Papstbulle in USA entdeckt
Mittelalterliche Urkunde aus dem Jahr 1387 lagerte auf dem Dachboden eines Privathauses in St. Louis
In den USA ist bei einem privaten Zufallsfund eine die Universität Heidelberg betreffende Bulle von Papst Urban VI. aus dem Jahr 1387 entdeckt worden: Die Urkunde, die seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs als verschollen galt, lagerte auf dem Dachboden eines Hauses in St. Louis. Über das Deutsche Generalkonsulat in Chicago und das Politische Archiv des Auswärtigen Amtes in Berlin wurde sie in das Universitätsarchiv Heidelberg zurückgeführt und im Institut für Erhaltung von Archiv- und Bibliotheksgut (IfE) des Landesarchivs Baden-Württemberg in Ludwigsburg restauriert.
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Foto: Universitätsarchiv Heidelberg Die Bulle von Papst Urban VI. aus dem Jahr 1387
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Mit dieser Urkunde setzte Papst Urban VI. am 2. August 1387 die Dekane von Konstanz, St. Andreas in Köln und Neustadt von seinem am gleichen Tag ausgestellten Privileg in Kenntnis, durch welches er die auf der Heidelberger Universität weilenden Geistlichen auf fünf Jahre von der Präsenz am Orte ihrer Pfründen befreit, und beauftragte sie mit der Ausführung (UAH, XII,1 Nr. 8). Wie viele Geistliche bezogen auch die an einer mittelalterlichen Universität lehrenden Kleriker Einkünfte aus Kirchen, die sich nicht am selben Ort ihrer Tätigkeit befanden, so dass eine entsprechende Abwesenheitsregelung notwendig war. Das erwähnte Privileg selbst ist verschollen und gehört zu den Urkunden aus der Gründungszeit der Universität Heidelberg, die auf einer 1948 aufgestellten Liste als fehlend aufgeführt sind. Neben drei Papstbullen handelte es sich um fünf pfalzgräfliche Urkunden der Jahre 1386 bis 1389: http://www.uni-heidelberg.de/uniarchiv/bdm2014-07.html
Von den Urkunden auf dieser Liste konnte lediglich die gesondert aufbewahrte pfalzgräfliche „Gründungsurkunde“ vom 1. Oktober 1386 bald nach dem Krieg wieder in die Bestände des Universitätsarchivs aufgenommen werden (UAH, XII,1 Nr. 2). Sie war zusammen mit dem päpstlichen Stiftungsprivileg von 1385 bereits zu Kriegsbeginn nach Erlagen ausgelagert und 1942 mit den Reichskleinodien des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg vor den Fliegerangriffen in Sicherheit gebracht worden. Die anderen Urkunden auf der Liste wurden erst im Sommer 1942 wegen der erhöhten Fliegergefahr zusammen mit den gesamten Archivbeständen und den alten Handschriften der Universitätsbibliothek Heidelberg in das Schloss Zwingenberg evakuiert und 1944 in das Salzwerk Heilbronn umgelagert. Trotz dieser kriegsbedingten Auslagerungen können die aufgeführten Verluste auch erst später während der Heidelberger Besatzungszeit eingetreten sein. Das Auftauchen einer der drei Papstbullen in den USA nährt nun die Hoffnung, dass bald auch noch weitere verloren geglaubte Stücke wieder an ihren Bestimmungsort zurückgeführt werden können, da sie laut den alten Inventarlisten zusammen aufbewahrt und vermutlich gemeinsam verpackt vor den Bombenangriffen evakuiert worden waren.
Medienecho:
Oliver Fink, Oktober 2014: Die Rückkehr der Papstbulle, in: Journal@RupertoCarola 7/14
Mannheimer Morgen/Morgenweb, 08.08.2014:
http://www.morgenweb.de/region/mannheimer-morgen/heidelberg/schatz-vom-fernen-dachboden-1.1830195
Pressemitteilung der Universität Heidelberg, 07.08.2014:
http://www.uni-heidelberg.de/presse/news2014/pm20140807_urkunde-aus-der-gruendungszeit-der-universitaet-ist-nach-heidelberg-zurueckgekehrt.html
RNF, 07.08.2014:
http://www.rnf.de/mediathek/video/heidelberg-historische-urkunde-kehrt-heim/
SWR, 07.08.2014:
Päpstliche Bulle von 1387: Uni präsentiert Sensationsfund
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.02.2014:
Berserker auf Pergament
Stuttgarter Zeitung, 04.02.2014:
Papst-Bulle in USA entdeckt
Mannheimer Morgen, 04.02.2014:
Papst-Urkunde auf US-Dachboden
Rhein-Neckar-Zeitung, 04.02.2014:
Papstbulle fürs Uniarchiv
Pressemitteilung der Universität Heidelberg vom 03.02.2014
Focus, 03.02.2014:
Zufallsfund soll päpstliche Urkunde aus Heidelberg sein
Südwestrundfunk, 03.02.2014:
Verschwundene Papstbulle in den USA aufgetaucht