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Sommersternbilder werden sichtbar

9. Juni 2008

Der Sternhimmel im Juni – Sommersonnenwende am 21. 6. – Was geschieht mit unserer Sonne?


Am Nachthimmel werden allmählich die ersten Sommersternbilder sichtbar. Das Sommerdreieck mit Wega in der Leier, Deneb im Schwan und Atair im Schwan, ist schon in Osten zu sehen. Das Frühlingsdreieck ist Richtung Westen gerückt. Alle hellen Wintersternbilder sind verschwunden, mit Ausnahme von Kapella (im Fuhrmann) und Castor und Pollux (im Zwillinge), die noch tief in Nordwesten strahlen.

Als Erstes fällt in der nun spät einsetzenden Abenddämmerung hoch im Südwesten ein heller, deutlich orangenroter Stern auf. Es ist Arktur, der hellste Stern des Sternbildes Bootes. Arktur ist ein Stern, der sich schon seiner letzten Entwicklungsphase nähert. Als Roter Riese klassifiziert ist er der dritthellste Stern an der ganzen Himmelkugel. Seine Entfernung beträgt 36 Lichtjahre und er strahlt 107-mal so hell wie unsere Sonne.

Lang bevor es Menschen und Tiere gab, lebten die Götter und Göttinnen allein auf Himmel und Erde. Eines Nachts bildete sich aus den Scheren des Skorpions ein neues Sternbild: Die Waage mit ihren zwei großen Schalen. Zeus wusste dies zu deuten und gab seiner Tochter Dike die Aufgabe, die Schalen im Gleichgewicht zu halten. So wurde sie die Göttin der Gerechtigkeit. Später entwickelte sich mit Hilfe des Titanen Prometheus die menschliche Rasse auf der Erde. Am Anfang lebten diese friedlich unter Pflanzen und Tieren. Diese Zeit wurde die „goldenen Ära“ genannt. Doch dann begannen die Menschen Streit untereinander, wurden gierig und egoistisch. Dike übernahm die Aufgabe, mit ihnen zu reden, um gerecht die Probleme zu lösen. Aber die Menschen wurden immer streitsüchtiger. Die Göttin musste ansehen, wie sie durch Kriege große Verluste erlitten. Tief enttäuscht beschloss sie, die Erde zu verlassen und die Harmonie der Sterne zu suchen. Dort oben erinnert sie uns mit ihrer Waage, dass das Nehmen und Geben in Gleichgewicht bleiben soll.

Die Sonne erreicht am 21. Juni um 1.59 Uhr im Sternbild Stier den Gipfel ihrer Jahresbahn, der astronomische Sommer hält seinen Einzug. Neumond ist am 3., Vollmond am 18. Merkur kommt in untere Konjunktion mit der Sonne und bleibt unsichtbar. Venus verschwindet hinter der Sonne und ist auch unsichtbar. Mars kann noch am Abendhimmel zwischen Krebs und Löwe gesichtet werden. Jupiter wird zum Planeten der gesamten Nacht. Saturn bleibt nur bis Ende Juni sichtbar, während Uranus am Morgenhimmel auftaucht. Neptun ist vor Mitternacht zu sehen.

Ohne die ständige Energiezufuhr der Sonne wäre es auf der Erde kalt und Leben wäre nie entstanden. Aber auch ein relativ massearmer Stern wie die Sonne leuchtet nicht ewig. Sie hat schon 4,5 Milliarden Jahre auf dem Buckel und hat in diesem Zeitraum ihren Energieausstoß um 40 Prozent gesteigert. Aber wie geht es weiter? Heutzutage können Astrophysiker die Entwicklung von Sternen mithilfe von Computern sehr genau modellieren. Dies erlaubt auch einen Blick in die Zukunft der Sonne. Die kommenden vier Milliarden Jahre sind dabei recht unspektakulär: Die Sonne entwickelt sich langsam weiter zu höheren Leuchtkräften, insgesamt um 80 Prozent. Es kommt aber der Tag, an dem sich der nukleare Brennstoff, der Wasserstoff im Zentrum, dem Ende zuneigt und dies führt zu strukturellen Veränderungen. Der Kern der Sonne kontrahiert und die äußere Hülle dehnt sich aus, die Sonne wird zu einem Riesenstern. In diesem Stadium nimmt die Leuchtkraft stark zu und erreicht das 2000fache des heutigen Wertes.

Die Details dieser Entwicklungsphase hängen stark von der Ausprägung des Masseverlusts durch den Sonnenwind ab. Die dazugehörigen Vorhersagen sind stark modellabhängig, aber die Sonne wird wohl knapp die Hälfte ihrer Gesamtmasse auf diese Weise einbüßen. Zurück bleibt, nach einer Brenndauer von etwa 12 Milliarden Jahren, ein Weißer Zwerg, der langsam erlischt und auskühlt.

Und was ist mit der Erde? Schon in etwa einer Milliarde Jahren wird die Leuchtkraft der Sonne so stark angestiegen sein, dass die Erde unbewohnbar wird. Erst viel später nimmt der Bahnradius der Erde in dem Maße zu, wie die Sonne Masse verliert. Aber das ist ein kleiner Effekt im Vergleich zur Expansion des Sonnenradius, der im Rote-Riesen-Stadium das 200fache des heutigen Wertes erlangt. Womöglich wird die Erde zum Ende des Sonnendaseins, wie vor ihr Merkur und Venus, von der Sonne verschluckt.

Info: Die Landessternwarte Heidelberg-Königstuhl bietet regelmäßige Führungen an, bei denen, gutes Wetter vorausgesetzt, Beobachtungen am Fernrohr durchgeführt werden. Näheres unter 06221 54 1706 (12:00 bis 16:00 Uhr) oder unter http://www.lsw.uni-heidelberg.de. Von Dr. Cecilia Scorza de Appl und Dr. Andreas Korn,
Landessternwarte, Zentrum für Astronomie Heidelberg ZAH Ruprecht-Karls-Universität.

© Rhein-Neckar-Zeitung


Rückfragen bitte an:
Dr. Michael Schwarz
Pressesprecher der Universität Heidelberg
Tel. 06221 54 2310, Fax 54 2317
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