Donnerstag, 28.11.2024
17:15 | Prof. Dr. Kim Ryholt (University of Copenhagen) |
Europa und die Waldpiraten
Von Jasmin Zahn
Im November 2013 erschien ein Bericht zu ERASMUS: Von „sozialer Ausgrenzung“ und „Europa im Suff“ war darin die Rede. Dass ERASMUS aber viel mehr sein kann als Partytourismus, hat das Heidelberger Erasmus Student Network (ESN) an einem Sommerwochenende unter Beweis gestellt. Im Zuge von „SocialErasmus“ gestaltete ESN Heidelberg zusammen mit internationalen Studierenden einen bunten Europa-Nachmittag für die Kinder der Heidelberger Waldpiraten (Foto: privat). Die Waldpiraten sind ein Camp der Deutschen Kinderkrebsstiftung. Hier können sich Kinder über zwei Wochen erholen, dabei Kinder kennenlernen, die das gleiche Schicksal teilen, und so einen neuen sozialen Anschluss in einer schweren Zeit finden.
„SocialErasmus“ stellt sich dabei in den Dienst des ERASMUS-Programms, das die Möglichkeit eröffnet, Erfahrungen mit neuen Kulturen und Universitätssystemen zu sammeln, Freundschaften zu knüpfen und für das weitere Leben inspiriert zu werden. „SocialErasmus“ greift diesen Gedanken auf und erweitert ihn um einen sozialen Gesichtspunkt. Das Projekt wurde 2008 in Polen von Justyna Adamiec und Magdalena Pawelcyzk anlässlich des zehnten Jubiläums von ESN Poland etabliert.
„Vollanbieter“ in der Lehrerbildung
Von Prorektorin Prof. Dr. Beatrix Busse (Foto: Universität)
Orte (places), nicht Räume (spaces), werden durch Sprache und andere soziale Praktiken, durch die bedeutungsvolle Interaktion von Akteuren, präsentiert, erzeugt und damit in Wert gesetzt. Es ist das Ziel des von der Universität Heidelberg und der Pädagogischen Hochschule gemeinsam und in enger Zusammenarbeit verantworteten Projekts „heiEDUCATION“, Heidelberg als Ort der exzellenten Lehrerbildung neu zu definieren und zu positionieren.
Dieses „place-making“ bewegt sich innerhalb verschiedener Kontexte. Dazu gehören beispielsweise soziale und andere dynamische Prozesse, die mit Schlagwörtern wie dem demographischen Wandel, der multikulturellen und mobilen Wissensgesellschaft, den Herausforderungen des digitalen Zeitalters, den Konsequenzen des Bologna-Prozesses und den (bisweilen doch zweifelhaften) PISA-Studien benannt werden. Sie haben komplexe Auswirkungen auf den Schulalltag von Lehrern und Schülern, die inzwischen durch das G8-Abitur sehr jung – mit 17, manchmal sogar schon 16 Jahren – das Gymnasium beenden. Derartige Entwicklungen müssen in eng vernetzten fachwissenschaftlichen, fachdidaktischen und bildungswissenschaftlichen Konzepten einer exzellenten Lehrerbildung, die sich auch durch Professionsbezug und das Zusammenspiel der (Aus-)Bildungsphasen auszeichnet, integriert werden.
Die Rückkehr der Papstbulle
Von Oliver Fink
Eine verschollen geglaubte Papstbulle aus der Gründungszeit der Universität Heidelberg, die bei einem privaten Zufallsfund in den USA zum Vorschein kam, ist nunmehr an die Ruperto Carola zurückgekehrt. Mit Diplomatenkurier und einem Spezialtransport wurde das mittelalterliche Dokument, das in der Nachkriegszeit aus dem Universitätsarchiv verschwunden war, nach Heidelberg und von hier zunächst in die Restaurierungswerkstatt des Landesarchivs in Ludwigsburg gebracht (Foto: Institut für Erhaltung von Archiv- und Bibliotheksgut). Jetzt befindet sich das kostbare Dokument aus dem 14. Jahrhundert wieder in den Beständen des Universitätsarchivs und wurde erstmals öffentlich gezeigt.
Mit der Urkunde setzte Papst Urban VI. am 2. August 1387 die Dekane von Konstanz, St. Andreas in Köln und Neustadt von seinem am gleichen Tag ausgestellten Privileg in Kenntnis, durch welches er die an der Heidelberger Universität weilenden Geistlichen auf fünf Jahre von der Präsenz am Orte ihrer Pfründen befreite. Wie viele Geistliche bezogen auch die an einer mittelalterlichen Universität lehrenden Kleriker Einkünfte aus Kirchen, die sich nicht am Ort ihrer Tätigkeit befanden, sodass eine entsprechende Abwesenheitsregelung, wie sie hier beschlossen wurde, notwendig war.
Kriminaltechniker der Archäologie
Von Mirjam Mohr
Als einer der weltweit führenden Spezialisten auf dem Gebiet der Archäometrie gilt Prof. Dr. Ernst Pernicka (Foto: Fink). Der Wissenschaftler, der Grabungsleiter in Troja war und die Echtheit der „Himmelsscheibe von Nebra“ nachwies, erinnert an Universalgelehrte früherer Zeiten: Als studierter Chemiker arbeitete er 20 Jahre lang am Max-Planck-Institut für Kernphysik, habilitierte sich in den Geowissenschaften und hatte Professuren in den Ingenieur- und Materialwissenschaften sowie in der Archäologie inne.
All diese Bereiche sind Teil seines Spezialgebiets, mit naturwissenschaftlichen Methoden archäologische und historische Fragestellungen zu klären. Jetzt wurde Ernst Pernicka auf die neue Klaus-Tschira-Stiftungsprofessur „Archäometrie“ am Institut für Geowissenschaften der Universität Heidelberg berufen. Gleichzeitig ist er Direktor des Curt-Engelhorn-Zentrums Archäometrie der Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim. „Die Archäometrie erweitert die Betrachtungsweisen der Archäologie mit instrumentellen Mitteln um eine Dimension, die wir mit unseren Sinnen nicht erfassen können“, erklärt der Forscher sein Arbeitsfeld.
Urmaterie mit 180 000 Stundenkilometern
Licht im Dunkel des Universums: Mit der Untersuchung von interstellarem Staub ist ein internationales Wissenschaftlerkonsortium der sogenannten Urmaterie auf der Spur, die als Grundlage für Leben gilt, wie wir es kennen. Das Konsortium aus 33 Forschungseinrichtungen, dem auch Wissenschaftler der Universität Heidelberg angehören, analysiert seit acht Jahren Staub aus interstellarer Materie, der von der Raumsonde Stardust (Bild: NASA) eingefangen wurde. In einer Studie in „Science“ und elf Begleitpublikationen wurden nun erste Ergebnisse veröffentlicht. Diese zeigen, dass die Teilchen in ihrer Elementzusammensetzung, Kristallstruktur und Größe heterogen sind und deutlich von bisher angenommenen Eigenschaften abweichen.
„Der Weltraum zwischen den Sternen unserer Milchstraße ist nicht völlig leer, er enthält immerhin einige Prozent der gesamten Masse. Diese sogenannte interstellare Materie ist extrem wichtig, da aus ihr neue Sterne und Planetensysteme entstehen“, beschreibt Prof. Dr. Mario Trieloff den Hintergrund der Untersuchungen. Der Geowissenschaftler der Ruperto Carola koordiniert das DFG-Schwerpunktprogramm „Die ersten zehn Millionen Jahre des Sonnensystems“, in dessen Rahmen Wissenschaftler verschiedener deutscher Forschungseinrichtungen an dem internationalen Konsortium unter Leitung der Universität Berkeley beteiligt sind.
Neutronensterne und Quark-Gluon-Plasmen
Von Oliver Fink
Vier große Forschungsfelder, auf die sich die interdisziplinäre Zusammenarbeit an der Universität Heidelberg konzentriert, haben sich in der ersten Förderphase der Exzellenzinitiative herausgebildet. In der zweiten Förderperiode werden diese interaktiven Felder, die sogenannten Fields of Focus (FoF), nun weiterentwickelt – als Kern der Heidelberger Forschungsstrategie. Der Field of Focus 2 trägt den Titel „Struktur- und Musterbildung in der materiellen Welt“. Hier arbeiten Wissenschaftler aus den naturwissenschaftlichen und mathematischen Disziplinen an gemeinsamen Fragestellungen.
Wie auch in den anderen drei Fields of Focus berät ein Research Council, dem Wissenschaftler der beteiligten Disziplinen aber auch Vertreter der außeruniversitären Partner angehören, etwa bei der Integration neuer Instrumente zur Vernetzung der interdisziplinären Forschung oder entwickelt Strategien zur Profilbildung. „In unserem Bereich geht es allerdings weniger um die Bereitstellung von Core Facilities, wie teilweise in den anderen Fields of Focus. Auch ist bei uns der Vernetzungsgrad bereits sehr groß. Vielmehr schauen wir, wo gerade – auch für die Gesamtuniversität – wichtige Entwicklungen stattfinden, die noch verstärkt und gefördert werden könnten“, sagt Physiker Prof. Dr. Matthias Weidemüller (Foto: Fink), der Sprecher des Research Council.