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Romanisches Seminar

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Dr. Gerhard Frey †

Nachruf auf Gerhard Frey

Am 27. August 2014 verstarb nach langer Krankheit Dr. Gerhard Frey, Akademischer Oberrat an der Universität Heidelberg. Bis zu seiner Pensionierung 1998 lehrte er am Romanischen Seminar französische und spanische Literatur und deren Übersetzung. Die Trauerfeier fand am 5. September in der Kapellengemeinde statt. 

Geboren wurde er 1933 als Sohn eines Herrenhuter Missionars in Surinam. 1940-1947 war die Familie dort wegen ihrer deutschen Staatsangehörigkeit interniert. Das Abitur machte er 1953 in Thüringen, 1954 in Baden-Württemberg. Es folgten geisteswissenschaftliche Studien 1955-1961 in Heidelberg, Montpellier und London. 1963-1971 war er Lektor am Dolmetscher-Institut Heidelberg.

Als Kollege war er anregend und herausfordernd, als Dozent konnte er begeistern. Um eine mehrsemestrige Veranstaltung über Don Quijote bildete sich ein regelrechter Freundeskreis. Langjähriges Thema war auch die biblische Parabel vom Verlorenen Sohn und ihr Nachleben. Die Doktorarbeit von 1970 betraf „Die ästhetische Begriffswelt Flauberts“ und war ebenfalls nicht untypisch. Als Übersetzer wurde Frey ohnehin mit Terminologie konfrontiert und entwickelte akribische Begriffssysteme. In Aufsätzen erhellte er noch 2000 die Bedeutung von „sentimental“ und 2009 die von „résilience“. Anderseits kreiste er auch sonst vor allem um das 19. Jahrhundert. Das zeigen etwa die Übersetzungen für die Kataloge der Karlsruher Ausstellungen von Delacroix (2003) und von französischer Plastik des 19. Jahrhunderts (2007). Auch einen spanisch-sprachigen Autor der Zeit hat er übertragen und hierfür vom Land Baden-Württemberg ein Arbeitsstipendium erhalten. Es handelt sich um José Rizal, den philippinischen Nationalhelden, der eine Zeit lang in Wilhelmsfeld bei Heidelberg gelebt hatte. Sogar einen Aufsatz hat Frey über ihn verfaßt: „Gewalt oder Gewaltlosigkeit bei Konfliktlösungen: Alternativen bei Friedrich Schiller und José Rizal“ (2005). Hier zeigt sich sowohl die komparatistische Dimension des Verstorbenen wie auch sein Interesse an einem politischen Problem von höchster Aktualität. Er war breit angelegt.

               

Arnold Rothe

 

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Letzte Änderung: 16.05.2015