Bild des Monats, März 2013

Dunkler und mystischer Ort: der Karzer

Kaum eine andere Einrichtung der Universität lässt so verklärte Phantasien entstehen wie das historische Studentengefängnis, der Karzer. Etymologisch geht dieses Wort, ebenso wie Kerker, auf das lateinische carcer, -is m. „Gefängnis“ zurück. In Heidelberg wurden hier bis 1914 Studenten inhaftiert, die sich größerer oder kleinerer Straftaten schuldig gemacht hatten. Das einzige erhaltene Karzerbuch bietet einen interessanten Überblick, wer wann und wie oft in der Zeit ab 1879 hier seine Strafe verbüßte. Einem anderen Zweck diente es ab 1945, als sich darin zahlreiche touristische Besucher wie in einem Gästebuch eintrugen.

Neben Informationen zu Professoren und Studenten bieten die Quellen des Universitätsarchivs auch nähere Angaben zu einzelnen, heute schon lange aus dem Stadtbild verschwundenen Gebäuden der Universität. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts entwickelte sich im Bereich zwischen der Augustiner- und der Heugasse ein zweites Universitätsviertel. Dort, in einem halb verfallenen Haus neben der Realistenburse, wurde dann 1545 der erste Karzer eingerichtet. Der Aufenthalt in diesem „Kerker“ war kein angenehmer, wie ein Schreiben der Universität an die kurpfälzische Regierung aus dem Jahr 1596 eindringlich vor Augen führt. Darin heißt es, dass seit Errichtung eines Brunnens in der Nähe des Karzers wegen der bößen dünste, keiner lang ohne gefherliche krankheitt darinnen pleiben mag. Der inhaftierte Student Caspar Flaminius habe sich sogar in gefhar leibs und lebens befunden und ihm seien wie damalß der augschein geben, die kleider am leib und [...] die schuch an fußen verfaulet.

Copyright: Universitätsarchiv Heidelberg
Signatur: Dia II 00142, Dig 00254
Foto: Michael Schwarz

Einzigartiges Karzerbuch aus dem Studentengefängnis (Pressemitteilung der Universität Heidelberg vom 26. Februar 2013)