Selten so gelacht
IDeFix begeistert mit „Verkehrte Welt“
Eine deutsche Theater-Revue mit Studenten aus China, Polen und den USA – kann das gutgehen? Es ging gut. Und zwar so gut, dass das Publikum im Romanischen Keller schon nach wenigen Minuten nicht mehr aus dem Lachen herauskam.
Das Spiel mit den National-Klischees gehört auch dazu. Foto : Allmeling
Die Mitglieder von „IDefix“, der Theatergruppe am Institut für Deutsch als Fremdsprachenphilologie, haben im vergangenen Semester eine Aufführung gewagt. Genauer: fünf Aufführungen der Theater-Revue „Verkehrte Welt“, von denen die meisten ausverkauft waren. Stücke von Monty Python, Mani Matter und Loriot standen auf dem Programm – eine gelungene Auswahl, die allen Mitwirkenden ermöglichte, zu zeigen, was sie können. Natürlich dabei: das „Jodeldiplom“ von Loriot, das den ersten Höhepunkt des Abends bildete.
Die teilweise bekannten Szenen wurden um Minidramen ergänzt, die Mitglieder der Gruppe selbst verfasst hatten, etwa „Pentameter“ von Keith Hall: Zwei Ehepaare, die sich offensichtlich nicht leiden können, verbringen den Abend zusammen und streiten über die Geschichte der Sprache. Der unhöflich kalte Dialog wird in Versen gesprochen – so unverhohlen bissig, dass das Zuhören kaum zu ertragen ist. Auch das Stück „Italienisch für Anfänger“ von Monty Python, in dem sich die Lehrerin vor einem Kurs von italienischen Muttersprachlern wiederfindet, bereitete großes Vergnügen; die Akzente der ausländischen Studenten sorgten für zusätzlichen Charme. Im „Cellblock Tango“ schließlich, einer Szene aus dem Musical „Chicago“, spielten die Schauspielerinnen geradezu mit National-Klischees: Sechs Mörderinnen aus verschiedenen Ländern erzählen von ihren Liebesabenteuern und verwandeln ihre Gefängniszelle in eine Bühne für einen fulminanten Tango.
Peter Sieron, der zusammen mit Joachim Bürkert die Theatergruppe „IDeFix“ seit elf Jahren unterstützt und leitet, trat zwischendurch als Müllmann auf und philosophierte mit dem Publikum über Alltägliches: über die Mülltrennung zum Beispiel, die für viele Studenten aus dem Ausland eine echte Herausforderung ist, über Kindererziehung und über die Fußballweltmeisterschaft. Durch das Programm führten die Kritiker Delling und Netzer, die zwischen den einzelnen Szenen mit Analysen, Kommentaren und Interviews am Bühnenrand aufwarteten. „Die alten Fehler sind wieder gemacht worden“, hieß es gleich zu Beginn des Abends, als die beiden Experten die Proben, das Sprechtraining und die Vorbereitung Revue passieren ließen. Nach so viel Kritik für die mehr als 30 Beteiligten bilanzierte der ehemalige Teamchef Völler schließlich selbstkritisch-bescheiden: „Wir haben uns den einen oder anderen Lacher erarbeitet.“ Was für eine Untertreibung!