Siegel der Universität Heidelberg
Bild / picture

Das Geburtstagskind wächst wieder

31. Mai 2008

50 Jahre Institut für Politische Wissenschaft – Festakt mit Bernhard Vogel in der Alten Aula: Auch in Zukunft die Freiheit sichern

„Das Heidelberger Institut für Politische Wissenschaft hat viele Früchte getragen“, stellte Bernhard Vogel, früher Ministerpräsident in Rheinland-Pfalz wie auch in Thüringen, während seines Festvortrages bei der Feierstunde anlässlich des 50-jährigen Bestehens des IPW in der Alten Aula fest. In warmherzigem Ton sprach Vogel von „meiner Universität“, an der er der letzte Assistent von Alfred Weber und der erste Assistent von Dolf Sternberger gewesen ist. Vor allem Grundüberzeugungen Sternbergers, der eine Gründerfigur des IPW war, hätten ihn durch sein langes Politikerleben bis heute prägend begleitet. Zwei wichtigen Repräsentanten des Instituts machte Vogel in launiger Rede – allerdings nicht unwidersprochen – Komplimente, die für Heiterkeit sorgten. So bescheinigte er Klaus von Beyme, dass er auch ein guter Ministerpräsident hätte werden können. Und Dieter Nohlen, dessen Forschungsgebiet Wahlen und Wahlsysteme Vogel aus seiner Heidelberger Zeit vertraut ist, bezeichnete er als „Großmeister der Handbücher und Lexika“.

Vogel, der sowohl in Rheinland-Pfalz als auch in Thüringen an Universitätsgründungen beteiligt war, unterstrich, dass „das IPW zahlreiche Früchte getragen“, zum Beispiel bedeutende Absolventen in vielen gesellschaftlichen Bereichen hervorgebracht hat. Er betonte, dass nach dem Zweiten Weltkrieg eine Politikwissenschaft zur Aufarbeitung der Vergangenheit wie auch zur Festigung der jungen Demokratie notwendig war. Heute stelle sich die Situation ungleich stabiler dar, aber einige „Haarrisse“ wie abnehmende Wahlbeteiligungen oder anwachsender Rechtsextremismus seien nicht zu übersehen. Und durch Europäisierung und Globalisierung entstünden neue Forschungsfelder. Insgesamt gelte es, auch in Zukunft „die Freiheit zu sichern“, denn – so Vogel: „Was erreicht ist, kann auch wieder verloren gehen.“ Die derzeit „gute Verfassung“ des IPW hob bereits zu Beginn des Festaktes Institutsdirektor Uwe Wagschal hervor. Durch den Heidelberger Erfolg in der Exzellenzinitiative werde es zusätzliche Professuren und eine Kapazitätssteigerung geben. Bereits geschaffen wurden neue Studiengänge und eine Alumni-Sektion.

Dass das (Geburtstags-) Kind IPW nach vielen Jahren nun wieder zu wachsen beginnt, konstatierte auch Manfred G. Schmidt als Dekan der Heidelberger Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Im bis zu Aristoteles zurückreichenden politikwissenschaftlichen Denken seien 50 Jahre IPW zwar keine allzu lange Zeitspanne, aber dennoch seien in Heidelberg „wegweisende Beiträge“ entstanden, zum Beispiel im Hinblick auf vergleichende Analysen und interdisziplinäre Kooperationen. So zeichne sich das Institut heute durch ein vielversprechendes Forschungsprogramm aus. Sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene habe es sich einen „vorzüglichen Namen erworben“. Schließlich unterfütterte Klaus von Beyme die Feierstunde mit pointierten Erinnerungen an wichtige Personen des Instituts, für das Karl Jaspers seinerzeit Dolf Sternberger, Alfred Weber hingegen den zugleich in Harvard lehrenden Carl Joachim Friedrich favorisiert hatte. Natürlich spielten diese beiden Wissenschaftler, die zu den Gründungsvätern des IPW wurden, eine wichtige Rolle in von Beymes Streifzug. Schon damals habe es keine Schulbildung in Heidelberg gegeben. Vielmehr habe er das IPW früh als „extrem pluralistisch“ empfunden. Vor allem seien Friedrich und Sternberger klare Anti-Nazis großbürgerlicher Herkunft gewesen, die sich zur Zeit der heftig ausbrechenden Studentenrevolte zurückzogen. Wenn es auch heute keine direkte Schule gibt, so haben nach Ansicht von Beymes doch zahlreiche Heidelberger Politikwissenschaftler Maximen des Instituts auf viele Lehrstühle in Deutschland getragen.


Heribert Vogt
© Rhein-Neckar-Zeitung


Rückfragen bitte an:
Dr. Michael Schwarz
Pressesprecher der Universität Heidelberg
Tel. 06221 542310, Fax 542317
michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de

Irene Thewalt
Tel. 06221 542310, Fax 542317
presse@rektorat.uni-heidelberg.de

Seitenbearbeiter: E-Mail
zum Seitenanfang