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Mit dem Partner durch dick und dünn

Pressemitteilung Nr. 345/2011
3. November 2011
Heidelberger Soziologen erklären Einfluss der Partnerschaft auf das Körpergewicht

Wer in einer glücklichen Partnerschaft lebt, neigt eher zum Dickwerden als Singles. Ursache dafür ist unter anderem der Konkurrenzdruck auf dem Partnermarkt, wie eine Untersuchung am Max-Weber-Institut für Soziologie der Universität Heidelberg zeigt: „Wenn die Konkurrenz bei der Partnersuche hoch ist, achten Singles eher auf ihr Gewicht, um attraktiver zu sein“, erklärt Prof. Dr. Thomas Klein. „Bei weniger Konkurrenz sind die Gewichtsunterschiede zwischen Singles und Menschen in einer Partnerschaft geringer.“ Ähnlichkeiten beim Gewicht, die bei Paaren sehr häufig vorkommen, gehen nach Erkenntnis des Heidelberger Soziologen nicht auf Anpassungsprozesse während der Partnerschaft zurück, sondern beruhen darauf, dass bei der Partnerwahl Menschen mit ähnlichem Gewicht bevorzugt werden.

Die Mechanismen der „negativen Protektion“ und der „Selektion“ auf dem Partnermarkt sind der Wissenschaft bereits bekannt. Partnerschaften gehen oft mit einer Gewichtszunahme einher, das heißt, während sie sich nachweislich positiv auf Gesundheit und Lebenserwartung auswirken und so schützend wirken (Protektion), tritt beim Körpergewicht ein negativer Effekt ein. Ebenso ist belegt, dass ein niedrigeres Gewicht die Chancen verbessert, einen Partner zu finden (Selektion). Bisher war wegen mangelnder Daten aber unklar, welche Rolle der Partnermarkt beim Effekt der negativen Protektion spielt und inwieweit die Gewichtsähnlichkeit von Partnern auf Partnerwahl oder Anpassung zurückzuführen ist.

Das Team um Prof. Klein wertete für diese Fragestellungen die Daten des „Partnermarktsurvey 2009“ aus. Diese repräsentative Befragung der Heidelberger Soziologen von rund 2.000 Personen zwischen 16 und 55 Jahren berücksichtigt erstmals die Bedingungen des Partnermarkts, an denen sich die Motivation zur Gewichtskontrolle orientiert. Dabei zeigte sich, dass die „negative Protektion“ in einer Partnerschaft deutlich reduziert ist, wenn Singles vor der Partnerschaft wenig Konkurrenz fürchten mussten. „Daraus kann man ableiten, dass Singles bei einem entspannten Partnermarkt weniger auf ihr Gewicht achten und daher in einer Partnerschaft auch nicht deutlich zunehmen – wenn sie dagegen starke Konkurrenz fürchten, achten sie verstärkt auf ihr Gewicht und nehmen zu, sobald sie in einer Partnerschaft quasi aus der Konkurrenzsituation entlassen werden“, erklärt Prof. Klein.

Gestützt wird dieser Befund dadurch, dass eine kriselnde Partnerschaft oft mit niedrigerem Gewicht der Beteiligten verbunden ist als in problemlosen Partnerschaften. „Das kann zwar auch daran liegen, dass man weniger gemeinsame Mahlzeiten einnimmt oder dass sich die Probleme psychosomatisch auswirken, aber das Abnehmen lässt sich auch als eine Art ‚Vorbereitung auf den Partnermarkt’ interpretieren – als Bemühen um körperliche Attraktivität, weil man damit rechnet, bald wieder auf Partnersuche gehen zu müssen“, erklärt Thomas Klein.

Aus den Daten ergab sich auch, dass der Body Mass Index (BMI) der Befragten umso höher ist, je höher der BMI des Partners ist. Mit zunehmender Dauer der Partnerschaft gibt es aber keine weitere Gewichtsannäherung zwischen den Partnern. „Die BMI-Ähnlichkeit von Partnern beruht somit auf Prozessen der Partnerauswahl und nicht auf Annäherungen während der Partnerschaft – Dünne wählen in der Regel Dünne und Dickere wählen Dickere“, erklärt Prof. Klein.

Kontakt:
Prof. Dr. Thomas Klein
Max-Weber-Institut für Soziologie
Telefon (06221) 54-2972
thomas.klein@soziologie.uni-heidelberg.de

Kommunikation und Marketing
Pressestelle, Telefon (06221) 54-2311
presse@rektorat.uni-heidelberg.de
 

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