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Kontakt

Abguss-Sammlung
Institut für Klassische Archäologie
Marstallhof 4
69117 Heidelberg
Telefon (06221) 54-2515 oder 54-2512
antikenmuseum@zaw.uni-heidelberg.de

 
Öffnungszeiten

Sonntag: 11 bis 13 Uhr

Mittwoch: 15 bis 17 Uhr

 
Weitere Informationen
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Abguss-Sammlung des Instituts für Klassische Archäologie

Kurzbeschreibung

In der Abguss-Sammlung des Instituts für Klassische Archäologie lässt sich die Entwicklung der griechischen Plastik von ihren Anfängen bis in die römische Kaiserzeit nachvollziehen. Zu sehen sind Gipsabgüsse von Statuen und Reliefs, deren Originale aus vielen bedeutenden Museen der Welt stammen. Unter den Exponaten befinden sich auch Teile des Parthenon-Tempels auf der Athener Akropolis, darunter eine Skulpturen-Gruppe sowie ein 22 m langes Relief. Die Abguss-Sammlung, die zu den größten derartigen Einrichtungen an deutschen Universitäten zählt, ist Teil der archäologischen Sammlung der Universität Heidelberg, deren Bestand an Originalwerken im Antikenmuseum des Instituts ausgestellt ist.

 

Umfang der Sammlung

Die Sammlung, die sich im Erdgeschoss des Neuen Kollegiengebäudes (Marstallhof 4) befindet, umfasst rund 1.200 Abgüsse antiker Statuen, Reliefs, Büsten und Porträts verschiedener Größen. Hinzu kommen etwa 14.000 Kleinabgüsse, vor allem von sogenannten Gemmen, also Steinen, auf die in der Antike Bildmotive geschnitten wurden.

 

Existiert seit

Die Entstehung von Abguss-Sammlungen ist eng verbunden mit der Etablierung der Klassischen Archäologie als eigenständiger Disziplin im 19. Jahrhundert – die vergleichsweise preisgünstigen Gips-Kopien waren und sind bis heute in der Lehre unverzichtbar. Die archäologische Sammlung der Ruperto Carola ist aus dem 1835 gestifteten „Antiquarium Creuzerianum“ hervorgegangen, der Privatsammlung antiker Kunst des bekannten Heidelberger Philologen Georg Friedrich Creuzer. Seit 1848, dem offiziellen Gründungsjahr, werden die beiden Sammlungsteile beständig um antike Originale und Abgüsse plastischer Bildwerke erweitert. Die bedeutenden Parthenon-Skulpturen etwa, deren Originale in London zu sehen sind, wurden dem Institut 1886 anlässlich der 600-Jahrefeier der Universität geschenkt.

 

Nutzung in der Lehre

Die Abguss-Sammlung wurde als Lehrsammlung angelegt und spielt auch heute noch eine wichtige Rolle im Studium der Klassischen Archäologie, so etwa im Rahmen von Stil-, Beschreibungs- und Bestimmungsübungen: Anhand dreidimensionaler Objekte lässt sich auf anschauliche Weise demonstrieren, wie beispielsweise bei Skulpturen Gewänder gefaltet oder Relief-Oberflächen gestaltet sind. Der größte Teil der Gipsabgüsse kann flexibel nach Themen und nach den Erfordernissen des Lehrbetriebs zusammengestellt werden. Genutzt wird sie zudem für die museumspraktische Ausbildung etwa bei der Vorbereitung von Ausstellungen durch studentische Arbeitsgruppen.

 

Nutzung in der Forschung

In der Forschung spielen die Gipsabgüsse zur Zeit eine untergeordnete Rolle. Unter dokumentarischen Gesichtspunkten werden alte Abgüsse jedoch hin und wieder herangezogen, wenn sich der Zustand der Originale – etwa unter dem Einfluss schlechter Witterung – stark verschlechtert hat.

 

Nutzung als Museum

Die Abguss-Sammlung ist zweimal wöchentlich für Besucherinnen und Besucher öffentlich zugänglich. Zweimal im Monat finden dort außerdem Vortragsveranstaltungen und Führungen zu archäologisch-kulturhistorischen Themen statt. Für die Besichtigung durch Schulklassen und Gruppen können Termine außerhalb der Öffnungszeiten vereinbart werden.

 

Das sagt der Konservator der Sammlung, Dr. Hermann Pflug:

„Der Abguss-Sammlung stehen hinsichtlich ihrer Nutzung in nächster Zeit größere Veränderungen bevor. Aufgrund der geplanten Sanierung des Kollegiengebäudes, die im kommenden Jahr starten soll, wird die Sammlung ab 2017 für einen längeren Zeitraum der Öffentlichkeit nicht zugänglich sein. In einer zweiten Bauphase steht dann auch das Antikenmuseum für Lehrveranstaltungen vorübergehend nicht zur Verfügung. Im Zuge der Umbaumaßnahmen, die bis 2020 abgeschlossen sein sollen, wird für die Abguss-Sammlung im Erdgeschoss des Gebäudes ein neues Präsentationskonzept unter veränderter Flächennutzung erarbeitet. Das Antikenmuseum, das sich bislang im vierten Stockwerk befindet, wird nach Abschluss der Sanierung ebenfalls im Erdgeschoss zu finden sein.“

 

Das besondere Objekt

Juno
Juno Ludovisi

„Zu meiner Erquickung habe ich gestern einen Ausguss des colossalen Juno-Kopfes, wovon das Original in der Villa Ludovisi steht, in den Saal gestellt. Es war dies meine erste Liebschaft in Rom, und nun besitz’ ich sie“, heißt es in der „Italienischen Reise“. Deren Autor, Johann Wolfgang Goethe, stand mit seiner Begeisterung nicht allein. Wie Hermann Pflug betont, wurde dieser überlebensgroße Kopf einer Frau, den Goethe erwarb, „von den Zeitgenossen des Dichters regelrecht zu einer Ikone des Klassizismus stilisiert, dessen Kopie damals in vielen Antiken-Sammlungen zu finden war“. Der Kopf war Teil einer monumentalen, mindestens 3,5 m hohen Statue. Im 19. Jahrhundert ging man davon aus, dass es sich um ein die Göttin Juno darstellendes Kultbild handelt. „Was bereits die Griechen in manchen Statuen gesehen haben – die irdische Verkörperung einer Gottheit –, versuchte man offenbar im späten Klassizismus und in der frühen Romantik nachzuempfinden. Letztlich ging es darum, die antike Vergangenheit auch emotional zu erfassen“, erläutert der Konservator der Heidelberger Abguss-Sammlung.

Dass eine Göttin mit dieser Plastik verewigt werden sollte, wird heute allerdings in Zweifel gezogen. Wie Forscher im 20. Jahrhundert herausgefunden haben, handelt es sich bei dem Kopf vielmehr um ein – allerdings stark idealisiertes – Porträt der Antonia Minor, einer Tochter des Marc Anton, Mitglied des zweiten Triumvirats, und Mutter des späteren Kaisers Claudius. Das Original befindet sich im Nationalmuseum in Rom, in Goethes Haus am Frauenplan in Weimar kann ein Abguss im sogenannten Juno-Zimmer besichtigt werden. Der Heidelberger Kopf der Antonia Minor gehört zu den ältesten nachweisbaren Stücken der Abguss-Sammlung: Er stammt aus dem Nachlass des bekannten Münchener Philologen Friedrich Thiersch, der 1862 teilweise an die Universität Heidelberg gelangte.

E-Mail: Seitenbearbeiter
Letzte Änderung: 20.05.2016
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