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Gelungener Angriff auf resistente Tumorzellen

5. März 2008

Heidelberger Forscher zeigen: Blockade des zelleigenen "Recyclingsystems" macht Bestrahlungstherapie erfolgreicher

Dr. rer. nat. Anja Apel  
Dr. rer. nat. Anja Apel, Arbeitsgruppe Molekulare OnkoChirurgie, Chirurgische Universitätsklinik Heidelberg.
Foto: privat
Besonders resistente Krebszellen, die einer Tumortherapie durch Bestrahlung widerstehen, werden durch Blockade einer bestimmten Genfamilie wieder empfindlich gegen Bestrahlung. Diesen Effekt konnte die Nachwuchswissenschaftlerin Dr. Anja Apel, Chirurgische Universitätsklinik Heidelberg, im Laborversuch zeigen. Die Forschungsergebnisse zeigen damit einen neuen möglichen Ansatzpunkt, besonders bösartige Tumoren vernichten zu können.

Die Arbeit der Gruppe Molekulare OnkoChirurgie - eine Kooperation zwischen der Chirurgischen Universitätsklinik (Geschäftsführender Direktor: Professor Dr. Markus W. Büchler) und dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) unter Leitung von Professor Dr. Ingrid Herr - wurde in Kooperation mit Wissenschaftlern aus Tübingen und Lausanne in der aktuellen Ausgabe des internationalen Fachjournals "Cancer Research" veröffentlicht.

Recyling muss in allen gesunden Zellen funktionieren

Jede Körperzelle verfügt über ein Recyclingsystem: Mit bestimmten Werkzeugen werden Eiweiße und Zellorgane, die nicht mehr gebraucht werden, "verdaut" und die einzelnen Baustoffe wieder verwendet. "Dieser Prozess muss in allen gesunden Zellen des Körpers ablaufen", erklärt Professor Dr. Ingrid Herr. "Das Recyclingsystem wird auch gezielt eingeschaltet, wenn die Zelle wenig Nährstoffe zur Verfügung hat. Sie kann Zellbausteine und Energie dann für die überlebensnotwendigen Vorgänge gebrauchen." Ist die Zelle stark geschädigt, baut dieser als "Selbstfressen" (Autophagie) bezeichnete Vorgang die Zelle sogar ganz ab. Die Zelle begeht dann sozusagen einen geregelten Selbstmord.

Genfamilie mit Bauplänen für Zellwerkzeuge blockiert

"Hier sehen wir eine mögliche Verbindung zur Entstehung von Krebs", erklärt Dr. Anja Apel. Wenn die Autophagie-Prozesse gestört sind, werden geschädigte Zellen nicht beseitigt und können zu Tumoren auswachsen." Außerdem gehen die Heidelberger Forscher davon aus, dass aggressive Tumorzellen die Prozesse des zelleigenen Recyclingsystems nutzen, um einer Tumortherapie durch Bestrahlung zu widerstehen.

Tatsächlich konnten die Wissenschaftler an strahlenresistenten Zellen verschiedener Tumoren zeigen: Werden Gene, die die Bauanleitungen von Recycling-Werkzeugen enthalten, blockiert, so tötet die Bestrahlung die Krebszellen effektiv ab. "Weniger aggressive Krebszellen, die ohnehin auf Bestrahlung ansprechen, wurden durch die Blockade der Genfamilie nicht beeinflusst", berichtet Dr. Anja Apel.
Als nächstes Forschungsprojekt untersuchen die Heidelberger Wissenschaftler, inwieweit die neuen Erkenntnisse auf die Behandlung von Tumoren des Magen-Darm-Traktes anwendbar sind - Krebsformen, die als besonders therapieresistent gelten.

Kontakt:
Professor Dr. Ingrid Herr
Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) Heidelberg
E-Mail: i.herr@dkfz.de

Literatur:
Blocked Autophagy Sensitizes Resistant Carcinoma Cells to Radiation Therapy. Anja Apel, Ingrid Herr, Heinz Schwarz, H. Peter Rodemann, and Andreas Mayer. Cancer Res 2008 68: 1485-1494

(Der Originalartikel kann bei der Pressestelle des Universitätsklinikums Heidelberg unter contact@med.uni-heidelberg.de angefordert werden.)

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Dr. Michael Schwarz
Pressesprecher der Universität Heidelberg
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