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„Schnellschussanalysen keine Lösung“

20. März 2008

Baden-württembergische Landesuniversitäten wehren sich gegen Vorwurf des Studienplatzabbaus

Mit Nachdruck wenden sich die baden-württembergischen Universitäten gegen die Vorwürfe der hochschulpolitischen Sprecherin der Landtagsfraktion "Die Grünen" in Baden-Württemberg, Theresia Bauer. Diese hatte behauptet, die Universitäten seien am Ausbau nicht interessiert, hätten bewusst Strategien zur Reduzierung des Studienangebots entwickelt und ließen Anfängerplätze absichtlich unbesetzt, so dass Studierwillige keine Chance auf einen Studienplatz mehr sähen und deshalb kein Studium mehr anstrebten.

"Ja, wir haben fast überall einen Rückgang der Anfängerzahlen zu verzeichnen", erläuterte der LRK-Vorsitzende, der Konstanzer Rektor Gerhart von Graevenitz. "Die Schlussfolgerungen der ‚Grünen’ über die Gründe sind jedoch schlicht falsch." Hier finde ein Zusammenspiel von höchst unterschiedlichen Faktoren statt, das sich einfachen Erklärungsversuchen entziehe.

So sei es unwahr, dass Anfängerplätze absichtlich nicht besetzt würden. Das Gegenteil sei der Fall. "Wir haben für das Wintersemester noch stärker zum Instrument der Überbuchung von Anfängerplätzen gegriffen, weil wir aus Erfahrung wissen, dass viele der zugelassenen Studierenden doch nicht kommen." Beispielsweise habe man in einem Studiengang 150 Plätze zur Verfügung. "Für diese Plätze sind 700 Studienbewerber zugelassen worden, das Annahmeverhalten war aber so schlecht, dass noch nicht einmal die vorhandenen Plätze aufgefüllt werden konnten", erläutert der LRK-Vorsitzende das Vorgehen der Universitäten.

Die LRK habe sich ausführlich mit der Ursachenforschung befasst, denn es sei keineswegs so, dass die Universitäten diesen Rückgang absichtlich angestrebt hätten.

Allerdings sei die Umstellung auf Bachelor- und Masterstudiengänge vor dem Hintergrund geschehen, die Betreuung der Studierenden zu verbessern. In diesem Zusammenhang seien keineswegs die Plätze reduziert, sondern vielfach ein Numerus clausus eingeführt worden, um die Auslastung der Studienplätze auf 100 Prozent zu beschränken.

"Vorher hatten wir teilweise Überlasten von bis zu 170 Prozent oder sogar noch darüber", sagte Gerhart von Graevenitz. Dies bedeute, dass fast zwei Studierende sich einen Studienplatz teilen mussten, wobei die Betreuungsverhältnisse an den Universitäten schon von vorneherein viel schlechter seien als an anderen Hochschularten. "Was die Betreuung der Studierenden angeht, sind Fachhochschulen oder Berufsakademien ‚klein und fein’, aber nicht die Universitäten", stellte Gerhart von Graevenitz weiter fest.

Er forderte aber auch die Politik auf, sich für die Universitäten einzusetzen. Diese habe zu lange einseitig die Vorzüge anderer Hochschularten betont und stelle die Studiengänge "Bachelor" und "Master" als von der Qualifikation her überall gleichartig dar. "Da sagen sich viele Schulabgänger, doch lieber ein schnelles, gut betreutes Studium an einer FH oder BA anzustreben, als ein wissenschaftliches anspruchsvolles an einer Universität, wenn die Abschlüsse ohnehin gleich erscheinen." Dass ein forschungsorientiertes Studium an einer Universität bessere Chancen für die Absolventen biete, werde in der Öffentlichkeit nicht genug deutlich gemacht. Die Exzellenzinitiative habe gezeigt, dass die baden-württembergischen Universitäten zu den besten gehörten. "Bei uns zu studieren, lohnt sich", wirbt Gerhart von Graevenitz.

Das werde man auch in Zukunft stärker in den Vordergrund stellen, um bei den Studienanfängern für mehr Klarheit zu sorgen.

Rückfragen bitte an:
Katharina Kadel
Geschäftsstelle der Landesrektorenkonferenz Baden-Württemberg
Tel. 0711 12093360, Fax 12093366  
kadel @lrk-bw.de

Dr. Michael Schwarz
Pressesprecher der Universität Heidelberg
Tel. 06221 542310, Fax 542317
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Irene Thewalt
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