Starthilfe für ausländische Studierende
Das „Heidelberger Modell“ des Internationalen Studienzentrums hilft bei der Vorbereitung auf ein Fachstudium
Momentan zählt die Ruperto Carola rund 5.700 ausländische Studierende, das sind knapp 20% aller Studenten in Heidelberg – ein deutlicher Beweis für die Beliebtheit der Neckarstadt. Allerdings stehen viele Neuankömmlinge vor gewaltigen Problemen: Eingewöhnung und fremde Kultur sind nur einige davon. Tauchen dann noch sprachliche und fachliche Hürden auf, wächst die Gefahr des „Uni-Schocks“ und eines daraus resultierenden Studienabbruchs. Hier hilft das „Heidelberger Modell“.
Den "Uni-Schock" überwinden. Foto : Dorn |
„Vor allem dann, wenn junge Menschen aus ihrer Heimat einen zu hohen Erfolgsdruck spüren, wachsen die Versagensängste“, erklärt Dr. Horst Hornig, der Initiator dieses Modells vom Studienkolleg des Internationalen Studienzentrum (ISZ). Daher werden ausländische Studienbewerber, deren Eingangsvoraussetzungen nicht den deutschen Standards entsprechen, in dieser Institution auf ihr künftiges Studienfach vorbereitet. Beim Heidelberger Modell werden Vorstudienbereich und Grundstudium durch eine interdisziplinäre Zusammenarbeit von Studienkolleg und Wirtschaftswissenschaftlicher Fakultät „verschränkt“. Kern dieses Projekts ist die „abnehmerdefinierte“ Ausbildung im Studienkolleg, d.h. die stoffliche und hochschuldidaktische Verknüpfung der Lerninhalte, die der Studienkollegiat in seinem künftigen Studienfach benötigt. Dies impliziert unter anderem auch die Gewöhnung an das hochschulgemäße Lernen, das ein hohes Maß an Eigeninitiative verlangt.
Nach dem Grundsatz „Fordern und Fördern“ des Heidelberger Erziehungswissenschaftlers Felix von Cube werden sprachliche und fachliche Defizite beseitigt und die Studienkollegiaten durch steigende Progression im Lernprozess des Studienkollegs dazu befähigt, parallel an Vorlesungen und Übungen sowie an Klausuren in propädeutischen Fächern teilzunehmen und Scheine zu erwerben, die für das Vordiplom anerkannt werden. „Möglich wurde das Projekt aber nur, weil sich die Leitung und die Mitarbeiter des Studienkollegs und des Internationalen Studienzentrums, die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät und das Akademische Auslandsamt der Universität Heidelberg der Verantwortung für ausländische Studierende bewusst sind und mir stets hilfreich zur Seite stehen“, so Horst Hornig.
Natürlich sind viele Studenten zunächst einmal frustriert, weil sie nicht sofort mit dem Fachstudium beginnen können. Immerhin bedeutet die Teilnahme an den Kursen des Studienkollegs einen nicht unerheblichen Mehraufwand. Doch spätestens mit den ersten Erfolgen schlägt diese Frustration ins Gegenteil um – meist bewältigen diese Kollegiaten das restliche Studium wesentlich besser, als sie es sich selbst zugetraut hätten. Und die Tatsache, dass die nach einem erfolgreichen Freischussversuch ausgestellten Scheine problemlos an anderen Hochschulen anerkannt werden, macht die Sache noch attraktiver. Das Heidelberger Modell führt somit trotz des Studienkollegjahres zu einer Studienzeitverkürzung. Dr. Hornig schlägt sogar vor, dieses Modell in abgewandelter Form auch auf deutsche Studienbewerber auszudehnen, um die hohen Abbrecherquoten deutscher Studierender zu senken.