Bild des Monats, August 2014
Kehrte nach Heidelberg zurück: Bulle von Papst Urban VI.
Zufallsfund in den USA – Urkunde war seit Ende des Zweiten Weltkriegs verschollen
Mit dieser Urkunde setzte Papst Urban VI. am 2. August 1387 die Dekane von Konstanz, St. Andreas in Köln und Neustadt von seinem am gleichen Tag ausgestellten Privileg in Kenntnis, durch welches er die auf der Heidelberger Universität weilenden Geistlichen auf fünf Jahre von der Präsenz am Orte ihrer Pfründen befreit, und beauftragte sie mit der Ausführung (UAH, XII,1 Nr. 8). Wie viele Geistliche bezogen auch die an einer mittelalterlichen Universität lehrenden Kleriker Einkünfte aus Kirchen, die sich nicht am selben Ort ihrer Tätigkeit befanden, so dass eine entsprechende Abwesenheitsregelung notwendig war. Das erwähnte Privileg selbst ist verschollen und gehört zu den Urkunden aus der Gründungszeit der Universität Heidelberg, die auf einer 1948 aufgestellten Liste als fehlend aufgeführt sind. Neben drei Papstbullen handelte es sich um fünf pfalzgräfliche Urkunden der Jahre 1386 bis 1389: http://www.uni-heidelberg.de/uniarchiv/bdm2014-07.html
Von den Urkunden auf dieser Liste konnte lediglich die gesondert aufbewahrte pfalzgräfliche „Gründungsurkunde“ vom 1. Oktober 1386 bald nach dem Krieg wieder in die Bestände des Universitätsarchivs aufgenommen werden (UAH, XII,1 Nr. 2). Sie war zusammen mit dem päpstlichen Stiftungsprivileg von 1385 bereits zu Kriegsbeginn nach Erlagen ausgelagert und 1942 mit den Reichskleinodien des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg vor den Fliegerangriffen in Sicherheit gebracht worden. Die anderen Urkunden auf der Liste wurden erst im Sommer 1942 wegen der erhöhten Fliegergefahr zusammen mit den gesamten Archivbeständen und den alten Handschriften der Universitätsbibliothek Heidelberg in das Schloss Zwingenberg evakuiert und 1944 in das Salzwerk Heilbronn umgelagert. Trotz dieser kriegsbedingten Auslagerungen können die aufgeführten Verluste auch erst später während der Heidelberger Besatzungszeit eingetreten sein. Das Auftauchen einer der drei Papstbullen in den USA nährt nun die Hoffnung, dass bald auch noch weitere verloren geglaubte Stücke wieder an ihren Bestimmungsort zurückgeführt werden können, da sie laut den alten Inventarlisten zusammen aufbewahrt und vermutlich gemeinsam verpackt vor den Bombenangriffen evakuiert worden waren.
Copyright: Universitätsarchiv Heidelberg
Signatur des Bildes: UAH Dig 391
Signatur des Originals: UAH XII, 1 Nr. 8
Foto: Ingo Runde, Michael Schwarz, Volker Thewalt