach sang- und klanglos verklinge – so Eitel – und nicht einfach zu einem historischen Ereignis degradiert werde, über dessen Symposiumsbänden spätere Philologen-Generationen brüten, "haben unsere Wissenschaftler diesem Jubiläumsjahr einen ganz besonderen Rahmen gegeben": Die Verleihung des Heidelberger Förderpreises für klassisch-philologische Theoriebildung sei ein Höhepunkt des Jubiläumsjahrs, mit dem dieses Ereignis "gegenwartsbezogen und würdig" begangen werde.
Dieser Förderpreis zeichne herausragende Schriften von jungen Nachwuchswissenschaftlern aus – hiermit sei eine Zukunftsperspektive des Faches verbunden -, die sich auf unbequeme, zum Teil steinige Nebenwege begeben, um aus der theoretischen oder experimentellen Sicht einen grundlegenden Beitrag zur Erforschung der Literaturen und Sprachen der Alten Welt zu leisten. "Ihr Beitrag ist in den aktuellen Debatten präsent und wirkt daher weit über das Geburtstagsjahr hinaus." Diese Nachwuchskräfte "treten den Beweis an, das Friedrich Creuzers grundlegende Definition der Philologie in Heidelberg wirklich gelebt und zum Tragen kommt" (Eitel).
Creuzer schrieb in seiner "intellektuellen Gründungsurkunde" des Seminars für Klassische Philologie – so zitierte der Rektor: "[Die Altertumskunde] heißt in so weit eigentlich Philologie, als sie sich, mit allen historischen und idealen Bedingungen ihres eigenen Wesens, immer neu hervorzubringen und in jugendlichen Geistern gleichsam wiederzugebähren sucht." (Friedrich Creuzer, das Akademische Studium des Alterthums, S. 11)
In der langjährigen Geschichte habe sich das Seminar für Klassische Philologie immer wieder modifizierten Bedingungen gegenüber gesehen, die es zu bewältigen und meistern gab, ohne dabei den eigenen Bezugspunkt und die inhaltliche Mitte des Faches zu vergessen. Bis in das letzte Jahrhundert hinein seien die Namen, die dieses Seminar getragen haben, für die Fortentwicklung dieser Disziplin prägend: Friedrich Creuzer, August Böckh, Erwin Rohde und Otto Regenbogen – um nur wenige zu nennen. "Ihnen ist es gelungen, das Methodenbewusstsein und die Vitalität dieses Faches stetig neu zu entfachen. Sicherlich ist dies ein wichtiger Grund für die Erfolgsgeschichte dieses Faches" (Eitel).
Eine Erfolgsgeschichte, die sich nicht immer offensichtlich und unvermittelt erschließe – blicke man zurück auf den eigenen trockenen Lateinunterricht. Philologie erschöpfe sich aber nicht im schlechten Rezitieren lateinischer oder altgriechischer Textbruchstücke. Die Auslegung dieser Texte stehe im Vordergrund und verdeutliche schnell ihre Brisanz für ein Verständnis unserer heutigen, gegenwärtigen Kultur, die geschichtlich losgelöst gar nicht verstanden werden kann. "Philologie heute sollte – und ich zitiere hier gern Herrn Kollegen Schwindt – ‚Sand im Getriebe von Kultur und Gesellschaft sein’ und das Wissen um die Entwicklungen dieser Gegenwartskultur in die Gesellschaft speisen, wo der oft finanziell ‚geölte’ Ablauf eines kulturellen und wirtschaftlichen Betriebs, geschichtliche Verankerung leicht vergessen lässt."
Mit diesem Moment einer gewissen – wissenschaftlich fundierten – Kratzbürstigkeit werde es der Gesellschaft gelingen, sich kritisch zu hinterfragen und gängige Kulturarbeit zu reflektieren. Daher freue er sich – sagte Rektor Eitel – "dass wir heute erneut den Förderpreis für Klassische Philologie an einen jungen Wissenschaftler verleihen dürfen, der die viel beschworenen unbequemen Nebenwege auch wirklich beschritten hat." Er gratulierte Dr. Wittow persönlich sehr herzlich zu diesem Erfolg. Dr. Wittow habe mit seiner Arbeit verdeutlicht, dass die Klassische Philologie in Bewegung – im eigentlichen Sinn des Wortes "auf dem Weg" sei.
Eitel knüpfte seine Glückwünsche an die Hoffnung, dass in den nächsten 200 Jahren die Klassische Philologie genau so engagiert, mutig und phantasievoll vorangetrieben werde, "wie Sie persönlich und ihre Kollegen vor Ihnen es in der Vergangenheit getan haben." "Und noch ein persönlicher Wunsch: Treten Sie mit Ihren Ergebnissen an die Öffentlichkeit, ‚übersetzen' Sie sie in die Sprache und zum Wohl des Verständnisses für eine breite Rezipientengruppe, bringen Sie sich in die interdisziplinären Projekte ein, die überall initiiert werden. Dann sehe ich keine Hürde, die hoch genug wäre, den Fortschritt und die Horizonte für die Klassische Philologie zu verbauen. In Anlehnung an unser Motto: Zukunft. Seit über 200 Jahren."
Rückfragen bitte an:
Dr. Michael Schwarz
Pressesprecher der Universität Heidelberg
Tel. 06221 542310, Fax 542317
michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de
http://www.uni-heidelberg.de/presse
Irene Thewalt
Tel. 06221 542310, Fax 542317
presse@rektorat.uni-heidelberg.de
Damit dieses Jahr aber nicht einfach sang- und klanglos verklinge – so Eitel – und nicht einfach zu einem historischen Ereignis degradiert werde, über dessen Symposiumsbänden spätere Philologen-Generationen brüten, "haben unsere Wissenschaftler diesem Jubiläumsjahr einen ganz besonderen Rahmen gegeben": Die Verleihung des Heidelberger Förderpreises für klassisch-philologische Theoriebildung sei ein Höhepunkt des Jubiläumsjahrs, mit dem dieses Ereignis "gegenwartsbezogen und würdig" begangen werde.
Dieser Förderpreis zeichne herausragende Schriften von jungen Nachwuchswissenschaftlern aus – hiermit sei eine Zukunftsperspektive des Faches verbunden -, die sich auf unbequeme, zum Teil steinige Nebenwege begeben, um aus der theoretischen oder experimentellen Sicht einen grundlegenden Beitrag zur Erforschung der Literaturen und Sprachen der Alten Welt zu leisten. "Ihr Beitrag ist in den aktuellen Debatten präsent und wirkt daher weit über das Geburtstagsjahr hinaus." Diese Nachwuchskräfte "treten den Beweis an, das Friedrich Creuzers grundlegende Definition der Philologie in Heidelberg wirklich gelebt und zum Tragen kommt" (Eitel).
Creuzer schrieb in seiner "intellektuellen Gründungsurkunde" des Seminars für Klassische Philologie – so zitierte der Rektor: "[Die Altertumskunde] heißt in so weit eigentlich Philologie, als sie sich, mit allen historischen und idealen Bedingungen ihres eigenen Wesens, immer neu hervorzubringen und in jugendlichen Geistern gleichsam wiederzugebähren sucht." (Friedrich Creuzer, das Akademische Studium des Alterthums, S. 11)
In der langjährigen Geschichte habe sich das Seminar für Klassische Philologie immer wieder modifizierten Bedingungen gegenüber gesehen, die es zu bewältigen und meistern gab, ohne dabei den eigenen Bezugspunkt und die inhaltliche Mitte des Faches zu vergessen. Bis in das letzte Jahrhundert hinein seien die Namen, die dieses Seminar getragen haben, für die Fortentwicklung dieser Disziplin prägend: Friedrich Creuzer, August Böckh, Erwin Rohde und Otto Regenbogen – um nur wenige zu nennen. "Ihnen ist es gelungen, das Methodenbewusstsein und die Vitalität dieses Faches stetig neu zu entfachen. Sicherlich ist dies ein wichtiger Grund für die Erfolgsgeschichte dieses Faches" (Eitel).
Eine Erfolgsgeschichte, die sich nicht immer offensichtlich und unvermittelt erschließe – blicke man zurück auf den eigenen trockenen Lateinunterricht. Philologie erschöpfe sich aber nicht im schlechten Rezitieren lateinischer oder altgriechischer Textbruchstücke. Die Auslegung dieser Texte stehe im Vordergrund und verdeutliche schnell ihre Brisanz für ein Verständnis unserer heutigen, gegenwärtigen Kultur, die geschichtlich losgelöst gar nicht verstanden werden kann. "Philologie heute sollte – und ich zitiere hier gern Herrn Kollegen Schwindt – ‚Sand im Getriebe von Kultur und Gesellschaft sein’ und das Wissen um die Entwicklungen dieser Gegenwartskultur in die Gesellschaft speisen, wo der oft finanziell ‚geölte’ Ablauf eines kulturellen und wirtschaftlichen Betriebs, geschichtliche Verankerung leicht vergessen lässt."
Mit diesem Moment einer gewissen – wissenschaftlich fundierten – Kratzbürstigkeit werde es der Gesellschaft gelingen, sich kritisch zu hinterfragen und gängige Kulturarbeit zu reflektieren. Daher freue er sich – sagte Rektor Eitel – "dass wir heute erneut den Förderpreis für Klassische Philologie an einen jungen Wissenschaftler verleihen dürfen, der die viel beschworenen unbequemen Nebenwege auch wirklich beschritten hat." Er gratulierte Dr. Wittow persönlich sehr herzlich zu diesem Erfolg. Dr. Wittow habe mit seiner Arbeit verdeutlicht, dass die Klassische Philologie in Bewegung – im eigentlichen Sinn des Wortes "auf dem Weg" sei.
Eitel knüpfte seine Glückwünsche an die Hoffnung, dass in den nächsten 200 Jahren die Klassische Philologie genau so engagiert, mutig und phantasievoll vorangetrieben werde, "wie Sie persönlich und ihre Kollegen vor Ihnen es in der Vergangenheit getan haben." "Und noch ein persönlicher Wunsch: Treten Sie mit Ihren Ergebnissen an die Öffentlichkeit, ‚übersetzen' Sie sie in die Sprache und zum Wohl des Verständnisses für eine breite Rezipientengruppe, bringen Sie sich in die interdisziplinären Projekte ein, die überall initiiert werden. Dann sehe ich keine Hürde, die hoch genug wäre, den Fortschritt und die Horizonte für die Klassische Philologie zu verbauen. In Anlehnung an unser Motto: Zukunft. Seit über 200 Jahren."
Rückfragen bitte an:
Dr. Michael Schwarz
Pressesprecher der Universität Heidelberg
Tel. 06221 542310, Fax 542317
michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de
http://www.uni-heidelberg.de/presse
Irene Thewalt
Tel. 06221 542310, Fax 542317
presse@rektorat.uni-heidelberg.de
Seitenbearbeiter:
Email