Rektoren und Dekane, Kanzler und Direktoren
Dagmar Drüll und Eva Kritzer legen ein komplettes Verzeichnis aller Führungskräfte der Universität Heidelberg seit ihrer Gründung vor
Woher kommt es, dass das Bistum Speyer von seiner Gründung (vor 350 n. Chr.) bis heute nur 95 Bischöfe zählt (in der spätantik-frühmittelalterlichen Lücke von 250 Jahren mögen noch 15 Bischöfe zuzuzählen sein), während die 1000 Jahre jüngere Geschichte der Universität Heidelberg seit 1386 die so hohe Zahl von 748 Rektoren nennt?
Der Unterschied ist natürlich darin begründet, dass die Bischöfe als Bischöfe auf Lebenszeit kreiert sind, während die Rektoren (und Prorektoren und Dekane) auf Zeit gewählt werden: der Rektor im Falle Heidelbergs ab 1386 vierteljährig, schon ab 1393 halbjährig und ab 1522 auf ein Jahr bis zu den Hochschulgesetzen 1968ff.; die (zweite) Amtszeit von Hubert Niederländer betrug ab 1975 erstmals 4, die mit dem Erscheinen dieser Publikation zu Ende gegangene von Peter Hommelhoff nach dem geltenden Landeshochschulgesetz erstmals 6 Jahre. Alle Rektoren (Name, Amtszeit, Fakultät) und Dekane der in der Geschichte mehrmals geteilten Fakultäten listet das Handbuch von Dagmar Drüll (unter Mitarbeit von Eva Kritzer) auf. Sie konnte sich dabei auf die gründliche Vorarbeit von Hermann Weisert, dem 2003 gestorbenen Universitätsarchivar von 1964-1988, stützen, die zuerst 1968 mit Nachtrag in Ruperto Carola 61/1978 und korrigiert und fortgeschrieben in Semper apertus 4/1985 erschienen war.
Übernimmt ein Amt mit jahrhundertealter Tradition: der neue Rektor Bernhard Eitel bei der Jahresfeier der Universität Heidelberg.
Foto: Welker
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Drüll hat alle Daten überprüft und Weiserts Notate eingearbeitet; erstmals werden nun aber auch die "Namen und Amtszeiten der Prorektoren (seit 1919), Kanzler (Wormser Dompröpste bzw. -bischöfe bis 1803, und seit 1970), Vizekanzler sowie seit 1970 der Verwaltungsdirektoren und Kaufmännischen Direktoren des Universitätsklinikums in einer übersichtlichen Zusammenstellung vorgelegt" – insgesamt fast 1400 Amtsträger. Auch eine Zeittafel zur Geschichte der Universität Heidelberg hatte Weisert 1986 erstellt; Drüll hat nun eine höchstwillkommene "Zeittafel zur (Verwaltungs-)Geschichte der Universität von 1386 bis 2007" erarbeitet (XVI-XLI). In dieser alle fürstlich-staatlichen Verwaltungsverordnungen berücksichtigenden Chronik erfährt man, dass der 733. Rektor 1966 (und 1967 wiedergewählt) die bisher einzige Rektorin Margot Becke war; dass der 681. Georg Jellinek 1907 der erste jüdische Rektor in der Geschichte der Ruperto Carola war, ist nicht vermerkt; und dass der Dekan der Philosophischen Fakultät 1812 und 1817 Johann Heinrich Voß natürlich der Sohn des Homer-Übersetzers ist, muss man wissen. Die neun vierteljährigen Rektorate des Gründungsrektors Marsilius von Inghen dagegen kann man ablesen; ablesbar ist auch allein an den Daten die historisch, bald
auch durch konfessionellen Proporz bedingte insgesamt schwächelnde Periode der Universität zwischen 1650 und 1800 mit zuletzt gar vererbten Professuren, wo es möglich war, dass ein Philipp Ludwig Pastoir zwischen 1706 und 1757 in der Philosophischen Fakultät insgesamt 19 Mal zum Dekan gewählt werden konnte (und offenbar musste). Aus wiederentdeckten Senatprotokollen konnte übrigens erstmals die Series rectorum für die letzten Jahre (1640-1648) des Dreißigjährigen Kriegs dokumentiert werden (X, 14).
Mit Stolz kann die Bearbeiterin darauf hinweisen, dass durch dieses mit persönlichem Engagement und familiären Eigenmitteln finanzierte, ihrem Hauptgeschäft abgerungene Werk die "Ruperto Carola die einzige europäische Hochschule ist, deren Amtsträger von ihrer Gründung 1386 bis 2006 in einem Nachschlagewerk gedruckt dokumentiert sind" – im Moment eines Rektoratswechsels und eines die Hohe Schule in ihrem Selbstverständnis elementar herausfordernden Strukturwandels eine historisch-aktuelle Archivalie von hohem Nutzwert, keineswegs ein "zu lebendiger Zeit / unnützes Erinnern" (Goethe). Für sie sind alle Geschichtsforscher und überhaupt an der Geschichte der Ruprecht-Karls-Universität Interessierten dankbar – in Vorfreude auf Fortführung und Abschluss des Hauptgeschäfts: Drüll, Heidelberger Gelehrtenlexikon 1933-1986 (voraussichtlich 2008) nach den Bänden 1386-1651 (2002), 1652-1802 (1991) und 1803-1932 (1986).
auch durch konfessionellen Proporz bedingte insgesamt schwächelnde Periode der Universität zwischen 1650 und 1800 mit zuletzt gar vererbten Professuren, wo es möglich war, dass ein Philipp Ludwig Pastoir zwischen 1706 und 1757 in der Philosophischen Fakultät insgesamt 19 Mal zum Dekan gewählt werden konnte (und offenbar musste). Aus wiederentdeckten Senatprotokollen konnte übrigens erstmals die Series rectorum für die letzten Jahre (1640-1648) des Dreißigjährigen Kriegs dokumentiert werden (X, 14).
Mit Stolz kann die Bearbeiterin darauf hinweisen, dass durch dieses mit persönlichem Engagement und familiären Eigenmitteln finanzierte, ihrem Hauptgeschäft abgerungene Werk die "Ruperto Carola die einzige europäische Hochschule ist, deren Amtsträger von ihrer Gründung 1386 bis 2006 in einem Nachschlagewerk gedruckt dokumentiert sind" – im Moment eines Rektoratswechsels und eines die Hohe Schule in ihrem Selbstverständnis elementar herausfordernden Strukturwandels eine historisch-aktuelle Archivalie von hohem Nutzwert, keineswegs ein "zu lebendiger Zeit / unnützes Erinnern" (Goethe). Für sie sind alle Geschichtsforscher und überhaupt an der Geschichte der Ruprecht-Karls-Universität Interessierten dankbar – in Vorfreude auf Fortführung und Abschluss des Hauptgeschäfts: Drüll, Heidelberger Gelehrtenlexikon 1933-1986 (voraussichtlich 2008) nach den Bänden 1386-1651 (2002), 1652-1802 (1991) und 1803-1932 (1986).
Hermann Weisert † / Dagmar Drüll / Eva Kritzer, Rektoren – Dekane – Prorektoren – Kanzler – Vizekanzler – Kaufmännische Direktoren des Klinikums der Universität Heidelberg 1386-2006, Heidelberg: Kurpfälzischer Verlag, 2007
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