Die Stille gibt es nicht
8. Mai 2008
Der österreichische Physiker Professor Jörg Schmiedmayer hat mit seiner Arbeitsgruppe an der Heidelberger Ruprecht-Karls-Universität das Quanten-Rauschen gemessen – Grundlagenforschung für den Quantencomputer der Zukunft
Die absolute Stille gibt es nicht. Immer ist ein, wenn auch noch so leises Rauschen vorhanden, selbst in der Welt der Quanten. Wie lässt sich dieses messen? Was in unserer "normalen" Welt nicht besonders schwierig ist, wird in der uns fremden Quantenwelt eine komplizierte Angelegenheit. Der Physiker Jörg Schmiedmayer vom Atominstitut der Österreichischen Universitäten hat zusammen mit seiner Arbeitsgruppe an der Heidelberger Ruprecht-Karls-Universität und US-amerikanischen Kollegen jedoch in einem Experiment, das in der Online-Ausgabe der Wissenschaftszeitschrift "Nature Physics" veröffentlicht wurde, dieses Quanten-Rauschen gemessen.
Für dieses Experiment verwendeten die Wissenschaftler ein paar tausend Rubidium-Atome, die bis auf wenige Nanograd an den absoluten Nullpunkt von –273,15 Grad Celsius abgekühlt wurden. Bei dieser Temperatur nehmen die Atome den Zustand des so genannten Bose-Einstein-Kondensats (BEC) ein. Die einzelnen Teilchen verlieren dabei ihre Identität, sie verhalten sich wie ein riesiges Superatom und bewegen sich sozusagen im Gleichklang.
Das Quanten-Rauschen sorgt aber dafür, dass dieser Gleichklang ab einer gewissen Menge von Atomen gestört wird. Diesen Umstand machten sich die Physiker in ihrem Experiment zu Nutzen, indem sie zwei Ketten von Rubidium-Atomen im Zustand des BEC zur Interferenz brachten und das dabei entstehende Interferenzmuster mit einem Laser beleuchteten und fotografierten. Die Interferenzbilder zeigen die Störungen des Gleichklangs der beiden Ketten in Form von in Wellenlinien verbogenen Mustern anstatt gerader Streifen bei völliger Harmonie der Teilchen.
"Selbst bei diesen niedrigen Temperaturen ist es schwierig, das thermische Rauschen von dem fundamentalen Quanten-Rauschen zu unterscheiden", erläutert Jörg Schmiedmayer eine weitere Problematik des Experimentes. Denn die bei dem Experiment noch vorhandene Temperatur von weniger als einem millionstel Grad über dem absoluten Nullpunkt verursacht immer noch ein thermisches Rauschen. Mit Hilfe von statistischen Auswertungen der Bilder ist es den Wissenschaftlern nun jedoch erstmals gelungen, thermisches Rauschen und echtes Quanten-Rauschen voneinander zu trennen.
Derartige Grundlagenarbeiten könnten vielleicht in Zukunft bei der Entwicklung eines Quantencomputers von Bedeutung sein. "Wenn man ein Quantensystem haben will, das rechnet, dann wird alles noch viel komplizierter", betont Jörg Schmiedmayer und weist darauf hin, dass das jetzt vorgestellte Experiment es ermöglicht zu erkennen, wie sich Quanteneigenschaften selbst zerstören können. Eine wichtige Voraussetzung, um vielleicht irgendwann einmal einen Quantencomputer zu bauen. "Wahrscheinlich muss aber erst noch die entsprechende Technologie dafür entwickelt werden, wie das die Halbleiter-Technologie für die heutigen Computer ist", schränkt der Physiker Schmiedmayer ein.
Rückfragen bitte an:
Professor Dr. Jörg Schmiedmayer
Atominstitut der Österreichischen Universitäten
Stadionallee 2
A-1020 Wien
Österreich
Tel. +43 1 58801-14101
jschmied@ati.ac.at
allgemeine Rückfragen von Journalisten auch an:
Dr. Michael Schwarz
Pressesprecher der Universität Heidelberg
Tel. 06221 542310, Fax 542317
michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de
http://www.uni-heidelberg.de/presse
Irene Thewalt
Tel. 06221 542310, Fax 542317
presse@rektorat.uni-heidelberg.de
Für dieses Experiment verwendeten die Wissenschaftler ein paar tausend Rubidium-Atome, die bis auf wenige Nanograd an den absoluten Nullpunkt von –273,15 Grad Celsius abgekühlt wurden. Bei dieser Temperatur nehmen die Atome den Zustand des so genannten Bose-Einstein-Kondensats (BEC) ein. Die einzelnen Teilchen verlieren dabei ihre Identität, sie verhalten sich wie ein riesiges Superatom und bewegen sich sozusagen im Gleichklang.
Das Quanten-Rauschen sorgt aber dafür, dass dieser Gleichklang ab einer gewissen Menge von Atomen gestört wird. Diesen Umstand machten sich die Physiker in ihrem Experiment zu Nutzen, indem sie zwei Ketten von Rubidium-Atomen im Zustand des BEC zur Interferenz brachten und das dabei entstehende Interferenzmuster mit einem Laser beleuchteten und fotografierten. Die Interferenzbilder zeigen die Störungen des Gleichklangs der beiden Ketten in Form von in Wellenlinien verbogenen Mustern anstatt gerader Streifen bei völliger Harmonie der Teilchen.
"Selbst bei diesen niedrigen Temperaturen ist es schwierig, das thermische Rauschen von dem fundamentalen Quanten-Rauschen zu unterscheiden", erläutert Jörg Schmiedmayer eine weitere Problematik des Experimentes. Denn die bei dem Experiment noch vorhandene Temperatur von weniger als einem millionstel Grad über dem absoluten Nullpunkt verursacht immer noch ein thermisches Rauschen. Mit Hilfe von statistischen Auswertungen der Bilder ist es den Wissenschaftlern nun jedoch erstmals gelungen, thermisches Rauschen und echtes Quanten-Rauschen voneinander zu trennen.
Derartige Grundlagenarbeiten könnten vielleicht in Zukunft bei der Entwicklung eines Quantencomputers von Bedeutung sein. "Wenn man ein Quantensystem haben will, das rechnet, dann wird alles noch viel komplizierter", betont Jörg Schmiedmayer und weist darauf hin, dass das jetzt vorgestellte Experiment es ermöglicht zu erkennen, wie sich Quanteneigenschaften selbst zerstören können. Eine wichtige Voraussetzung, um vielleicht irgendwann einmal einen Quantencomputer zu bauen. "Wahrscheinlich muss aber erst noch die entsprechende Technologie dafür entwickelt werden, wie das die Halbleiter-Technologie für die heutigen Computer ist", schränkt der Physiker Schmiedmayer ein.
Stefan Zeeh
Rückfragen bitte an:
Professor Dr. Jörg Schmiedmayer
Atominstitut der Österreichischen Universitäten
Stadionallee 2
A-1020 Wien
Österreich
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