Die Entwicklung eines innovativen Geschäftsmodells für die frei zugängliche Veröffentlichung wissenschaftlicher Bücher im Internet planen der Exzellenzcluster „Asien und Europa im globalen Kontext“ der Ruperto Carola und die Universitätsbibliothek. Als Pilotprojekt wird der Cluster dazu die englischsprachige Buchserie „Heidelberg Studies in Transculturality“ für Nachwuchswissenschaftler auflegen und die Entwicklungsarbeit für einen entsprechenden Server koordinieren. Die UB wird die neuen Online-Publikationen bereitstellen und bewerben. Mit Mitteln für Mitarbeiter und studentische Hilfskräfte von rund 380 000 Euro fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) das Vorhaben über einen Zeitraum von zwei Jahren.
„Eine Online-Veröffentlichung bietet Autoren die Möglichkeit, die multimedialen Techniken des Internets zu nutzen, um zum Beispiel Videos einzubetten oder Verknüpfungen zu anderen digitalen Quellen herzustellen; eine Open-Access-Publikation (Repro: Universität) hat dabei den Vorteil, dass die Inhalte zu jeder Zeit rund um die Uhr frei verfügbar sind“, erläutert die Mitinitiatorin des Projekts Dr. Andrea Hacker vom Cluster „Asien und Europa“. Ziel des Vorhabens ist es, dass die redaktionelle Manuskriptbetreuung so hohen Ansprüchen genügt, wie Autoren dies von traditionellen Wissenschaftsverlagen gewohnt sind. Dazu gehört ein Peer-Review-Verfahren, eine Qualitätsprüfung durch die Herausgeber der Bücher, und ein professionelles Sprachlektorat. Beabsichtigt ist, bis zum Jahr 2015 acht Monographien zu veröffentlichen. Inhaltlicher Schwerpunkt der Serie sind die Dynamiken kultureller Austauschbeziehungen.
Technisch wird die Online-Veröffentlichung auf der Publikationsplattform Open Monograph Press basieren, die vorrangig in den Vereinigten Staaten entwickelt wurde und in Heidelberg von der Universitätsbibliothek betrieben wird. „Bei dem System Open Monograph Press handelt es sich um eine offene Software-Plattform, mit der die einzelnen Schritte bei der Veröffentlichung professionell gesteuert werden können“, so Dr. Martin Nissen von der UB. Mithilfe des Projekts sollen sowohl die Produktionskosten als auch die Akzeptanz ermittelt und langfristige Finanzierungsmodelle entwickelt werden. Hierfür wollen die Verantwortlichen externe Berater hinzuziehen, etwa von der Stanford University in den USA.
Koordiniert wird das Projekt von Prof. Dr. Axel Michaels aus dem Direktorium des Exzellenzclusters zusammen mit dem Direktor der Universitätsbibliothek Dr. Veit Probst. Für die Umsetzung sind die Open-Access-Experten Hacker und Nissen verantwortlich. Das Publikationsmodell soll nach Abschluss der Pilotphase frei zugänglich im Internet veröffentlicht werden.
www.uni-heidelberg.de/universitaet/profil/openaccess
Campus-Report-Interview mit Dr. Martin Nissen (mp3)
Siehe auch: Open-Access-Publikationsfonds eingerichtet
Siehe auch: UB wirbt erfolgreich Drittmittel der DFG ein
Der von Studierenden der Ruperto Carola gegründete und betriebene Heidelberger Club für Wirtschaft und Kultur wurde jüngst mit dem „Preis der Freunde“ ausgezeichnet. Die Gesellschaft der Freunde Universität Heidelberg (GdF) honoriert mit der Auszeichnung das außergewöhnliche Engagement der studentischen Initiative, die mit dem „Heidelberger Symposium“ alljährlich eine mehrtägige Veranstaltung zu einem Schwerpunktthema von gesellschaftlicher Relevanz mit hochkarätigen Referenten ausrichtet. In Anwesenheit von Rektor Prof. Dr. Bernhard Eitel überreichte der GdF-Vorsitzende Bernhard Schreier den mit 2500 Euro dotierten Preis (Foto: Universität).
„Die gesamte Organisation liegt in studentischer Hand. Neben der bemerkenswert kontinuierlichen und qualitativ hochwertigen Arbeit des Heidelberger Clubs für Wirtschaft und Kultur über einen Zeitraum von 25 Jahren überzeugt dabei insbesondere die inhaltliche und organisatorische Konzeption der Veranstaltung“, begründete der Vorstand der GdF seine Entscheidung. Mit zuletzt über 800 Teilnehmern erfahre das Symposium eine Resonanz in und außerhalb der Hochschule, die weit über übliche Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen hinausreiche. Der „Preis der Freunde“ wird seit 1995 jährlich an studentische Gruppen vergeben, die sich durch herausragendes Engagement hervorgetan haben. Neben der Preissumme umfasst die Auszeichnung einen Wanderpokal, der als abstraktes Kunstwerk ähnlich einer Flamme gestaltet ist und alle preisgekrönten Initiativen symbolisch darstellt.
Der Heidelberger Club für Wirtschaft und Kultur wurde 1988 als Verein mit dem Ziel gegründet, die Ausbildung an der Universität durch Praxisbezug und interdisziplinären Austausch zu ergänzen. Die Idee mündete in das Format des Heidelberger Symposiums, das 1989 zum ersten Mal stattfand. Mit der Veranstaltung sollen junge Menschen dazu ermuntert werden, sich mit zentralen gesellschaftlichen Fragestellungen zu beschäftigen und dabei die Sichtweise des eigenen Studienfachs um andere Disziplinen zu erweitern.
Das Forum wird jedes Jahr von Studierenden organisiert, wozu auch die Errichtung eines Festzelts auf dem Universitätsplatz gehört, das als zentraler Veranstaltungsort dient. Für Vorträge, Diskussionen und Kolloquien konnten stets namhafte Persönlichkeiten aus allen Bereichen des öffentlichen Lebens gewonnen werden. Im vergangenen Jahr trug das Heidelberger Symposium den Titel „überMACHT“, in diesem Jahr geht es um das Thema „Grenzen(los)“.
Spektakulärer Zufallsfund: In den Vereinigten Staaten ist eine die Universität Heidelberg betreffende Bulle von Papst Urban VI. aus dem Jahr 1387 entdeckt worden. Die Urkunde, die seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs als verschollen galt, lagerte auf dem Dachboden eines Hauses in St. Louis. Die Finder hatten sich über das Internet an das Universitätsarchiv gewandt. Von dort aus gelang es, eine Übergabe des mittelalterlichen Dokuments an den deutschen Generalkonsul in Chicago zu vermitteln. Die Experten des Archivs, aus dessen Beständen die Papstbulle vor nicht ganz 70 Jahren verschwunden ist, arbeiten jetzt an einem fachgerechten Rücktransport nach Heidelberg.
Generalkonsul Dr. Christian Brecht konnte die Urkunde Ende Januar persönlich entgegennehmen. Überbracht wurde sie von der Schwester der Finderin, die diese in den Besitztümern ihrer Mutter auf dem Dachboden entdeckt hatte – überrascht, dort ein Dokument in lateinischer Sprache aufzustöbern. Um Näheres herauszufinden, hatte sie sich an das Institute of Jesuit Sources in St. Louis gewandt. Dort konnte die Ruperto Carola als Ursprungsort der Bulle ausgemacht werden. Wie die Urkunde in den Besitz der Mutter gelangt ist, bleibt für die Schwestern ein Rätsel.
„Es gibt leider auch keinerlei Hinweise darauf, wie das Dokument in den Nachkriegswirren von Heidelberg in die USA gelangt ist“, sagt der Direktor des Universitätsarchivs Dr. Ingo Runde. Bei einer Revision des Archivs im Dezember 1947 und Januar 1948 war bemerkt worden, dass acht mittelalterliche Urkunden aus den Beständen verschwunden waren. Neben der nunmehr wiederaufgefundenen Bulle handelt es sich um zwei weitere päpstliche sowie fünf pfalzgräfliche Urkunden aus der Gründungszeit der Universität, aus den Jahren 1386 bis 1389 (Foto Gründungsurkunde: Universitätsarchiv). Ingo Runde: „Der zeitliche Zusammenhang spricht dafür, dass diese Dokumente zusammen aufbewahrt wurden und damit möglicherweise auch gemeinsam den Weg über den Atlantik genommen haben.“ Der Archivleiter hofft daher, dass die Zufallsentdeckung vielleicht Spuren zum Verbleib der anderen Urkunden ans Licht bringt.
In der jetzt wiederaufgefundenen Bulle vom August 1387 erteilt Papst Urban VI. den an der Heidelberger Universität weilenden Geistlichen das Privileg, auf fünf Jahre von der Präsenz am Ort ihrer Pfründe befreit zu sein. Es handelt sich um ein Originalpergament. Für die Organisation des Transports nach Heidelberg arbeitet das Universitätsarchiv mit Frieder Kuhn zusammen, dem Leiter des Instituts für Erhaltung von Archiv- und Bibliotheksgut des Landesarchivs Baden-Württemberg.
Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg zählen zu den renommiertesten medizinischen Zentren in Deutschland. Erstmals hat nun eine Studie der TU Dresden belegt, dass sie auch volkswirtschaftlich von großer Bedeutung sind. Durch ihre Wirtschaftskraft sorgen sie für ein vermehrtes Steueraufkommen sowie für Zuwachs und Stabilisierung von Arbeitsplätzen – sowohl in der Stadt Heidelberg, der Rhein-Neckar-Region und Baden-Württemberg als auch in ganz Deutschland. Klinikum und Fakultät sind die drittgrößte Einrichtung ihrer Art in der Bundesrepublik mit einem Umsatz von jährlich rund 940 Millionen Euro.
Die Studie beleuchtet zum ersten Mal die Wertschöpfung eines Uniklinikums und einer medizinische Fakultät in Baden-Württemberg. Wertschöpfung bezeichnet die Differenz zwischen den von einem Unternehmen abgegebenen und übernommenen Leistungen; sie gibt an, welchen Anteil ein Unternehmen zur gesamtwirtschaftlichen Leistung beiträgt. Die Untersuchung der Forschungsgruppe Marktorientierte Unternehmensführung der TU Dresden unter Federführung von Prof. Armin Töpfer beruht auf quantitativen Daten der Statistischen Landesämter und des Bundesamtes sowie aus Heidelberg. Zusätzlich wurden Experten des Klinikums und der Fakultät befragt.
„Die wirtschaftliche Bedeutung der Hochschulmedizin wird unterschätzt“, findet Irmtraut Gürkan, Kaufmännische Direktorin des Universitätsklinikums: „Deshalb haben wir eine Studie in Auftrag gegeben, die sich mit der anspruchsvollen vielfältigen Wertschöpfung am Standort Heidelberg beschäftigt.“ So habe die Studie gezeigt, dass allein die Stadt und der Rhein-Neckar-Kreis von einem Gemeindesteueraufkommen von 23 Millionen Euro, 5600 Arbeitsplätzen sowie einer Wertschöpfung von 770 Millionen Euro profitierten. Baden-Württemberg habe 2011 zwar Zuschüsse von insgesamt 169,5 Millionen Euro in das Klinikum und die Fakultät investiert, der Rückfluss an Steuergeldern an das Land daraus betrage aber 151,8 Millionen und bundesweit 484,6 Millionen Euro. Waren an Klinik und Fakultät 2011 etwa 10 150 Mitarbeiter beschäftigt, wurden durch Auftragsvergaben oder Kooperationen pro Vollzeitstelle 1,4 weitere Arbeitsplätze in Baden-Württemberg geschaffen, in ganz Deutschland sogar 2,7. Die Wertschöpfung – der Wertzuwachs durch alle Produktions- und Leistungsprozesse – beläuft sich dem Gutachten zufolge auf 1,026 Milliarden Euro im Land und entspricht dem 1,8-fachen der direkten Wertschöpfung von Klinikum und Fakultät. Auf die gesamte Bundesrepublik bezogen wird die Wertschöpfung mit 1,544 Milliarden Euro beziffert.
„Diese Studie belegt, dass medizinische Fakultäten und Universitätsklinika heute nicht mehr nur als öffentliche Einrichtungen wahrgenommen werden dürfen, die viel Geld kosten; sie sind vielmehr bedeutende Wirtschaftsmotoren, bei denen jeder Euro gut investiert ist“, so Prof. Dr. Guido Adler, Leitender Ärztlicher Direktor des Heidelberger Klinikums. Und weiter: „Vor allem müssen sie wirtschaftlich in die Lage versetzt werden, schwerstkranke Patienten auf hohem Niveau zu versorgen, innovativ zu forschen und junge Menschen gut auszubilden.“
Wesentliche Ergebnisse des Wertschöpfungsgutachtens (pdf)
Ausgewählte Grafiken (pdf)
Campus-Report-Interview mit Irmtraut Gürkan (mp3)
Siehe auch: Eine positive Bilanz für 2013 trotz schwieriger Rahmenbedingungen