Dalli, Dalli in Athen
Petra Dallmann holt Bronze mit der Schwimm-Staffel bei Olympia
Auf diese Damen ist Verlass. Das Hockeyteam um die beiden Heidelberger Studentinnen Mandy Haase und Fanny Rinne (siehe Porträt im vorletzten „Unispiegel“) holten bei den Olympischen Spielen sensationell die Goldmedaille. Und Petra Dallmann schaffte mit der deutschen Schwimmstaffel ebenfalls den Sprung aufs Siegertreppchen.
Geschafft. Die deutsche Schwimm-Staffel mit Petra Dallmann (links) gewinnt über die 4 x 200 m eine olympische Bronzemedaille. Foto : dpa |
Heiß war’s auf dem Olymp! Gut, dass Petra Dallmann von Sports wegen eher leicht bekleidet ist und sich als Schwimmerin schnell abkühlen kann. Wenn dann auch noch kühles Edelmetall am Hals hängt, sind Temperaturen um die 40 °C sowieso schnell vergessen. Schlimmer als die Hitze war jedoch die Medienschelte. „Die Bild-Zeitung interessiert sich Gott sei Dank gar nicht für mich“, erzählt Dallmann. „Der öffentlichen Druck, unter dem aber die Franzi stand, war immens, da hätte keiner gern mit ihr getauscht.“ Wenigstens hatten Journalisten zum olympischen Dorf keinen Zutritt. Viel zu hoch seien die Erwartungen im Vorfeld gewesen, wirkliche Medaillenchancen hätte sich die Freistilstaffel nur über die 4 x 200 m ausgerechnet – und diese schließlich glatt genutzt. Trotz des dritten Platzes ist aber auch Petra nicht hundertprozentig zufrieden, besonders mit ihrer Zeit, zumal Trainer Michael Spikermann eigentlich eine Leistungssteigerung erwartet hatte: „Petra war im Bereich ihrer Möglichkeiten, ist aber auf den ersten 50 m etwas zu langsam gewesen. Keine neues Problem. Wir müssen daran arbeiten, dass sie auch im Wettkampf mehr Risikobereitschaft zeigt.“
An mangelnder Vorbereitung lag es nicht. Im Training ist Petra früh schlafen gegangen und hat bis zum letzten Wettkampftag keinen Tropfen Alkohol angerührt. Mutter Gudrun zieht vor ihrer Tochter den Hut: „Sie steht um 7 Uhr auf, trainiert, geht an die Uni und trainiert dann wieder. Sogar im Urlaub geht sie früh morgens schwimmen. Ich drehe mich da im Bett dann noch einmal um.“ Manchmal ist ihr so viel Disziplin unheimlich. Aber keine Sorge, denn „Party-Peti“, wie sie von ihren Teamkolleginnen genannt wird, weiß auch richtig zu feiern: „Training ist Training – wenn man was macht, soll man es richtig machen. Aber wenn ich mal einen Monat frei habe, dann koste ich das richtig aus.“ Klar, auch der dritte Platz wurde ausgiebig begossen.
Härtere Strafen bei Dopingvergehen
Beim Thema Doping hört für Dallmann der Spaß jedoch auf. „Wenn wieder einer erwischt wird, kommt man sich irgendwie verarscht vor. Viele von denen kommen ja aus ärmeren Ländern. Da denkt man manchmal schon, die Reichen dopen so, dass man sie nicht erwischt.“ Deshalb fordert sie härtere Strafen und nimmt gerne in Kauf, dass die Privatsphäre bei den Kontrollen leidet: „Ganz ehrlich, ich lass mir lieber tausend Mal beim Pinkeln zuschauen, als dass ein Gedopter gewinnt.“
Klare Worte für eine, die erst seit vier Jahren Leistungssport betreibt. Natürlich hat die 25-Jährige ihr Seepferdchen schon etwas länger, im heimatlichen Umkirch waren allerdings die Entwicklungsmöglichkeiten nicht ganz optimal. Petras erster großer Durchbruch kam in Amerika, als sie dort für ein Jahr auf die Highschool ging. Da hat sie viel trainiert, war die beste Schwimmerin der Schule und durfte sogar an den All-America-Meisterschaften teilnehmen. Heidelberg mit dem Olympiastützpunkt war deshalb auch Petras erste Wahl fürs Medizinstudium. Trotz Einserabi bekam sie allerdings zunächst nur einen Platz in Freiburg und musste zwei Jahre auf einen Tauschpartner warten, bevor sie an den Neckar übersiedeln konnte.
Nach Olympia hat für sie erst einmal die Medizin wieder Vorrang, denn im März steht das 2. Staatsexamen vor der Tür. Mindestens zwei Jahre möchte Petra noch weiterschwimmen: „Dann muss man Bilanz ziehen – entwickele ich mich weiter, lohnt sich der Aufwand.“ Trainer Spikermann traut ihr viel zu, auch als Einzelstarterin. „Petra könnte in der Weltspitze ganz vorn mitschwimmen. Wenn sie es schafft, ihre hohen Leistungen im Training auch im Wettkampf umzusetzen, müsste sie in der Lage sein, in die Medaillenränge zu kommen.“ Und vielleicht startet sie ja 2008 in Peking. Dort hat es im Sommer übrigens nur so um die 27 °C – wie angenehm.
Melanie Engelke
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Letzte Änderung:
16.10.2004