Theologie > DWI >  Aktuelles >

Die Bekehrung von August Hermann Francke

Der junge Francke (1663-1691)

August Hermann Francke führt bis zu seinem Bekehrungserlebnis in Lüneburg ein klassisches „Gelehrten-Karriere-Leben“: „meine theologiam fast ich in den Kopf, und nicht ins Herz, und war vielmehr eine tote Wissenschaft als eine lebendige Erkenntnis“.

Im Herbst 1687 geht er nach Lüneburg, um seine Kenntnisse in der Bibelwissenschaft zu vertiefen. Bereits kurz nach seiner Ankunft soll er in der St. Johanniskirche eine Predigt zu dem Bibeltext aus Joh.20, 31 „dass ihr glaubet, Jesu sei Christus, der Sohn Gottes und dass ihr durch den Glauben das Leben habt“ halten. Francke kommen bei der Predigtvorbereitung Zweifel, ob er einen solchen wahren und lebendigen Glauben habe. Er stürzt in eine tiefe Krise und  erforscht seinen inneren „Seelen-Zustand“, was dazu führt, dass er alle seine Erkenntnisse aus seinem achtjährigen Theologiestudium, seine Überzeugung von der lutherischen Kirchenlehre sowie seinen Glauben an die Bibel und die Existenz Gottes verwirft: „Denn ich glaubte auch keinen Gott im Himmel mehr und damit war alles aus“. Auf dem Höhepunkt seiner Krise begleitet er seinen Konrektor Mezendorf bei einem Besuch des Klosters Lüne bei Lüneburg. Dort führt er ein Gespräch mit dem Superintendenten Heinrich Wilhelm Scharff über die Frage „woran ein Mensch erkennen solle, ob er Glauben habe oder nicht“. Dieses Gespräch enthält den Schlüssel für Franckes Bekehrung. Ihm wird zu diesem Zeitpunkt klar, dass er keinen Glauben hat

Francke will die Predigt absagen, „weil ich im Unglauben und wider mein eigen Herz nicht predigen und die Leute also betrügen könnte“. Francke betet und ruft „an den Gott, den ich noch nicht kannte noch glaubte um Rettung aus solch elenden Zustand“. Sein Gebet wird erhört: „Denn wie man eine Hand umwendet, so waren alle meine Zweifel hinweg (…) alle Traurigkeit und Unruhe des Herzens ward auf einmal weggenommen, hingegen ward ich als mit einem Strom der Freude übergossen. (…) Nun erfuhr ich, wahr zu sein, was Lutherus saget in der Vorrede über die Epistel an die Römer: Glaube ist ein göttlich Werk in uns, das uns wandelt und neu gebieret aus Gott (Joh.1,12).Und tötet den alten Adam, machet uns ganz andere Menschen von Herz, Mut, Sinn und allen Kräften und bringet den Heiligen Geist mit sich“.

Das ist Franckes datierbares Bekehrungserlebnis. Sein gesamtes Leben und Wirken wird von diesem Bekehrungserlebnis von nun an bestimmt.

von Sabine Hack

 

 

Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 29.05.2018
zum Seitenanfang/up