„Mathematik ist toll“
4. März 2008
Anlässlich der Ausstellungseröffnung "Ein mathematisches Kunstbuch – Ein künstlerisches Mathematikbuch" bot Gero von Randow in seinem Vortrag an der Universität Heidelberg faszinierende Einblicke in die Mathematik – Ausstellung der Klaus Tschira Stiftung in Kooperation mit BIOQUANT und dem im Rahmen der Exzellenzinitiative gegründeten MAThematics Center Heidelberg (MATCH)
Das aktuelle Wissenschaftsjahr zur Mathematik und die damit verbundene Ausstellung der Werke des Künstlers Franz Xaver Lutz waren Anlass für einen Vortrag des renommierten Journalisten Gero von Randow, der nicht nur als begeisterter Mathematiker gilt – sondern auch als ‚Begeisterer’ für die Mathematik. Nur Wenigen ist es gegeben, selbst dem Laien die Faszination dieser oft als ‚blutleer’ bezeichneten Wissenschaft nahe zu bringen. Der am 3. März 2008 an der Universität Heidelberg gehaltene Vortrag ‚Mathematik ist Leben’ war hierfür ein gutes Beispiel.
Die Bedeutung der Mathematik als "Schlüsseltechnologie und Grundlage für technische und gesellschaftliche Innovationen" – wie es Prof. Dr. Bernhard Eitel, Rektor der Ruperto Carola, in seiner Begrüßung formulierte – strahlt längst in andere Fachbereiche aus, und nicht zuletzt auch in den Bereich der Geisteswissenschaften, denen die ebenso freie wie radikale Mathematik mitunter zugerechnet wurde. Somit war der Vortrag keineswegs nur für Naturwissenschaftler oder gar Mathematiker interessant.
Entsprechend bot Gero von Randow – Chefredakteur von ‚Zeit online’ und Mitredakteur von ‚Zeit Wissen’ Einblicke in ein lebendiges Fach, das zwar eindeutig auf dem naturwissenschaftlichen Ufer angesiedelt ist, von dort aus aber auch Brücken zu bauen vermag zur Welt der Geisteswissenschaften.
Und ganz offensichtlich ist dieser Brückenbau in vollem Gange, erfreut sich doch die Mathematik seit rund 15 Jahren einer zuvor ungekannten Popularität, was sich beispielsweise an der gestiegenen Bedeutung in der Unterhaltungsindustrie ablesen lässt. Immerhin spielte bereits im Saurier-Spektakel ‚Jurassic Parc’ ein Mathematiker eine Hauptrolle – umweht von der Aura des Wissens. Dieser konnte zwar den Biss durch einen Saurier nicht verhindern – doch ganz offensichtlich müssen die Mathematik und ihre Vertreter auch Opfer bringen, resümierte der sichtlich gut gelaunte Gero von Randow, der gleich auch noch ein weiteres positives Signal in der Film- und Fernsehunterhaltung erblickte. Längst nämlich sei die Mathematik nicht mehr den Männern vorbehalten, wie die Zeichentrickserie ‚Die Simpsons’ zeige, in der die achtjährige Lisa die Rolle des kleinen Genies spiele und die These, Mathe sei Männersache, als dummes Vorurteil entlarve.
Gero von Randow fand indes auch ernsthafte Worte gerade im Hinblick auf den Wandel der Gesellschaft hin zu einer Wissensgesellschaft, in deren Zentrum eben auch die Mathematik stände, die momentan auch zu einer grundlegenden Wende innerhalb der Naturwissenschaften führe. Dort nämlich findet gegenwärtig auf breiter Front eine Visualisierung statt, die ohne Mathematik nicht denkbar sei – ganz gleich, ob man nun von Klimamodellen rede oder von demographischen Entwicklungen. Auch wenn es um die Modellierung von Evolutionsmodellen gehe, spiele die Mathematik eine zentrale Rolle, was nicht nur in der Biologie zu einer immer weiter um sich greifenden Mathematisierung führe.
Die Mathematik sei jedoch mehr als eine Hilfswissenschaft der Biologie oder Physik, sondern in ihrem eigenen Raum die am meisten freie aller Wissenschaften, wäre es doch einzig hier möglich, n-dimensionale Räume zu erschaffen oder eine Geometrie, in der sich Parallelen schneiden könnten.
"Bekanntes mit anderen Augen zu sehen", sei eine Besonderheit und auch ein Vorrecht der Mathematik, betonte Gero von Randow. Zudem sei die Mathematik eine rein abstrakte, da über allen gesellschaftlichen, religiösen, örtlichen oder staatlichen Grenzen stehende Wissenschaft. "Alleine schon deswegen finde ich die Mathematik toll", gestand er schmunzelnd ein.
Allerdings habe die Mathematik auch eine Verpflichtung gegenüber der Gesellschaft, der es nicht nur zu verdeutlichen gelte, welche Bedeutung die Mathematik als Wissenschaft habe. Vielmehr müsse auch – und das Jahr der Mathematik sei hier eine gute Gelegenheit – klar gemacht werden, wie tief die Mathematik im sozialen Leben gründe. Und genau deshalb sei die These, Mathematik sei Leben, vertretbar – auch wenn der sie umwehende kreative Geist oftmals in der Schule ‚davongepaukt’ würde. Bedauerlich findet dies Gero von Randow, sei es doch der Mathematik auch gegeben, ungeahnte Attraktivität zu schaffen. "Mathe macht schön", befand der Zeit-Journalist, erzeuge doch eine plötzliche mathematische Erleuchtung tiefe Freude, die einen Menschen sympathisch und somit schön und attraktiv erscheinen lasse. Seinen mit einem Augenzwinkern vorgetragenen Schlussakkord wollte er jedoch nicht weiter ausführen, führe doch die Frage, was denn genau unter ‚schön’ zu verstehen sei, über den Rahmen seines Vortrags hinaus.
In diesem Zusammenhang betonte er die Bedeutung der Ausstellung im BIOQANT-Gebäude mit Werken von Franz Xaver Lutz unter dem Titel ‚Ein mathematisches Kunstbuch. Ein künstlerisches Mathematikbuch’, die sich der Schönheit mathematischer Strukturen widmet, die auch dem Laien offensichtlich werden – und dabei eine ganz eigene Faszination in sich bergen.
Die Ausstellung wurde von der Klaus Tschira Stiftung initiiert in Kooperation mit BIOQUANT und MATCH, dem ‚MAThematics Center Heidelberg’, das im Zuge der Exzellenzinitiative entstand. Allen drei Partnern gelang es dabei, die von Gero von Randow aufgezeigte Faszination der Mathematik auch für den Laien begreifbar zu machen – die lange als ‚blutleer’ verunglimpfte Wissenschaft scheint damit auf dem besten Weg zu sein, ‚mitten ins Leben’ zurückzukehren. Der Weg würde schneller beschritten, gäbe es mehr begeisternde Begeisterte wie Gero von Randow.
(Die Ausstellung im BIOQUANT-Gebäude, Im Neuenheimer Feld 252, 69120 Heidelberg, ist werktags von 8.00 bis 19.00 Uhr geöffnet und dauert bis zum 31. Juli 2008.)
Rückfragen von Journalisten bitte an:
Irene Thewalt, Pressestelle der Universität Heidelberg
presse@rektorat.uni-heidelberg.de
Die Bedeutung der Mathematik als "Schlüsseltechnologie und Grundlage für technische und gesellschaftliche Innovationen" – wie es Prof. Dr. Bernhard Eitel, Rektor der Ruperto Carola, in seiner Begrüßung formulierte – strahlt längst in andere Fachbereiche aus, und nicht zuletzt auch in den Bereich der Geisteswissenschaften, denen die ebenso freie wie radikale Mathematik mitunter zugerechnet wurde. Somit war der Vortrag keineswegs nur für Naturwissenschaftler oder gar Mathematiker interessant.
Entsprechend bot Gero von Randow – Chefredakteur von ‚Zeit online’ und Mitredakteur von ‚Zeit Wissen’ Einblicke in ein lebendiges Fach, das zwar eindeutig auf dem naturwissenschaftlichen Ufer angesiedelt ist, von dort aus aber auch Brücken zu bauen vermag zur Welt der Geisteswissenschaften.
Und ganz offensichtlich ist dieser Brückenbau in vollem Gange, erfreut sich doch die Mathematik seit rund 15 Jahren einer zuvor ungekannten Popularität, was sich beispielsweise an der gestiegenen Bedeutung in der Unterhaltungsindustrie ablesen lässt. Immerhin spielte bereits im Saurier-Spektakel ‚Jurassic Parc’ ein Mathematiker eine Hauptrolle – umweht von der Aura des Wissens. Dieser konnte zwar den Biss durch einen Saurier nicht verhindern – doch ganz offensichtlich müssen die Mathematik und ihre Vertreter auch Opfer bringen, resümierte der sichtlich gut gelaunte Gero von Randow, der gleich auch noch ein weiteres positives Signal in der Film- und Fernsehunterhaltung erblickte. Längst nämlich sei die Mathematik nicht mehr den Männern vorbehalten, wie die Zeichentrickserie ‚Die Simpsons’ zeige, in der die achtjährige Lisa die Rolle des kleinen Genies spiele und die These, Mathe sei Männersache, als dummes Vorurteil entlarve.
Gero von Randow fand indes auch ernsthafte Worte gerade im Hinblick auf den Wandel der Gesellschaft hin zu einer Wissensgesellschaft, in deren Zentrum eben auch die Mathematik stände, die momentan auch zu einer grundlegenden Wende innerhalb der Naturwissenschaften führe. Dort nämlich findet gegenwärtig auf breiter Front eine Visualisierung statt, die ohne Mathematik nicht denkbar sei – ganz gleich, ob man nun von Klimamodellen rede oder von demographischen Entwicklungen. Auch wenn es um die Modellierung von Evolutionsmodellen gehe, spiele die Mathematik eine zentrale Rolle, was nicht nur in der Biologie zu einer immer weiter um sich greifenden Mathematisierung führe.
Die Mathematik sei jedoch mehr als eine Hilfswissenschaft der Biologie oder Physik, sondern in ihrem eigenen Raum die am meisten freie aller Wissenschaften, wäre es doch einzig hier möglich, n-dimensionale Räume zu erschaffen oder eine Geometrie, in der sich Parallelen schneiden könnten.
"Bekanntes mit anderen Augen zu sehen", sei eine Besonderheit und auch ein Vorrecht der Mathematik, betonte Gero von Randow. Zudem sei die Mathematik eine rein abstrakte, da über allen gesellschaftlichen, religiösen, örtlichen oder staatlichen Grenzen stehende Wissenschaft. "Alleine schon deswegen finde ich die Mathematik toll", gestand er schmunzelnd ein.
Allerdings habe die Mathematik auch eine Verpflichtung gegenüber der Gesellschaft, der es nicht nur zu verdeutlichen gelte, welche Bedeutung die Mathematik als Wissenschaft habe. Vielmehr müsse auch – und das Jahr der Mathematik sei hier eine gute Gelegenheit – klar gemacht werden, wie tief die Mathematik im sozialen Leben gründe. Und genau deshalb sei die These, Mathematik sei Leben, vertretbar – auch wenn der sie umwehende kreative Geist oftmals in der Schule ‚davongepaukt’ würde. Bedauerlich findet dies Gero von Randow, sei es doch der Mathematik auch gegeben, ungeahnte Attraktivität zu schaffen. "Mathe macht schön", befand der Zeit-Journalist, erzeuge doch eine plötzliche mathematische Erleuchtung tiefe Freude, die einen Menschen sympathisch und somit schön und attraktiv erscheinen lasse. Seinen mit einem Augenzwinkern vorgetragenen Schlussakkord wollte er jedoch nicht weiter ausführen, führe doch die Frage, was denn genau unter ‚schön’ zu verstehen sei, über den Rahmen seines Vortrags hinaus.
In diesem Zusammenhang betonte er die Bedeutung der Ausstellung im BIOQANT-Gebäude mit Werken von Franz Xaver Lutz unter dem Titel ‚Ein mathematisches Kunstbuch. Ein künstlerisches Mathematikbuch’, die sich der Schönheit mathematischer Strukturen widmet, die auch dem Laien offensichtlich werden – und dabei eine ganz eigene Faszination in sich bergen.
Die Ausstellung wurde von der Klaus Tschira Stiftung initiiert in Kooperation mit BIOQUANT und MATCH, dem ‚MAThematics Center Heidelberg’, das im Zuge der Exzellenzinitiative entstand. Allen drei Partnern gelang es dabei, die von Gero von Randow aufgezeigte Faszination der Mathematik auch für den Laien begreifbar zu machen – die lange als ‚blutleer’ verunglimpfte Wissenschaft scheint damit auf dem besten Weg zu sein, ‚mitten ins Leben’ zurückzukehren. Der Weg würde schneller beschritten, gäbe es mehr begeisternde Begeisterte wie Gero von Randow.
Heiko P. Wacker
(Die Ausstellung im BIOQUANT-Gebäude, Im Neuenheimer Feld 252, 69120 Heidelberg, ist werktags von 8.00 bis 19.00 Uhr geöffnet und dauert bis zum 31. Juli 2008.)
Rückfragen von Journalisten bitte an:
Irene Thewalt, Pressestelle der Universität Heidelberg
presse@rektorat.uni-heidelberg.de
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