Heidelberger Anfänge
Vita des Eberhard von Kumbd neu ediert
Heidelberg wurde das erste Mal 1196 erwähnt – in einer Urkunde des Klosters Schönau. So steht es in den Geschichtsbüchern. Falsch ist das nicht, dennoch gibt es noch eine andere schriftliche Quelle aus dieser Zeit, die bereits das Heidelberg um 1180 ins Visier nimmt.
Es handelt sich dabei um eine Vita des heiligen Eberhard. Diesen würden wir heute als Aussteiger bezeichnen. Um 1220 entstand seine Lebensbeschreibung. Der Chronist liefert ein faszinierendes Bild von fürstlichen Höfen, frommen Frauen und erstaunlichen Wundern. Eberhard verbrachte seine Jugend am Hof der Pfalzgrafen bei Rhein, pendelte zwischen Bacharach und Heidelberg hin und her, bat vergeblich um Aufnahme ins Kloster Schönau und gründete schließlich 1183 das Frauenkloster Kumbd im Hunsrück. Dort starb Eberhard 1191.
Zwar ist diese Heiligenvita den Fachleuten nicht gänzlich unbekannt – auf Grundlage einer Ausgabe von 1655 erschien die Lebensbeschreibung bereits 1962 in der Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins –, doch erst jetzt hat Stefan Weber mit seiner überarbeiteten Heidelberger Magisterarbeit eine für die wissenschaftliche Forschung unerlässliche kritische Edition des lateinischen Texts vorgelegt.
Die älteren Drucke werden korrigiert und um wichtige Neufunde ergänzt. Umfangreich ist der Kommentar, in dem auch die Anfänge Heidelbergs beschrieben werden. Und löblich ist schließlich die Übersetzung ins Deutsche. Denn damit können sich auch die Heidelberger ohne Lateinkenntnisse über die Anfänge ihrer Stadt unterrichten.
Stefan Weber: Das Leben des Eberhard von Kumbd. Heidelbergs Anfänge und weibliche Frömmigkeit am Mittelrhein. Neuedition, Übersetzung, Kommentar (Heidelberger Veröffentlichungen zur Landesgeschichte und Landeskunde, Bd. 11), Heidelberg 2004, 309 Seiten, Universitätsverlag Winter, ISBN 3-8253-1628-9, 42 Euro