Heidelberger Forschungskooperationen mit Partnern in Russland und der Ukraine
13. Mai 2016
Zwei internationale Forschungsprojekte von Wissenschaftlern der Universität Heidelberg werden von der VolkswagenStiftung mit insgesamt rund 460.000 Euro gefördert: Der Astronom Prof. Dr. Rainer Spurzem leitet ein Vorhaben, bei dem Computersimulationen Aufschluss über Schwarze Löcher in Galaxienkernen geben sollen. Die Historikerin Prof. Dr. Tanja Penter untersucht Verbrechen gegenüber Zivilisten, die während des Zweiten Weltkrieges sowohl in den von den Deutschen besetzten als auch in den befreiten Gebieten der Sowjetunion verübt wurden. Die beiden Anträge wurden im Rahmen der Ausschreibung „Trilaterale Partnerschaften“ bewilligt. Das Förderprogramm zielt darauf, Kooperationsvorhaben zwischen Wissenschaftlern aus der Ukraine, Russland und Deutschland zu unterstützen.
Im Mittelpunkt des Forschungsprojekts „Dynamical Mechanisms of Accretion in Galactic Nuclei“ stehen Computersimulationen, die Vorgänge in Galaxienkernen abbilden sollen. Diese Zentralregionen von Galaxien beherbergen unter anderem supermassive Schwarze Löcher, die mit Sternen und Gas in der Umgebung eine Wechselwirkung eingehen. „Die hohe Sterndichte in diesem Raum beschleunigt Prozesse, bei denen Sterne sehr nahe an Schwarze Löcher geraten, wo sie durch sogenannte Gezeitenkräfte zerrissen werden. Ein Teil dieser Überreste wird anschließend von den Schwarzen Löchern gewissenmaßen aufgesammelt, also akkretiert“, erläutert Prof. Spurzem, der am Astronomischen Rechen-Institut des Zentrums für Astronomie forscht. Unter seiner Leitung werden Wissenschaftler der Universität Heidelberg, der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Ukraine sowie der Russische Akademie der Wissenschaften untersuchen, welche Faktoren den Prozess der Akkretion beeinflussen und auf welche Weise das geschieht. Das dreijährige Projekt wird mit rund 215.000 Euro gefördert.
Das Vorhaben „Violence against Civilians on the Eastern Front of World War II“ befasst sich mit der Gewalt, die sowohl von den deutschen Besatzern als auch von lokalen Kollaborateuren, ukrainischen Nationalisten, sowjetischen Partisanen, Angehörigen der Roten Armee und anderen Repräsentanten der sowjetischen Macht verübt wurde. Aus unterschiedlichen Perspektiven werden dabei die Opfer von Gewalt, aber auch die Täter und „Zuschauer“ in den Blick genommen. „Die Gewalt des Krieges wird in ihrem direkten lokalen Kontext erforscht, gleichzeitig jedoch eingeordnet in die Geschichte des deutschen Vernichtungskrieges an der Ostfront und der repressiven Politik des Stalinismus in Kriegszeiten“, betont Prof. Penter. An dem Forschungsprojekt sind neben Heidelberger Wissenschaftlern auch Historiker der Higher School of Economics in Moskau und der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Ukraine beteiligt. Die Fördersumme beträgt rund 245.000 Euro, die Laufzeit zwei Jahre.
Mit der Ausschreibung „Trilaterale Partnerschaften“ möchte die VolkswagenStiftung dazu beitragen, die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern aus der Ukraine, Russland und der Europäischen Union zu stärken. Die Ausschreibung – ohne thematische Vorgaben – richtete sich an Wissenschaftler aller Fachdisziplinen. Für 39 Forschungsvorhaben wurden insgesamt rund 8,6 Mio. Euro bewilligt.